Charly unser Mauerhund - 20 Jahre nach dem Mauerfall - Teil 1

5. April 2009
TREFF HOTEL Panorama, 98559 Oberhof

Charly unser Mauerhund

Liebe Leserin, lieber Leser, erstmal muss ich Euch von meiner Familie erzählen. Wir lebten im Jahre 1985 in einer Kleinstadt in der Nähe von Hannover. Dort hatten wir ein Haus mit großem Grundstück.
Ich bin Klaus (57) und meine Frau Ria ist 53 Jahre alt. Unsere Töchter heißen Lisa und Pia. Lisa ist 34 Jahre alt. Sie hat eine kleine niedliche Eigentumswohnung und ist darin sehr glücklich. Sie arbeitet im Krankenhaus in der Ambulanz. Dort unterstützt sie auch den Arzt und wischt Tränen ab, wenn Kinder sich verletzt haben.
Pia ist 30 und hat 1999 ihr Abitur gemacht. Da sie sich vor ihrem Studium mal die Luft der weiten Welt um die Nase wehen lassen wollte, war sie in Amerika. Dort lebte sie in einer Gastfamilie in Pennsylvenia und blieb 3 Monate. Ihre Gastmutter arbeitete 3 Tage in der Woche als Erzieherin im Kindergarten. Pia betreute ihren Sohn der 18 Monate alt war. Außerdem lebte in unserem Haus noch meine Mutter. Sie starb 1996, 73-Jährig.
Da Ria nur 2 Kinder haben wollte, bekamen wir 1985 unseren Jungen. Pia taufte ihn spontan „ Charly „ und wir waren alle damit einverstanden.

Charlys Geburtsort liegt in der ehemaligen DDR

Rias Oma hatte eine Schulfreundin und deren Sohn Lothar, der leider schon verstorben ist, lebte mit seiner Familie in einem Dorf in der Altmark, in der ehemaligen DDR im heutigen Sachsen Anhalt.
Charly erblickte am 18.9.1985 in der Scheune das Licht der Welt. Seine Mutter Kitti war eine reinrassige Dackelhündin. Sein Vater war der Terrier Blacki aus dem Haus gegenüber. Da Charly eine Zwillingsgeburt war, gebar Kitti noch einen Rüden mit kurzem hellbraunem Haar.
Da es in der DDR nicht alles zu kaufen gab, haben wir Lothar und seiner Familie regelmäßig Pakete geschickt. Seit mehreren Jahren sollten wir sie besuchen. Aus beruflichen Gründen durfte ich bis 1985 nicht in die DDR einreisen. Wir konnten erst am 26.10.1985 der Besuchseinladung nachkommen.
Als wir dort ankamen, zeigten Lothars Töchter Anke und Astrid unseren Töchtern sofort die kleinen Hundewelpen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass Pia mit einem Welpen in die Küche kam und sagte: „ Das ist Charly und den möchte ich haben“.
Lothar erklärte ihr daraufhin, dass der kleine Hund dem Jäger für die Jagdausübung versprochen sei. Daraufhin fing Pia bitterlich an zu weinen. Lothar, der ein weiches Herz hatte, konnte Pias Tränen nicht mit ansehen und er versprach ihr, den Welpen Charly nicht dem Jäger zu geben. Ich sah Ria an und sie wusste ja, dass ich keinen Hund wollte. Auch sie war sehr gerührt. Am späten Abend bei Wein und Bier, die Kinder schliefen schon, verriet mir Ria, ihren nicht erfüllten Kindheitstraum.
Rias Eltern wohnten, als sie klein war, in Hannover. Sie versprachen ihr, wenn sie auf dem Land bauen, bekäme sie ihren Traum erfüllt. Nachdem das Haus auf dem Land fertig war, suchten Rias Eltern immer nach neuen Erklärungen, ihr den Hund auszureden. Sie wurde erwachsen, heiratete mich und ihr Kindheitstraum blieb unerfüllt. Ich wurde als Kind von einem Hund gebissen und hatte seitdem immer Angst vor Hunden. Da sie meine Angst vor Hunden kannte, hat sie mir bis zu diesem Ereignis nichts von ihrem Kindheitstraum erzählt. In der Nacht konnte ich kein Auge zumachen. Rias unerfüllter Kindheitstraum ging mir nicht aus dem Kopf. Ich musste immer darüber nachdenken, ob meine Angst vor Hunden, oder Ria ihren Kindheitstraum zu erfüllen, wichtiger ist. Ich beschloss noch in dieser Nacht, zu versuchen, diesen Traum von ihr möglich zu machen.
Am nächsten Tag drehte sich alles um Charly. Schon vor dem Frühstück waren Pia und Lisa in der Scheune um nach den Hunden zu sehen. Pia erzählte, dass Charly an Kittis Brust nach Milch saugte. Sie konnte es kaum erwarten bis er satt war, um ihn zu uns an den Frühstückstisch zu bringen. Sie wollte ihm etwas Milch einflößen; Charly spuckte sie wieder aus. Daraufhin erklärte Ihr Lothar, dass Charly noch zu jung ist und nur an Kittis Brustwarzen Milch saugt. Frühestens in 2 Wochen könne man Carly langsam daran gewöhnen Milch vom Teller zu saufen.
Nachdem Pia mit Lothars Kindern gegangen war, überlegten wir alle, wie wir Charly über die Grenze bekommen. Mit 8 Wochen könne man ihn von der Mutter trennen. Wir vereinbarten, dass Lothar sich gleich am nächsten Morgen an den Kreistierarzt wendet, um mit ihm die Formalitäten abzustimmen.
Gegen Mittag kam Pia mit Charly in die Küche zurück, hatte Charly Puppenkleider angezogen und in die Puppenkarre gelegt. Er lies alles mit sich machen. Nur ab und zu l quiekte er etwas. Später sollte sie ihn wieder in die Scheune bringen.
So verging der Tag wie im Flug und gegen 17 Uhr verabschiedeten wir uns. Wir Beschlossen, wenn alle Formalitäten erledigt sind, Charly in 4 Wochen zu uns zu holen.

Bürgerreporter:in:

Udo Pohl aus Barsinghausen

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