„Müllis“ wundersame Erlebnisse am Wertstoffhof Pattensen

Ludwig-Erhard-Straße in Pattensen: Motorisierte "Müllis" im Stau
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Das war ein wirklich schlechter Einfall von mir, am Sonnabend, den 19.10.2012, gegen 10:30 Uhr eben mal schnell mit dem Pkw von Laatzen-Rethen zum Wertstoffhof nach Pattensen zu fahren, um ein wenig Wertstoff-Müll zu entsorgen. 10 Minuten hin, 5 Minuten für die Entsorgung und 10 Minuten zurück, also 25 Minuten insgesamt, so hatte ich kalkuliert. Es sollte etwa drei Mal so lange dauern, denn in Pattensen herrschte das Wertstoff-Müll-Chaos und das sieht so aus:

150 m vor der Einfahrt zum Wertstoffhof erreichte ich das Stauende. Dann geschah erst einmal gar nichts. Wenden und zurückfahren fragte ich mich? So wie viele andere vor und dann auch hinter mir? Was machen die dann mit ihrem Müll? In der Feldmark wild entsorgen, wie es immer beliebter wird? Da diese Alternative nicht nur für mich entfällt, beiße ich also die Zähne mannhaft zusammen, halte durch und beobachtete die wundersamen Ereignisse:

Wie aus dem Nichts und von überall her schleppen fleißige wie müllbesessene Bürger ihre Laubbehälter, Kisten, Eimer und Kartons am Stau vorbei in Richtung der weit entfernten Müllcontainer. „Wie die Ameisen“, so ging es mir durch den Kopf. Die etwas schlaueren Ameisen hatten sich Transportkarren mitgebracht. Diese armen Ameisen, die sich tagein tagaus mühen ihren Lebensunterhalt zu verdienen, verbringen jetzt ihre Wochenendfreizeit damit, ihren Müll, für den sie hohe Gebühren bezahlen, durch die Gegend schleppen zu dürfen.

Das aber war noch nicht alles, was ich zu sehen bekam, denn das Chaos beim fließenden Verkehr auf der Ludwig-Erhard-Straße war perfekt. Durch den ca. 150 m langen Stau mussten sich zwei Fahrtrichtungen die verbleibende eine Spur teilen. Am Ende dieser Straße liegt nämlich das Briefzentrum Pattensen, das ein nicht unerhebliches Verkehrsaufkommen hat. Die Konsequenz: Frontales aufeinander Zusteuern, rückwärts manövrieren, riskante Ausweichmanöver, festsitzende Postautos, verzweifelte Verständigungsversuche über 150 m per Lichthupe. Das volle Chaos-Programm!

Erleichtert erreiche ich dann nach ca. 20 Minuten die Einfahrt zum Wertstoffhoff, das freudig ersehnte Etappenziel aller bis hierhin noch motorisierten „Müllis“. Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuße: Nochmals grausame 130 m stehen uns bis zur Pole-Position bevor. Innerhalb des Wertstoff-Geländes erweitert sich der Stauraum vorübergehend auf zwei Spuren. Soll ich mich unbeliebt machen und auf diesen 50 m zum Überholmanöver ansetzen, wie der Müll-Verkehrsplaner wohl angenommen hat? Doch niemand tut ihm diesen Gefallen, denn niemand ist gegenüber seinen Leidensgenossen derart rücksichtslos. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft, die den sozialen Zusammenhalt befördert. Als auch dieser Abschnitt geschafft ist, verirre ich mich in die falsche Spur und werde von einem gewerblichen Transporter blockiert, der in aller Ruhe seinen unendlichen Bauschutt ablädt. Irgendwie schaffe ich es dann doch noch in die richtige Spur und kurz darauf in die Pole-Position zu gelangen. Ich fühle mich wie Sebastian Vettel beim Start zum Großen Preis von Malaysia. Von hier aus öffnet sich mir das Tor zum Paradies, einem Mülli-Entlade-Stellplatz. Doch die Sicht auf freiwerdende Plätze ist durch davorstehende Autos und durch allerhand Gewusel versperrt. Im Wachtraum sehe ich einen freundlichen Mülli-Oberaufseher, der mir per Handzeichen einen Stellplatz zuweist. Nur ein Traum! Dann endlich wird die Boxengasse frei und ich kann auf einem Stellplatz einparken. So muss sich ein Sechser im Lotto anfühlen. Vom anfänglichen Stauende bis hierhin habe ich exakt 35 Minuten benötigt. Peanuts im Leben eines deutschen Müllis!

Natürlich kann ich nicht in der Nähe des Containers parken, in den mein Müll hauptamtlich hingehört. Also beginnt jetzt ein Weitstrecken-Hindernis-Lauf, bei dem es zu zahlreichen Beinahe-Zusammenstößen mit anderen kreuz- und quereilenden Ameisen, Verzeihung Müllis, kommt. Ausgehend von jedem Stellplatz werden jetzt die verschiedenen Container angesteuert, die weit über den Wertstoffhof verstreut sind. Das Resultat ist ein äußerst zeitaufwendiges und kräftezehrendes Durcheinander. Als ich endlich die Ausfahrt des Wertstoffhofes passiere, keimt bei mir Freude auf: Die harte Arbeit ist fast geschafft. Nur noch 150 m im einspurigen Gegenverkehr und dann kann das Wochenendfeeling endlich Einzug halten.

Meine Schlussfolgerung: Irgendetwas stimmt mit dem Wertstoffhof in Pattensen nicht! Oder?

Bürgerreporter:in:

Klaus Hoffmeister aus Laatzen

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