Bowling seniorengerecht: Spielekonsole bringt Senioren auf Trab

Groß ist der Jubel, wenn im Casa Reha Seniorenheim „Osterfeld“ in Pforzheim die Bowling-Freunde zusammen kommen. Die Bewohner versammeln sich allerdings nicht in einem muffigen Keller mit greller Neonbeleuchtung, sondern im großen Aufenthaltsraum der Einrichtung. Und auch ansonsten unterschiedet sich das Bowling im Seniorenheim gründlich von den gelegentlich anzutreffenden Kellerspiel. Denn geworfen wird von den betagten Menschen keine kiloschwere Bowlingkugel. Das Seniorenspektakel erfolgt hochmodern mit dem Videospiel Wii von Nintendo.

Ohne Berührungsängste nehmen die Bewohner des Pflegeheims das Spiel ihrer Enkelgeneration an. Die intuitive Bedienung, die den Bewegungsablauf eines normalen Bowling-Spielers abbildet, ist schnell erläutert. Ergotherapeutin Sarah Gerullis war erstaunt, wie gut die Senioren mit dem Gerät zurecht kommen. „In wenigen Minuten ist die Bedienung von den Teilnehmern verstanden. Und nach ein paar weiteren Minuten der Übung erfolgten die Bewegungen flüssig und rund, was zu einem schnellen Erfolgserlebnis führte.“ So blieben alle dabei. Das große Bild des Flachbildschirms lockt neben den Spielern selbst auch Zuschauer an, die sich häufig dazu motivieren lassen, selbst mitzumachen.

Beim virtuellen Wurf schwingt der Spieler seinen Arm wie beim realen Bowling. Statt der schweren Kugel hält er die kabellose Fernbedienung. Sie ist am Handgelenk gesichert, damit sie im Trubel der Begeisterung nicht davon geschleudert werden kann. Zur Ballabgabe nimmt der Spieler in dem Moment den Finger von einem Knopf, der ihm richtig erscheint, um seinen Wurf richtig zu platzieren. Die Bewegungssensoren in der Fernbedienung und in der Spielkonsole verarbeiten die Bewegungssignale. Eine Figur auf dem Bildschirm bewegt sich entsprechend in Echtzeit.

Die Damen und Herren im Altenheim haben sichtlich Spaß am Spiel. Gut geübte Teilnehmer räumen im großen Stil die Pins (Kegel) ab. Mehr als einmal freuen sich alle, wenn schon beim ersten Wurf fast alle zehn Pins fallen. „Es kommt mir weniger auf das Gewinnen an. Mir machen die Bowling-Nachmittage viel Freude. Es ist eine gute Unterhaltung, und ich komme mit anderen Menschen ins Gespräch“, berichtet eine Bewohnerin.

„Beim Spiel lassen sich Kontakte leichter knüpfen und Schranken überwinden“, hat auch Heimleiter Mathias Matzeit beobachtet. Darüber hinaus sieht er noch weitere Vorteile für die Senioren. „Mit viel Spaß werden auch motorische Fähigkeiten trainiert, denn ganzer Körpereinsatz ist gefordert“, so Matzeit. Dies ist genauso wichtig wie die Effekte auf Wahrnehmung Reaktionsvermögen und die Erfolgserlebnisse. Das Wii-Spiel ist in kürzester Zeit fester Bestandteil der Alltagsgestaltung geworden und ergänzt das Repertoire an beliebten Brett- und Kartenspielen.

Schwungvoll holen die Senioren mit der kabellosen Fernbedienung aus, gehen leicht in die Knie, damit der Ball nicht so stark auf den Boden knallt und lassen die Pins nur so purzeln. Und wer nicht mehr so beweglich ist oder im Rollstuhl sitzt kann genauso teilnehmen. Wem die Ballabgabe nicht perfekt gelingt, muss sich keine Gedanken um Dellen im Boden machen. Das Videospiel verzeiht freundlicherweise diese Missgeschicke, die bei einer realen Bowling-Bahn den grimmigen Blick des Wirtes mit sich gebracht hätten.

Bürgerreporter:in:

Mathias Matzeit aus Heppenheim (Bergstraße)

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