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" Wozu sind wir eigentlich noch nützlich - hm? " 1.

So fragt das kleinste Steingut-Töpfchen die goßen, kleinen und schlanken Gefäße neben sich. Betrübt ließen sie ihre Griffe hängen und taten als ob sie gar nicht gemein wären - so verlegen wurden sie.

"Oder, ich frage das mal anders - wozu hat man Euch eigentlich einmal geschaffen und benutzt. - Was?"

Oh das war richtig Fragestellung, dennoch mochte kein Gefäß so recht zugeben das es gar nicht mehr 'wirklich' benutzt wurde.
Trotzdem konnte man von dem durcheinander Reden gar nichts verstehen. Das Töpfchen schlug deshalb vor das jedes doch mal einzeln, ganz kurz, aus seinem Leben erzählen sollte. Das fanden alle sinnvoll und einer nach dem anderen berichtete nun.

"Ich bin der Steintopf für die dicken saueren Gurken meine Hausfrau sagte dazu immer die 'Oma-lutsch-Gurken', weil sie so tropften wenn man reinbiß und man schlürfen mußt."

"Und in mir waren die Salzgurken," sagte ein anderer großer Topf, "von denen sich der Mund so schön zusammenzog."

"Hah! - und in mir lagen die geschälten halben Senfgurken in so angenehm milder, würzigen Säure. Die Kinder aßen sie am liebsten, diese 'Schlabbergurken'!"

"Ohne mich hätte die Familie kein Sauerkraut oder grüne Bohnen im Winter gehabt. Für mich ist der offene Deckel mit der tiefen Rinne so typisch. Der fein gehobelte Kohl oder die Schnippelbohnen wurden Lagenweise eingesalzen. Dann bildete sich Milchsäure. Damit diese überlaufen konnte, dafür war die Rinne im Rand."

Ein anderer brüstete sich damit, daß man kleingeschnittenes Suppengrün in ihm aufbewahrt hätte: "Genau so viel Salz wie Suppengrün kam hinein", betonte er eingebildet, "und die Hausfrau konnte den ganze Winter was aus mir rausholen."

"Aber in uns Geschwister kamen doch nicht nur sauere und salzige Vorräte damit sie haltbare blieben sondern auch ganz, gaaanz süüüüüße" - wuste der Topf zu berichten der schon vom ersten Tag an angeschlagen war, woraus er sich aber nichts machte.

"Ja, in mir waren die leckeren, süße-herben Kronsbeeren, manche sagten auch Preiselbeeren dazu. Sie wurden gern zu Gebratenem, besonders zu Wildfleisch gegessen"

Ein ziehmlich großes Gefäß erzähle von den dicken Kürbissen, die klein geschnitten in süßem Essigwasser in ihm schwammen und so gut nach den Zimtstangen dufteten.

Dann taten sich ein paar Töpfe zusammen und berichteten gar, daß in ihnen 'Geschlachtetes gewesen sein.
"Ja in mir war sogar frisches Fleisch, mit heißem Schmalz vollkommen über gossen, vier Monate haltbar".
Ein paar flache kleiner Tiegel erzälten auch von frischen Enten- und Gänsebrüsten die so aufbewahrt wurden : einfach mit heißem Fett übergossen wurden sie luftdicht abgeschlossen haltbar. In diesem Fett wurden sie dann gleich gebraten wenn sie essen wollte.

Zu guter Letzt meldte sich ganz bescheiden der Schmalztopf seine Funktion an.

"Ja, ja," sagten die anderen da: " wenn wir so schön aufgereiht und veträumt im Keller in unseren Regalen standen; aus wem holten sie am meisten etwas??
Aus dem Schmalztopf!!
Du hattest immer Besuch. An dir muß doch was ganz besonderes sein."

"Sogar wir 'Schinkenhäger-Tonflaschen' wurden mehrmals verwendet. In uns füllte man gern leckere, selbstgemachte Liköre oder Obstschnäpse - warum schmeißen die Menschen heute bloß so Viel weg."

"Ach ja,"- sagte ein anderer Topf dann noch - "Rumtopf! - der Rumtopf lag in mir. Und weil das so lange dauerte bis er gut war, hat meine Hausfrau öfter mal probiert ob es schon so weit war. Der Hausherr tat das auch - aber heimlich."

"Heute, ja heute hat man uns meistens nur noch, um uns schick in einer Reihe ingendwo leer hin zu stellen, oder wir werden höchstens mal als Blumenvase hergeholt ", stellten sie dann betrübt fest.

So ändern sich die Zeiten!

Idee, Aufbau und Text: Bärbel Stephan
Foto's: Adolf Stephan

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12 Kommentare

Du weckst Erinnerungen an meine Jugendzeit,
stets stand ein Tontopf mit Leckerem bereit.

Sauerkraut, Gurken und selbstgemachtes Schmalz,
köstlich war das alles, mit Zwiebel und auch Salz.

Auch eine Annanas-Bohle,wurde darin oft gemacht,
Mit etwas Alkohol zum einziehn im Keller über Nacht.

Ja lose Wurst, aus durchgedrehtem Rind und Schwein
und etwas zum Verlängern, Buchweizengrütze hinein.

Da konnten Freunde und auch reiche Kinder kommen,
die haben sogar gierig, eine Scheibe mehr genommen.

Bärbel ich danke dir, für diese lukullische Geschicht´,
Den plötzlichem Hunger, vertreibe ich mit einem Gedicht.

Ich dachte: schreib mal was von dem ernste und nötigen Sinn den die Gefäße einmal inne hatten.
Die nächste Generation denkt sonst nur noch an rustkale Vasen bei ihrem Anblick.

z.B. die blauen Töpfe werden nur noch als schicke Übertöpfe und Pflanzschalen im Handel vermarktet.

Abgekupfer, den Sinn verändert und unter die Menschheit geschmissen. Hauptsache der Rubel rollt . . . .

Shima, schreib Du doch mal was Deine Kühltruhe erzählt. Ehrlich!

Ich z. B. habe damals in den Dörfern noch die neuste Errungenschaft mitgekriegt, nämlich:
Das gemeinschftliche Kühlhaus. Man konnte ein oder mehrere, neben einander stehender Kühlabteile darin pachte/mieten. Dann hattest Du irgenwo im Dorf, wo immer sich dieses Haus befand, Dein Kühlgut lagern.
Schnell mal, im eigenen Haus, etwas aus der Kühltruhe/Gefrierschrank entnehmen war nicht. Da mußtest Du erst einen Spaziergang drum machen.

Heute verzichten viele Haushalte schon wieder auf diese, stomfressende Einrichtung. Denen ist der Supermarkt die Stelle all ihrer gesamten Bevorratungen.

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