Buchtip: Robert Sutton: "Der Arschlochfaktor"

Wer kennt ihn oder sie nicht: DER Quotenbringer in der Firma überhaupt, Umsatzspitzenreiter - und ausgemachtes Arschloch.
Kollegen haben keine Chance, Untergebene sowieso nicht. In der Umgebung dieses Arschloch herrscht eine Atmosphäre von äusserster Vorsicht, Anpasser-, ja Denunziantentum.
Der Umsatz des Arschloch ist der Verlust seines beruflichen Umfelds; die Kosten oft enorm.

Management-Professor Robert Sutton hat sich mit diesem Typ Mitmensch intensiv befasst, ebenso mit seinen Opfern und den Auswirkungen auf die Unternehmen.
Daß dieses Buch unter dem Originaltitel „The No Ashole Rule“ in den USA entstand wundert nicht, denn der rigide Kapitalismus, das strikte "Make Money" System ist geradezu ein idealer Nährboden für diese Art von Unkraut.
Doch das ist kein Grund dieses Buch nicht auch bei uns wiedererkennen zu können, denn das Arschloch-Phänomen ist beileibe nicht auf Unternehmen beschränkt sondern in allen Bereichen anzutreffen in denen es um Macht geht - auch Verwaltungen und Behörden dürften betroffen sein - vielleicht sogar noch anfälliger da die Beseitigung des Arschloch noch schwieriger ist.

Sutton beschreibt in Beispielen das typische Arschloch - es ist beileibe nicht jeder eines der sich zeitweise so benimmt - es gibt wohl viele die dem Anderen einmal boshaft die Balkontür öffnen wo kein Balkon mehr ist - aus Rache oder weil man wirklich mal richtig mies drauf ist.
Richtig kritisch wird es erst wenn dieses Benehmen einreisst, und dafür hält Sutton eine Art Checkliste bereit zur kritischen Selbstprüfung.

Wie in der Kriminalistik gibt es auch für das Arschloch die idealen Opfer, obwohl er/sie meist nicht wählerisch ist - wer irgendwie im Weg steht wird überrollt. Sutton gibt denen die sich als Opfer fühlen einige Verhaltenstips mit auf den Weg, stärkt ihnen aber auch dadurch den Rücken daß er gnadenlos mit dem Mythos des Umsatzbringers aufräumt.
Durch die Präsenz des Arschloch geht der Gesamtumsatz eher zurück da in einer Angst-Umgebung ein effektives Arbeiten nicht möglich ist, die Krankenzahlen steigen und die Fluktation ist beträchtlich - und gerade der letzte Punkt kostet die Unternehmen große Summen für Stellenausschreibung, Bewerberauswahl und das Anlernen der Neueinsteiger - die die Firma dank des Arschloch oft schnell wieder verlassen. Diese AGK - Arschloch-Gesamtkosten - für den Ersatz von Mitarbeitern in diesem Fall rechnete Sutton mit 160 000US$ - pro Jahr!

Einige Unternehmen haben sich nach Sutton eine Anti-Arschloch-Regel gegeben und sind im Ranking meist aufgestiegen nach Beseitigung dieser Probleme durch Sozialisierung oder Entfernen aus dem Unternehmen.

Und nach dieser Umorientierung gab es Sutton zufolge meist folgenden Schluß: "Warum haben wir das nicht viel früher getan?"

Hier eine weitere Rezension:
http://www.focus.de/finanzen/karriere/management/b...

Sutton, Robert: Der Arschloch-Faktor. Vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten in Unternehmen. Hanser Wirtschaft 2006. 206 S., 17,90 Euro, ISBN: 978-3-446-40704-6

Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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