Lesung im Haus der Stadtgeschichte Offenbach

25. Januar 2015
15:00 Uhr
Haus der Stadtgeschichte, 63065 Offenbach am Main
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Brigthon Verlagsautorin Pi liest aus ihrer Trilogie "Lyras Klage"

Haus der Stadtgeschichte Offenbach am Main,Herrnstr 61

Ungewöhnlich ist beispielsweise die Veranstaltung am Sonntag, 25. Januar
2015, 15 Uhr, wenn das Offenbacher Medium »Pi« über Träume und Mitteilungen aus der Vergangenheit berichtet.

PI: Lyras Klage Rezension von Dr. Claus Wolfschlag.
Band 1 – Umwelt
Band 2 – Krieg
Band 3 – Bin da

"Lyras Klage" nennt sich die Trilogie der Offenbacher Künstlerin mit den Pseudonym Pi∞. In den drei Bänden "Umwelt", "Krieg" und "Bin da" setzt sie sich auf recht ungewöhnliche Weise mit der Vergangenheit auseinander. Der Mikrokosmos der eigenen Familie, der vor allem eine Geschichte der Toten ist, wird zu einem Sinnbild für die großen Zusammenhänge, die unsere Welt beeinflussen. So arbeitet sich Pi∞ fragmentarisch an der eigenen Familiengeschichte ab, die aber zugleich stellvertretend für viele deutsche Schicksale des 20. Jahrhunderts steht.

Die Kriege des letzten Jahrhunderts, die Diskriminierung Deutscher in Polen nach dem 1. Weltkrieg, die Judenverfolgung, die Vertreibung und die Nachkriegszeit ziehen am Leser vorbei. Am Rande angesprochen wird auch die subtile Form des Terrors in der DDR, der darauf basierte, Bürger durch angedrohte Strafen geistig gefügig zu machen. Zudem werden aktuelle Themen gestreift, etwa Überbevölkerung, Umweltverschmutzung, Ehrenmorde und jene Einsamkeit der Großstädter, die zu Wohlstandsdepressionen führt.

Wenngleich die Trilogie weitenteils Familiengeschichte und daraus resultierende eigene Gedanken wiedergibt, es sich also weniger um ein belletristisches Werk handelt, erinnert Pi∞s Arbeit stilistisch ein klein wenig an Kurt Vonneguts Roman "Schlachthof 5", der sich mit der Zerstörung Dresdens im zweiten Weltkrieg auseinander setzt. Durch häufige Zeitsprünge verschwimmen Vergangenheit und Gegenwart. Hinzu kommt das mysteriöse Element: Pi∞ schildert ihren Weg zur Vergangenheit durch Begegnungen mit den so genannten "Hüllenlosen". Das sind geisterhafte Wesen aus einer Zwischenwelt, einerseits lange tot, andererseits ohne Ruhe sind und noch immer in die Welt der Gegenwart hineingreifen. Fast kryptisch reiht Pi∞ Begegnungen und daraus entstandene Lebensweisheiten aneinander. Dieser Bruch mit erzählerischen Gewohnheiten löst die strenge zeitliche Chronologie auf und bietet dadurch ein abwechslungsreiches Leseerlebnis.

Deutlich wird in der Trilogie eine pazifistische Grundtendenz, die sich aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts speist. Diese führt aber nicht zu Anklagen gegen die beteiligten Nationen oder die einstigen Soldaten, sondern allenfalls gegen die politisch Verantwortlichen, die das Elend ihrer Bürger für außenpolitische Ambitionen in Kauf genommen haben. Pi∞ hält sich somit von jeglichen Kollektivschuldvorwürfen fern, betont stattdessen jene immerwährende Tragödie, die daraus resultiert, was Menschen einander antun. Im Übertreten der göttlichen Gebote sieht Pi∞ somit eine der Ursachen des menschlichen Leids.

Claus Wolfschlag

Bürgerreporter:in:

Waltraud Meckel aus Offenbach

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