Das Kreuz am Straßenrand

Ein Kreuz am Straßenrand -
eine Erinnerung und Mahnung daß hier ein, oft sogar mehrere Menschen sterben mußten und oft, zu oft sind es junge Menschen die erst richtig leben lernen wollten.

Irgendjemand hat einen Fehler gemacht -
von Unvorsichtigkeit bei schlechtem Wetter bis hin zu Selbstüberschätzung, ja Aggressivität und Rücksichtslosigkeit.
Und oft genug sind die Menschen deren Name auf solch einem Kreuz steht nicht einmal direkt beteiligt, waren vielleicht Mitfahrer oder konnten dem anderen nicht mehr ausweichen.

Solch ein Kreuz steht seit einem Jahr an der Landstraße kurz vor Drusenheim - eine lange, gerade Strecke parallel zur Eisenbahn. Ein breiter Randstreifen, ein Stück Wiese, eine niedrige Böschung, dahinter die Bahngleise.

Immer wenn die Fähre nicht fährt fahre ich an diesem Kreuz vorbei, jedesmal brennt ein ewiges Licht, stehen Blumen dort.
Oft habe ich mich gefragt wer das wohl war dessen Name dort steht.
Und ich habe mich gefragt wie das ist wenn ein Polizist (und auch meine Frau hat diese traurige Pflicht einmal übernommen) einer Familie die Nachricht überbringen muß daß ein Mitglied dieser Familie nie mehr heimkommen wird.
Die Mutter.
Der Vater.
Das Kind das man eigentlich noch fröhlich auf einer Feier wähnte.
Das Kind das erst eine Weile braucht bis es begreift daß Papa und Mama nun im Himmel sind.

Es ist ein plötzlicher Verlust, ohne Ankündigung, wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft es einen völlig unvorbereitet.
Die Freunde.
Die Kollegen.
Das Umfeld.

Besonders bitter ist es wenn es ausgerechnet die Feuerwehrleute aus dem eigenen Dorf sind die die Opfer - die Bekannten, Freunde, Vereinskameraden, Mitschüler aus dem Wrack schneiden müssen.

Vor einigen Tagen fuhr ich Abends - es war schon dunkel - auf dieser Straße und sah schon von Weitem ein gelbes Blinklicht.
Ich verringerte die Geschwindigkeit und beim Näherkommen sah ich daß es ein Auto war daß dort auf dem Grünstreifen stand, und im Scheinwerferlicht erkannte ich daß dort, daß vor diesem Kreuz drei Jugendliche mit Kapuzenpullovern hockten.
Was sie dort taten - ob sie die Kerzen erneuerten, neue Blumen aufstellten oder einfach um ihren Freund, ihre Freundin trauerten, ob diese coolen Typen vieleicht beteten - ich konnte es im Vorbeifahren nicht sehen.

Aber sie zeigten daß ihnen dieser Mensch nicht gleichgültig, nicht vergessen war.
Und das allein ist wichtig.

Ich wünsche Ihnen allerzeit eine sichere und unfallfreie Fahrt.

Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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