“Beauty and the Nerd”: War das Finale an Peinlichkeit noch zu übertreffen?

Bei "Beauty and the Nerd" geht es scheinbar, wie auch im Märchen Schnewittchen, nur um Schönheit. “Spieglein Spieglein an der Wand...” Beim Märchen Schneewittchen fällt die Antwort eindeutig aus. Doch welcher Spiegel sagt uns in der Wirklichkeit, welcher Mensch als schön bezeichnet werden kann? Wo wird der Maßstab für die Schönheit einer Person angesetzt? Dass diese Fragen aufkommen ist natürlich, da Schönheit in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist. Wie dieses Thema negativ interpretiert werden kann zeigt die Show Beauty and the Nerd.

High Heels
Beauty and the Nerd Finale
(Bild: Uli Carthaeuser pixelio)
Hier verbindet man Schönheit bei Frauen mit Dummheit und Intelligenz der Männer mit Unattraktivität. ProSieben “hilft” aber nur einer Seite, denn im Vordergrund steht Schönheit und so ist es die Aufgabe aus intelligenten Männern Schönlinge zu machen. Sie sollten sich allerdings eher um die Beauties kümmern, denen es vermeintlich an Intelligenz mangelt. Aber das würde die Sensationsgeilheit der Gesellschaft nicht befriedigen und so beschränkt man sich auf Oberflächlichkeiten. So begann auch die letzte Folge von Beauty and the Nerd mit einer Peinlichkeit. Dazu lag Julia in der Badewanne und wollte, dass Kevin ihr die Beine rasiert, was er natürlich nicht konnte.Was soll eine solche peinliche und sinnlose Inszinierung den Zuschauern zeigen?

An Peinlichkeit nicht zu übertreffen?

Die erste Aufgabe der Teilnehmer von Beauty and the Nerd war die Baywatch Challenge - natürlich mussten die Beauties im klassischen roten Badeanzug am Strand entlang rennen. Was für ein tolles Frauenbild, dass ProSieben hier suggeriert. Da die Nerds in Badehose nicht gut aussehen und dem weiblichen Publikum auch etwas geboten werden muss, waren fünf extrem durchtrainierte braungebrannte Männer in knappen Badehosen ebenfalls Bestandteil der Herausforderung. Diese waren nur da, um still da zu stehen und mit einem Buchstaben auf der Brust “gut” auszusehen. Die Aufgabe bestand darin ein Wort aus fünf Buchstaben zu bilden. Um allerdings an diese durchtrainierten Models ran zu kommen, mussten die Nerds einen LKW Reifen hinter sich herziehen. Was ihnen natürlich aufgrund ihrer Unsportlichkeit mehr Mühe bereitete als ein Wort aus fünf Buchstaben zu bilden. Diese Aufgabe war eine Team-Challenge. Teil eins bestritten die Männer. Im zweiten Teil müssen die Beauties ihren Nerd retten. Anscheinend lag es ProSieben am Herzen den Nerds ihren ersten Kuss zu bereiten, denn die Aufgabe galt als beendet, wenn die Beauty ihren Nerd auf den Mund küsste. Von den Verantwortlichen wurde das als Mund zu Mund Beatmung getarnt. An Peinlichkeit nicht mehr zu übertreffen. Es musste also eine Challenge erfunden werden, um den Nerds einen Kuss auf die Lippen zu verschaffen? ProSieben scheint es sich zur Aufgabe gemacht haben die Selbstachtung der Nerds mit Füßen zu treten. Dieser Aufgabe waren Martina und Sven nicht gewachsen und mussten die Villa verlassen.

