Bürokratie lähmt die pädagogische Arbeit - Personalversammlung verabschiedet Resolution

13. Dezember 2011
13:30 Uhr
Georg-Kerschensteiner-Schule, 63179 Obertshausen
Foto: Thorben Wengert/pixelio | Foto: Thorben Wengert/pixelio
  • Foto: Thorben Wengert/pixelio
  • Foto: Thorben Wengert/pixelio
  • hochgeladen von Klaus-Uwe Gerhardt

Die Personalversammlung der Georg-Kerschensteiner-Schule (GKS) in Obertshausen, Kreis Offenbach am Main, hat am Dienstag, 13. Dezember 2011, einmütig eine Resolution gegen überbordende Bürokratie in den Schulen verabschiedet. Anlass ist die neue Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses. Diese fasse zwar zehn alte zu einer neuen Verordnung zusammen, bringe aber zusätzlichen Verwaltungsaufwand, wie Personalratsvorsitzende Anke Rüger erklärt.

Zum einen wendet sich das Kollegium gegen die Vorschrift, Klassenarbeiten und Klausuren generell innerhalb einer festgelegten Frist zu korrigieren und an die Schülerinnen und Schüler zurückzugeben. Dies sei zwar wünschenswert, aber aufgrund der Zahl der Lerngruppen, der Klassen- und Kursgrößen sowie der festen und geballten Klausurtermine nicht immer realisierbar.

Zum anderen geht es in der Resolution an Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) um die Aufbewahrungspflicht von Klassen- und Kursarbeiten. Zwar sei es in anderen Bundesländern üblich, schriftliche Leistungsnachweise nach der Rückgabe – bei Minderjährigen mit der Unterschrift der Eltern versehen – wieder einzusammeln und bis zum Ende des Schuljahres in der Schule zu archivieren. In der Berufsschule müssten die Klausuren vielfach den Ausbilderinnen und Ausbildern bzw. Ausbildungsabteilungen zur Einsicht vorgelegt werden. Die Kontrolle des vollständigen Rücklaufs verursacht in beiden Fällen einen weiteren „bürokratischen“ Aufwand zu Lasten des Unterrichts.

Hinzu komme die Frage nach dem Aufbewahrungsort. Kaum eine Schule verfüge über ein so großes Archiv, wie es hier gefordert werde. Nach Schätzungen kommen an der GKS in Obertshausen jährlich zwischen 50.000 und 70.000 schriftliche Leistungsnachweise zusammen. Dafür brauche die Schule neue Räumlichkeiten, welche der Kreis Offenbach als Schulträger wegen des vom Regierungspräsidium auferlegten Investitionsstopps nicht finanzieren könne. Die wenigen verbleibenden Kreismittel für die Schulen sollten besser in Ganztagsschulangebote oder für die Inklusion von behinderten und nicht behinderten Kindern fließen, als in Datenarchive, so der Personalrat der GKS.

Was zunächst wie ein verwaltungstechnischer Akt anmutet, erweise sich bei genauerem Hinsehen vor allem als pädagogisches Problem. Klassenarbeiten seien damit nicht mehr – wie es in derselben Verordnung definiert - als Stationen eines Lernprozesses gedacht, auf die jederzeit vom einzelnen Schüler zurückgegriffen werden könne und die einen bestimmten Lernstand spiegeln. Vielmehr dienten sie ausschließlich zu offiziellen Dokumenten zur nachträglichen Belegung des Notenfindungsprozesses, die man unter Verschluss hält. Die Klausuren könnten so weder zur Nachbereitung, noch zur Wiederholung von Stoff verwendet werden. Ihr Stellenwert werde unnötig erhöht, die Tendenz zum „Learning to the test“ verstärkt. Die Verordnung sei daher das falsche pädagogische Signal, denn schriftliche Arbeiten sollten Lernerfolge und Misserfolge erkennbar machen und nicht als offizielle Dokumente in irgendeinem Schrank deponiert werden.

Die Personalversammlung der Georg-Kerschensteiner-Schule in Obertshausen fordert deshalb die hessische Kultusministerin auf, die Verordnung über die Gestaltung des Schulverhältnisses zurückzunehmen und gründlich zu überarbeiten. Die Fraktionen im Hessischen Landtag sind über diese Resolution informiert worden.

Bürgerreporter:in:

Klaus-Uwe Gerhardt aus Obertshausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.