Fragen an einen Atheisten

Keine Schöpfungsgeschichte hat uns je auf diesen atemberaubenden Anblick vorbereitet | Foto: Bild: NASA (Frei zur Verwendung)
  • Keine Schöpfungsgeschichte hat uns je auf diesen atemberaubenden Anblick vorbereitet
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Atheismus vs. Religion - kaum eine andere Debatte wird so emotional bis hin zur Entmenschlichung geführt wie die um den wahren (Un)Glauben - und oft mit so wenig Hintergrundwissen - das kirchliche T-Shirt mit dem Aufdruck "Atheismus kann jeder" zeigt exemplarisch wie wenig sich - in diesem Fall die Seite der Gläubigen - mit der Position und vor allem mit den Einstellungen und Motiven des anderen (Menschen!) auseinandergesetzt wird.
Atheismus ist mitnichten Nicht-Glauben aus Faulheit oder für einfach gestrickte Gemüter, im Gegenteil:
Sie ist eine individuelle Entscheidung die entgegen einer gesellschaftlichen Norm erfolgt und ein hohes Maß an Selbstverantwortung beinhaltet.

Ich stelle mir mal einen undogmatischen Gläubigen (egal welcher Religion) vor der erfahren möchte was ich denke und welche Fragen er/sie mir stellen würde. Diese Fragen haben sich aus vielen Gesprächen herauskristallisiert.

WAS GLAUBST DU ALS ATHEIST?

Ich bin davon überzeugt daß es keinen der uns bislang beschriebenen Götter geben kann; zu viele Dinge - nicht nur auf der rationalen Ebene - sprechen dagegen. Ob es eine höhere, für unsere Sinne (noch) nicht erfassbare Existenz gibt kann ich nicht beurteilen, diese wird aber sicherlich andere Eigenschaften haben als ein personifiziertes Gotteswesen.
Zur Unterscheidung. Ein Agnostiker bezweifelt die Existenz eines Gottes aufgrund mangelnder Beweise - ein großer Unterschied.

WELCHE DINGE SPRECHEN DEINER MEINUNG NACH GEGEN DIE EXISTENZ VON GOTT BZW. GÖTTERN?

Die von uns als Gott beschriebenen Wesen haben allzu menschliche Züge, besonders unter Betrachtung der zu diesen Zeiten üblichen Denkweisen. Ein allmächtiges, allwissendes Wesen hätte die Weisheit und die Abgeklärtheit sich weder huldigen noch Opfer darbringen zu lassen; eine solche Selbstdarstellung, Machtdemonstration und ein Sich-bestätigen-lassen kennen wir allenfalls von eitlen und machtgierigen Potentaten. Weise Männer wie Sokrates hatten das nie nötig.
Liebevolle Eltern werden ihr Kind (und dessen Geschwister...) nicht töten und ein neues zeugen nur weil es auf die schiefe Bahn geraten ist, auch wenn kaum Hoffnung auf Besserung besteht. Der biblische Gott aber läßt angeblich alles Leben auf dem Land (und damit auch in der Luft) elendig ertrinken weil die Menschen sich versündigt hatten. Nun – nicht alle Menschen – die Kinder werden dies sicherlich nicht gewesen sein, ebensowenig Vogel, Hund und Schaf.
Und warum bleiben Fische und Korallen verschont?
Solch ein Szenario können sich nur Menschen ausdenken die angesichts bestimmter Vorfälle in ihrer Umgebung am liebsten die Welt – oder zumindest ihre Stadt - untergehen sehen würden. Und die Umstände dieser Story lassen erkennen daß diese Erzähler auch in den Kenntnissen der Natur und ihrer Zusammenhänge eben nur das Wissen ihrer Zeit hatten.

DU KÖNNTEST DIR ABER DAS VORHANDENSEIN EINER HÖHEREN EXISTENZ VORSTELLEN?

Das halte ich für denkbar. Wir sind – davon bin ich angesichts der Fülle von möglichen Lebensräumen in unserem Universum überzeugt – nicht die einzigen (mehr oder weniger) intelligenten Lebewesen, und niemand weiß in welche Richtung wir uns einmal entwickeln werden. Vielleicht gelingt uns eines Tages die Trennung von Körper und Geist – vielleicht gibt es das schon; niemand kennt die Welt die vielleicht nach dem körperlichen Tod unsere nächste Heimat, die nächste Ebene darstellt. Im Gegensatz zu Richard Dawkins habe ich die Hoffnung daß meine bisherige Entwicklung nicht komplett endet – und wenn werde ich es nicht ändern können.
Vielleicht gibt es etwas das die Naturgesetze definiert und für dies alles den entscheidenden Anstoß gegeben und damit die Grundlage für unsere Entwicklung (!) gelegt hat.
Sollte diese Existenz ein Bewusstsein in der Form haben daß es uns wahrnimmt könnte es nichts Besseres tun als uns mit einem Verstand auszustatten der es uns erlaubt nach und nach die Welt um uns herum zu entdecken und zu begreifen so wie wir unseren Kindern erzählen wie die Welt um sie herum aussieht und funktioniert – ohne daß uns unsere Kinder dafür anbeten müssen. Unsere vorherrschenden Glaubensrichtungen weisen nicht im geringsten auf die Gesetzmäßigkeiten noch auf die vor uns liegende scheinbare Unendlichkeit in ihrer ganzen Faszination hin und lassen uns glauben statt begreifen, wo wir doch im Begreifen eine viel tiefere Ehrfurcht vor dieser Welt empfinden können.

HAST DU TROTZ DEINER ABLEHUNG GEGENÜBER GOTT EINEN GLAUBEN?

Natürlich – ansonsten wäre ich ja allwissend... aber ich weiß daß ich mehr glaube als begriffen habe – dafür ist die uns bekannte Welt und ihre Zusammenhänge zu groß, zu komplex. Jeder Wissenschaft hat ihre Grenzen in dem noch vor ihr liegenden Umfang und in dem von uns mit unseren Sinnen überhaupt Erfassbaren. Wir haben gerade mal an der Neuschneedecke eines riesigen Eisbergs gekratzt. Mein Glaube ist allerdings vorwärtsgerichtet, er bezieht sich darauf wie die Dinge hinter dem nächsten Berg aussehen könnten, und vor allem bezieht er sich auf die Weiterentwicklung des Menschen als humanistisches, gerechtes und auf das Gemeinwohl gerichtetes Wesen.

Fortsetzung folgt....

Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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