Streckenpachtvertrag ist ab 1. Mai 2024 gekündigt
Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen droht schnelles Aus

Rechts im Bild Fa. Matthäi Schaumburg. Fällt die Belieferung mit Güterzügen weg, würden rd. 2.400 LKW p. a. die Kreisstraßen belasten. Mit den  touristisch attraktiven Schienenbus- und Dampfeisenbahnfahrten sowie der Reaktivierungsperspektive für erneuten regelmäßigen Schienenpersonenverkehr wäre es dann auch vorbei.  | Foto: Burkhard Rohrsen
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  • Rechts im Bild Fa. Matthäi Schaumburg. Fällt die Belieferung mit Güterzügen weg, würden rd. 2.400 LKW p. a. die Kreisstraßen belasten. Mit den touristisch attraktiven Schienenbus- und Dampfeisenbahnfahrten sowie der Reaktivierungsperspektive für erneuten regelmäßigen Schienenpersonenverkehr wäre es dann auch vorbei.
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PRESSEMITTEILUNG DER BÜCKEBERGBAHN RINTELN-STADTHAGEN GMBH

Die Städte Rinteln, Obernkirchen und der Kurort Bad Eilsen drohen von der Verkehrswende abgehängt zu werden. Während in ganz Niedersachen die Reaktivierung des Schienenpersonenverkehrs vorangetrieben wird, schafft der Landkreis Schaumburg umgekehrte Tatsachen: Der Strecke droht das schnelle Ende, auch im Güter- und Touristenverkehr.

Obernkirchen, 13. Oktober 2023. Der Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen droht die Stilllegung. Bereits im kommenden Jahr könnte die 20,4 Kilometer langen Verbindung für den Betrieb gesperrt werden. Grund dafür sind der unzureichende bauliche Zustand und der fehlende Wille des Eigentümers, diesen zu beheben. Mehrere Brückenbauwerke in Obernkirchen und Bad Eilsen sowie das Gleis von Stadthagen-West bis zum Georgschacht können schon jetzt nur noch eingeschränkt passiert werden und müssten dringend saniert werden.

Streckeneigentümer sind über die Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH (RStV) anteilig der Landkreis Schaumburg mit 50%, die weiteren 50% entfallen auf die Städte Rinteln, Stadthagen und Obernkirchen. Bislang zeigt sich der Landkreis Schaumburg mit den weiteren Kommunen nicht bereit, die für den Weiterbetrieb aufzuwendenden Kosten zu übernehmen da dieses per Pachtvertrag auf die Bückebergbahn übertragen wurde.

Zögern der öffentlichen Hand und zu geringe Einnahmen führen zum
Rückzug der Bückebergbahn Rinteln-Stadthagen GmbH im kommenden Jahr

Für die Sanierung der Brückenbauwerke und des Gleises sind nach Berechnungen der Bückebergbahn einmalige Investitionen in Höhe von rund 4 Mio. Euro erforderlich, die sie selbst nicht stemmen kann. Die Gesellschaft hat seit 2011 die Strecke gepachtet, die örtliche Betriebsführung übernommen und sorgt seither mit hohem ehrenamtlichem Engagement u.a. dafür, das die Firma Matthäi mit Splitten beliefert wird und Holz aus Schaumburger Wäldern abtransportiert werden kann.

Gemeinsam mit den Mitgliedern des Fördervereins Eisenbahn Rinteln-Stadthagen (FERSt) und der Dampfeisenbahn Weserbergland (DEW) kümmert sich die Bückebergbahn um die Sicherung der Gleis- und Signalanlagen, den Baumschnitt sowie die Pflege der Strecke und Bahnhöfe. Dazu werden auch Aufträge an professionelle Bahnbau-Unternehmen und Garten- und Landschaftsbaubetriebe in der Region vergeben.

„Wir haben uns bislang erfolgreich bemüht, die relativ geringen Einnahmen der Bückebergbahn effizient einzusetzen und die Bahnstrecke in einem betriebsfähigen Zustand zu halten“, sagt Geschäftsführer Thomas Stübke. „Ohne Unterstützung des Landkreises Schaumburg wird dies in Zukunft leider nicht mehr möglich sein, denn Sicherheit geht vor.“, betont Stübke.

Die Bückebergbahn musste deshalb jetzt die Notbremse ziehen. Zum 1. Mai kommenden Jahres wurde der Pachtvertrag mit der RStV gekündigt was auch zur vertraglich verpflichten Einleitung des Stilllegungsverfahrens führt. Der Landkreis Schaumburg und die drei Anliegerkommunen sind von diesem Tag an wieder selbst für die Unterhaltung und Sicherung der Bahnstrecke zuständig.
„Ein sicherer Fahrbetrieb ist aus unserer Sicht ohne zeitnahe Investitionen kaum mehr möglich“, betont Stübke. Die betriebsbedingte Sperrung der gesamten Strecke ist die logische Konsequenz. So die Eigentümer keinen anderen Betreiber finden, droht die Stilllegung und damit das endgültige Aus der traditionsreichen Bahnverbindung, die an ihren Endpunkten in Stadthagen und Rinteln auch Anschlüsse an das DB-Netz besitzt.
Ob und wie die Zulieferung der durchschnittlich jährlich ca. 60.000 Tonnen Splitte zum Asphaltwerk Matthäi am Georgschacht ab 05.2024 abgewickelt werden können ist derzeit vollkommen offen und muss ohne Lösung mit ca. 2.400 LKW auf die Straße verlagert werden. Dieses ist umso bedauerlicher da diverse Gespräche mit dem Landkreis stattfanden und er auf den zusätzlichen LKW-Verkehr verzichten möchte.

