Doch kein Babyboom in Potsdam

Vor ein paar Wochen war es in allen Tageszeitungen und deren kostenlosen Ablegern zu lesen. Babyboom in Potsdam und die damit verbundenen Schwierigkeit der Kinderbetreuung.
Leider unterliegen die Urheber dieser Artikel den gleichen Irrtümern wie viele Politiker in den vergangenen Jahrzehnten. Die Bundesrepublik konnte ein ständiges Bevölkerungswachstum (durch Migration) verzeichnen und die Welt schien in Ordnung. Das böse Erwachen kam in den 90er-Jahren, als es publik wurde, dass wir ein schrumpfendes Volk sind. Der Anteil der Sterbenden übertraf den Anteil der Geborenen ständig. Auch die Zahl der Zuwanderer sank von Jahr zu Jahr.
Was hat das aber mit unserer schönen Stadt zu tun? Eine ganze Menge, zwar nicht kurzfristig aber langfristig gravierend. Im Jahr 2007 wurden 1602 Kinder geboren. 2008 nur 1563. (Angaben der Stadt Potsdam) Wo bitte ist dabei der Babyboom? In den achtziger Jahren wurden schon mal über 2000 Kinder im Jahr in der Stadt mit damals knapp 140.000 Einwohnern geboren. Auch wenn wir gerne vor unangenehmen Wahrheiten die Augen verschließen und die Stadt durch kurzfristigen Geburtenüberschuss und Zuzug wächst, die Rechnung ist ganz einfach: Wenn die Gesellschaft schrumpft brauchen wir weniger Wohnungen, Autos und Konsumgüter. Lohnt sich darum die Investition in Deutschland und speziell in Potsdam überhaupt noch? Potsdam ist zwar im Moment noch Boomtown, aber wird das so bleiben, wenn wir nicht mehr von den Zuwanderungen aus anderen Bundesländern profitieren. Für Leute die über den Tellerrand hinausgucken möchten, empfehle ich den Artikel:

Die demographische Entwicklung in Deutschland und Europa mit ihren katastrophalen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft
Vergleich Deutschland, Europa, Japan, USA
Problematik und Lösungswege

Link zum Artikel

www.naila.de/demo.pdf

Er lässt erkennen welcher Zusammenhang zwischen Demographie, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsentwicklung und Staatsverschuldung besteht. Aber Vorsicht, er ist nichts für schwache Nerven.

Da wir in der Europäischen Union viele verschiedene Gesellschaftsmodelle haben, reicht ein Blick zu unseren Brüdern und Schwestern in Frankreich, um zu erkennen, dass es auch anders geht.
Die Franzosen haben heute eine der höchsten Geburtenquoten der westlichen Länder. Auch steigt hier die Zahl der Kinder von Akademikerinnen. Warum sollte sich Deutschland hier nicht an Frankreich orientieren!!! Die Französinnen brauchen sich nicht zwischen Karriere und Kind zu entscheiden, denn Frankreich ist es gelungen die Betreuung aller Kinder von der Geburt an, familienfreundlich, zu organisieren.
Einem höchst interessanten Artikel der Zeitschrift „Die Zeit“ kann man entnehmen aus welchen Gründen sich Frankreich hier besser entwickelt als Deutschland.

www.zeit.de/2004/10/Familien_Frankr_

Kurzfassung dieses Artikels:
Alle Versuche die Nachwuchsförderung zur Staatsaufgabe zu machen werden scheitern.
Französische Frauen wenden sich wieder der Familie und Kindern zu, weil niemand ihr Recht auf einen Beruf in Frage stellt.
Der deutsche Kult um das Kind ist den Franzosen fremd. Frankreich kennt keinen kämpferischen Feminismus und ist von den Gender Studies der Frauenforschung verschont geblieben.
Vom dritten Lebensjahr bis zum Abitur gibt es Ganztagsschulen.
Kleinkinder werden von professionellen Kinderfrauen betreut.
Frankreich setzt seine Haushaltsmittel für Bildung und Familien wirkungsvoller ein.

Ich kann nur hoffen, dass weitsichtige Politiker im Bund und Land sich mit diesem Thema beschäftigen und wir vor dem „Aussterben“ bewahrt bleiben.

myheimat-Team:

Karsten Knaup aus Potsdam

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