Der ursprüngliche Buddhismus ist keine Religion

Der Buddha in Oberlethe bei Oldenburg i. O.
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Alles, was sich „Buddhismus“ nennt, sollte daran gemessen werden, was Gotama Buddha aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich gelehrt und gelebt hat. Die Buddhologie ist heute so weit, festzustellen, welche Texte authentisch sind und was dem Buddha später in den Mund gelegt worden ist. Ein Beispiel aus meinem Roman:

« Than hat Buddha-Texte mitgebracht, seine Übersetzungen ins Vietnamesische, und der Roshi ist jetzt damit einverstanden, daß ich sie lese:

„Than hat sie aus dem Pali-Original übersetzt. Er hat dabei die Vieldeutigkeit mancher Begriffe nicht außer acht gelassen. Du wirst deswegen verschiedene Versionen zahlreicher Textstellen finden. Und du wirst auf Aussagen stoßen, die verschlossen sind wie bei einem Kôan. Der Schlüssel dazu ist nicht die formale Logik. Wenn du ihre Widersprüchlichkeit akzeptierst und nicht an Worten, an Begriffen, an Gedanken klebst, hast du klare Sicht. Unvoreingenommen, frei von Vorurteilen, frei von Illusionen, kannst du den Sinn intuitiv erfassen.

Der Buddha hat uns kein Lehrgebäude hinterlassen, keine Theorie, keine Systematik, keine geschlossene Anstalt für Dogmatiker. Die endgültige Fassung des Pali-Kanons ist erst dreihundert Jahre nach Gotamas Tod entstanden, aus dem Gedächtnis der Mönche. Es ist eine Sammlung unterschiedlichster Art. Daher sollte es dich nicht verwundern, daß es Unstimmigkeiten mitunter auch zwischen Textteilen verschiedener Sutras gibt. Es sind Teile aus verschiedenen Puzzles.

Im ANDABHUTA-JATAKA erzählt der Gotama einem Mönch die Geschichte von einer Frau, die sich zum Betrug ihres Mannes verleiten läßt, und bezeichnet dann die Frauen als ´betrügerisch, listenreich` und als ´von bösem Wandel heimgesucht`.

Im MAHAMANGALA-JATAKA zitiert er ein Gedicht, in dem es heißt:
´Glücklich ist, wer alle Lebewesen liebevoll in Ehren hält, sich zu allen demütig verhält, zu Frau, zu Mann, zu Kind, und wer bei böser Rede geduldig bleibt und nicht widerspricht.`“

„Ja, das paßt nicht zusammen.“
„Wäre er ein Frauenfeind gewesen – einige westliche Buddhologen unterstellen ihm dies – , hätte er der Gründung eines Nonnenordens zugestimmt? Er hat sie sogar lobend erwähnt, seine Hauptschülerinnen – vor den Männern:

´Ihr Mönche, unter meinen Schülerinnen ist Mahapajapati Gotami die Älteste; die Erhabenste wegen ihrer Weisheit ist Khema; die Größte wegen ihrer außergewöhnlichen Kräfte ist Uppalavanna; die Beste in der Vinaya-Disziplin ist Patacara. Die oberste der Dhamma-Lehrerinnen ist Dhammadinna; die meditativen Kräfte hat Nanda am meisten verfeinert; den größten Eifer beweist Sona; die beste Hellsicht hat Sakula.` (ANGUTTARA-NIKAYA)

Der Buddha hat niemandem die Fähigkeit abgesprochen, sich zu erlösen und Vollkommenheit zu erlangen, weder den Männern noch den Frauen.“ »

[Aus DER RITT AUF DEM OCHSEN oder AUCH MOSKITOS TÖTEN WIR NICHT, Aachen 2000, S. 294 ff. , Printausgabe vergriffen, jetzt als eBook bei BookRix 2012]

Bei den frauenfeindlichen bzw. -unfreundlichen Textstellen ist man auf Wörter gestoßen, die es zu Gotamas Zeiten und dort, wo er gelehrt hat, nicht gab (!). Auch Übersetzungsfehler konnten aufgespürt werden.

Der ursprüngliche Buddhismus war keine Religion, sondern Lebenspraxis. So verstehe ich ihn auch heute als eine Philosophie, die gelebt sein will und von vielen BuddhistInnen praktiziert wird (beispielhaft: Thich Nhât Hanh, Chang Kong, Claude AnShin Thomas, die ich persönlich kenne.)

Mehr über sie auf meiner Homepage ZEITFRAGENFORUM http://www.dietrichstahlbaum.de/
Weiteres über “Buddhismus” (Stichwort) in meinem Zeitfragenblog http://zeitfragen.blog.de/

Der Buddha in Oberlethe bei Oldenburg i. O.
Claude AnShin Thomas in Bochum
Bürgerreporter:in:

Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen

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