Atomphysiker erinnert an radioaktiven Fallout – Folgen unbeherrschbar

30. Mai 2011
18:00 Uhr
Schönbornstraße/Leipziger Straße, 63179 Obertshausen

Bei der 10. Mahnwache des überparteilichen Bündnisses gegen Atomkraft in Obertshausen hielt Atomphysiker Dr. Heinz Haberzettl die Ansprache.

Er wies auf seine Erfahrungen und Erlebnisse mit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor 25 Jahren hin. Damals arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philipps-Universität Marburg und spazierte am 1.Mai 1986 im leichten Nieselregen durch die Marburger Oberstadt. Mit dem Regen kam der Washout von Tschernobyl nach Hessen. Radioaktive Teilchen wurden aus der Luft ausgewaschen und auf die Oberflächen gespült. Im Institut wurden von nun an rund um die Uhr Proben von Gemüse, Obst, Milch ( auch Muttermilch ), Frischfleisch und Futtermittel auf radioaktive Verunreinigung untersucht.

Um welche Stoffe handelt es sich dabei? Uran wird durch Neutronenbeschuss in kleinere Atome unterschiedlicher Kernzahl gespalten, die je nach Anzahl der verbleibenden Kernladung zu den chemischen Elementen Xenon, Cäsium, Barium, Jod, Yttrium, Zirkonium, Molybdän, Strontium gehören. Die meisten dieser Spaltprodukte sind kurzlebig. Cäsium mit einer Halbwertszeit von ca 30 Jahren ist ein relativ langlebiges Isotop, es konnte und kann noch heute in unserer Nahrungskette nachgewiesen werden. Die Halbwertszeit der instabilen Spalt-Elemente reichen von wenigen Sekunden, Minuten, Tage bis Monate, Jahre und Jahrtausende.

Endlager für radioaktiven Müll aus Kernkraftwerken müssen für über 100.000 Jahre gesichert werden. „Diese Sicherheit kann keine Gesellschaft geben. Menschen machen Fehler. Kein Mensch und kein technisches Verfahren kann die Risiken der Kernspaltung 100% sicher kontrollieren, nicht jetzt und heute, und erst recht nicht über viele Generationen“, gab Dr. Haberzettl zu bedenken. Alleine in deutschen AKWs wurde in den letzten 25 Jahren durchschnittlich alle 14 Tage ein Störfall meldepflichtig. Diese Stör- und Unfälle werden in Deutschland schnell bekannt, in Fukushima hat die japanische Betreiberfirma Tepco dagegen die dreifache Kernschmelze der havarierten Atommeiler fahrlässig oder absichtlich zunächst vertuscht.

Am Montag, 6.6.11, wird die letzte der elf Mahnwachen in Obertshausen stattfinden. Treffpunkt ist abermals der Brunnen an der Ecke Schönbornstraße / Leipziger Straße. Es spricht Dr. Dörte Siedentopf.

Bürgerreporter:in:

Klaus-Uwe Gerhardt aus Obertshausen

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