Keinohrhasen mit Honig im Kopf? - Leserbrief von Martin Struck

Osterode. Im Nachgang zu der Informationsveranstaltung in der Stadthalle am vergangenen Montag (16.03.2015) hat uns Martin Struck aus Osterode nachfolgenden interessanten Leserbrief übermittelt, der zum Nachdenken der Verantwortlichen beitragen sollte und müsste.

Keinohrhasen mit Honig im Kopf?

Da wurde die Latte ja gleich zu Beginn der Veranstaltung sehr, sehr hoch gelegt: Von Willkommenskultur, von eigener Familienbiografie und humanitären Notwendigkeiten war in der Einleitung des Bürgermeisters, vollkommen zu Recht, die Rede. Und auch die übrigen Sprecher auf dem Podium ließen keinen Zweifel aufkommen, dass es sich bei der anstehenden Umnutzung der Rommel-Kaserne um ein dringend notwendiges und menschlich nicht abzulehnendes Vorhaben handele. Wer dagegen sei, dem müssten nur die Ängste durch Informationen genommen werden war der Tenor. Nun denn: Ängste wurden in der Folge nur zaghaft formuliert, sie konnten von der Expertenrunde überzeugend anhand zahlreicher Beispiele hoffentlich argumentativ reduziert werden. So musste schlussendlich der Eindruck entstehen, dass weder von Seiten noch für die Flüchtlinge eine Gefahr
besteht. Friede - Freude - Eierkuchen?
Wenn es nur so wäre. Ein Riesenproblem, das bedeutendste nach meiner Meinung, wurde geschickt umschifft: Bei der Umsetzung des Flüchtlingsheimes ist erstmals in Niedersachsen nicht eine erfahrene karitative Einrichtung wie die Diakonie oder eine staatliche Organisation selber der Betreiber: Nein, diesmal wird die Unterkunft durch eine rein privatwirtschaftlich orientierte GmbH & Co KG betrieben. An sich in einer Marktwirtschaft nichts Ehrenrühriges; aber es lohnt sich, der "Princess of Finkenwerder" genauer hinter die Kulissen bzw. auf die Finger zu schauen: Anwesender Vertreter der Gesellschaft war Herr Wolfgang Koch - viel interessanter erscheint jedoch der abwesende Geschäftspartner, der Hamburger Unternehmer Jan Karras. Er betreibt nicht nur eine Firma u.a. für den "Personenschutz für Til Schweiger", wie Herr Koch versuchte zu punkten. Besagter Herr Karras steht vielmehr als Verantwortlicher für die Firma "greenzone-consulting.de" im Internet. Und die steht für weitaus deftigere Kost als Schauspielerschutz. Zitat: "Die westlichen Einsatzleiter sind erfahrene ehemalige Angehörige westlicher Streitkräfte und Sicherheitsbehörden. Die internationalen Einsatzkräfte sind allesamt erfahrene ehemalige Militärangehörige." Nun, das ist eindeutig mehr, als es braucht, Til Schweiger zu schützen ... Letzte Klarheit über den Geschäftszweck liefert die Aussage auf der genannten Website, die besagt, dass Herrn Karras' Firma "sehr erfolgreich kritische Unterstützungsaufgaben für das Militär und zivile staatliche Institutionen" anbietet. Z.B. "in einer Krisenregion". Dies bedeutet: Hier verdient eine Firma ohne erkennbare Skrupel und Moral gleich zweifach: Zunächst durch militärnahe Unterstützung in Gebieten, die (erst hierdurch) Krisengebiete werden und sind. Und in der Folge an der Unterbringung der von dort um ihr Leben flüchtenden Mitmenschen in der Rommel-Kaserne. Eine klassische Win-Win-Situation! Aber für noch schlimmer halte ich es, dass das Land Niedersachsen dies scheinbar wissentlich in Kauf nimmt, ohne derartige Zusammenhänge öffentlich anzuprangern. Ist man hier, der Not gehorchend, wieder einmal auf einem Ohr taub? Quasi also ein "Keinohrhase" mit zu viel "Honig im Kopf"?

Martin Struck,

Bürgerreporter:in:

Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz

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