Rinteln, Obernkirchen und der Kurort Bad Eilsen verpassen
dauerhaft den Anschluss an die Schiene nach Hannover

„Die Kündigung des Pachtvertrags hat uns viel Kopfschmerzen bereitet, ist aber unter diesen Umständen alternativlos“, sagt Carsten Reinhardt 2. Geschäftsführer der BBB. Der Schritt ist umso bedauerlicher, als dass das langfristige Ziel der Eisenbahnunterstützer für den Erhalt der Strecke Rinteln-Stadthagen damit gescheitert ist: Der Erhalt der Bahnstrecke und ihre Reaktivierung auch für einen umweltfreundlichen Personenverkehr mit Anschluss an Züge zur Landeshauptstadt Hannover oder Richtung Bielefeld.
Das ist umso ernüchternder, weil das Land Niedersachen die Wiederbelebung von Bahnstrecken vorantreibt und hohe Investitionen in die Ertüchtigung von Eisenbahn-Infrastruktur angekündigt hat. Dies gelingt allerdings nur mit geschlossener Unterstützung der Kommunen und Politiker vor Ort und dauerhaftem Invest in die Infrastruktur, was bisher leider trotz vieler Gespräche nicht erreicht wurde. Lediglich zur Mitunterstützung von 1 Km Streckengleis konnte sich der Landkreis im Jahr 2021 durchringen. Zudem haben die Räte der Städte Stadthagen und Obernkirchen, der Samtgemeinde Eilsen und der Gemeinde Steinbergen im Jahr 2020 eine Resolution zur Reaktivierung der Strecke beschlossen.

„Wir müssen leider feststellen das unser Engagement in den letzten Jahren nicht ausgereicht hat um, wie in anderen Landesteilen, eine Reaktivierung für den Personenverkehr vorzubereiten“, sagt Thomas Stübke als Vorsitzender des FERSt. Und dass, obwohl die Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen in den Reaktivierungsplänen stets eine wichtige Rolle spielt und auch von namhaften Umwelt- und Verkehrsverbänden angemahnt wird.

Leider kommt mit der Streckenstillegung auch der touristische Verkehr des FERSt und der Dampfeisenbahn Weserbergland sowie die Chance auf Attraktivitätssteigerung der Orte entlang der Strecke, durch das Vorhalten einer leistungsstarken Bahninfrastruktur, damit zum Erliegen.
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Zur Bückebergbahn Rinteln-Stadthagen GmbH
Die 2011 gegründete Bückebergbahn hat als lokales Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen die Unterhaltung der Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen übernommen. Die Strecke wurde von der Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH gepachtet und seitdem mit ehrenamtlichem Engagement betriebsfähig gehalten. Das Stammkapital der GmbH wurde von elf Privatpersonen sowie der Schienenflieger KG und dem FERSt aufgebracht. Bei Übernahme der Strecke gab es keinerlei Verkehre, Kunden und Waggonabstellungen. Diese wurden erst nach und nach neu gewonnen.
Einnahmen erhält sie aus der Unterhaltung der Bahnübergänge, den Trassengebühren der Touristikzüge sowie für den Güterverkehr mit Splitten, Holz und Waggonabstellungen; diese fließen in die Streckenunterhaltung. Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Einnahmen rückläufig entwickelt.
https://www.bueckebergbahn.de/
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Zum Förderverein Eisenbahn Rinteln-Stadthagen e.V. (FERSt)
Der aus einem Förderkreis 2012 hervorgegangene FERSt e. V. setzt sich für den Erhalt der Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen und die Reaktivierung des im Jahr 1965 stillgelegten Personenverkehrs ein.
Der FERSt betreibt regelmäßig ab Rinteln Ausflugs- und Sonderfahrten mit einem historischen Schienenbus und versteht den Museumsbetrieb als Beitrag zur Belebung des Fremdenverkehrs in Schaumburg. Der FERSt hat aktuell 130 Mitglieder. Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit dem Touristikzentrum Westliches Weserbergland.
https://www.der-schaumburger-ferst.de/
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Zur Dampfeisenbahn Weserbergland e. V. (DEW)
Die 1972 gegründete Dampfeisenbahn Weserbergland hat ihren Standort auf dem ehemaligen RStE-Gelände Stadthagen West und ist schon seit vielen Jahre mit Dampfzügen auf der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn sowie auch zu fernen Zielen im DB-Netz unterwegs. Sie ist für den Landkreis Schaumburg eine touristische Attraktion.
https://www.dampfeisenbahn-weserbergland.de/

Rechts im Bild Fa. Matthäi Schaumburg. Fällt die Belieferung mit Güterzügen weg, würden rd. 2.400 LKW p. a. die Kreisstraßen belasten. Mit den  touristisch attraktiven Schienenbus- und Dampfeisenbahnfahrten sowie der Reaktivierungsperspektive für erneuten regelmäßigen Schienenpersonenverkehr wäre es dann auch vorbei.  | Foto: Burkhard Rohrsen
Erst im Februar 2021 wurde noch ein 1 Km langes Teilstück der Strecke im Bereich Stadthagen/Georgschacht erneuert. Der Bereich rechts gehört zu Fa. Matthäi Schaumburg, ein wichtiger Güterverkehrskunde an unserer Strecke. Im Laufe der Zeit zeigten sich auch andere Unternehmen interessiert, sich in Streckennähe anzusiedeln. | Foto: Tjaard Wehrend
Bürgerreporter:in:

Förderverein Eisenbahn Rinteln-Stadthagen e.V. / B.Rohrsen aus Rinteln

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