Die Schwächen müssen ausgeschlachtet werden

ProSieben lässt sich immer Herausforderungen einfallen, bei denen es scheinbar das wichtigste ist, dass sich die Teilnehmer verkleiden müssen. Das Thema der zweiten Aufgabe war Mittelalter. Dafür konnten die Beauties in Prinzessinen verwandelt werden und die Nerds wurden in Rüstungen gesteckt. Es sollte Lanzenstoßen gespielt werden ,nur dazu wurden wie es scheinbar für Nerds üblich ist, keine Lebewesen, wie beispielsweise Pferde verwendet, sondern es mussten Segways sein. Denn es gibt anscheinend eine einfache Rechnung die man beachten muss: “Technik + Unsportlichkeit + zwischenmenschliche Inkompetenz = Nerd”. Das versucht die Sendung Beauty and the Nerd anscheinend immer wieder in den Vordergrund zu stellen. Und die “qualifizierten” Aussagen und das Verhalten der Teilnehmer bestätigen dies leider immer wieder. Die Beauties durften sich mal wieder von ihrer “besten Seite” zeigen. Sie mussten Logikfragen beantworten, was ihnen mehr oder weniger gut gelungen ist. Danach musste der Kelch der Schönheit gefunden werden, denn es kann sich schließlich bei den Beauties nicht um den Kelch der Intelligenz handeln. Diese Mittelalterchallenge haben Anissa und Michael verloren. Für die letzte Herausforderung wurden die Nerds wieder in menschenunwürdige Sportkleidung gesteckt. Es stellt sich die Frage warum man für einen Parcours ohne Wasser Bademützen aufziehen muss und auch die Farbkombinationen aus unterschiedlichen Neonfarben verstärken die Vorurteile gegenüber dieser gesellschaftlichen Gruppe. Es suggeriert, dass intelligente Menschen keinerlei Modegeschmack besitzen und nicht wissen wie man sich für bestimmte Anlässe passend kleidet. Bei dieser Challenge haben Cedric und Kamilla verloren. Im Finale stehen somit Siw und Helge sowie Kevin und Julia.

Schönheit kommt von Innen?

Da es anscheinend das wichtigste der Show ist, dass die Teilnehmer verändert werden und Schönheit im Fokus steht, gab es auch im Finale wieder ein Makeover vom ehemaligen GNTM-Juror Thomas Rath. Helge wurde ja bereits von ihm verschönert, somit musste Kevin herhalten. Ihm wurden die Haare gefärbt und geschnitten, die Augenbrauen gezupft, Kontaktlinsen verpasst und was bei Thomas Rath scheinbar nicht fehlen darf ist künstlich aufgesprühte Bräune. Die inneren Werte zählen hier überhaupt nicht mehr. Es kommt wie immer nur auf die Äußerlichkeiten an. Nach der Verwanndlung sind die Beauties plötzlich viel inniger mit ihren Nerds. Was sagt dass nur über ihren Charakter aus? Doch EIN Nerd scheint nicht genug zu sein, daher wurden auch noch die ausgeschiedenen Nerds “verschönert”. Dabei wurde an Haarverlängerungen und künstlicher Bräune nicht gespart. Ob das immer eine Verbesserung darstellt bleibt fraglich und ob das überhaupt nötig war sowieso. Eine Form der Unterhaltung, die das Schubladendenken weiter vorantreibt.

Armes Deutschland?

Im Entscheidungsquiz mussten die Beauties Fragen über ihren Nerd beantworten. Hier wollten sie zeigen wie gut sich die Teams in der gemeinsamen Zeit kennengelernt haben. Beide Beauties konnten alle Fragen richtig beantworten und so lag die Entscheidung bei den Männern. Hier konnte Kevin zwei Fragen richtig beantworten und somit haben Julia und Kevin die 100.000 Euro gewonnen. Kevin verzichtet schon einmal auf seinen Gewinn und spendet seine 50.000 Euro. Jetzt kann man nur hoffen, dass die an eine Einrichtung geht, die sich um die Bildung von Kindern und Jugendlichen kümmert. Die Beauties haben anscheinend einen Satz wie Grundschüler auswendig gelernt. Sinngemäß viel die Phrase: “Ich habe hier so viel gelernt und man sollte sich nicht vom Äußeren eines Menschen abschrecken lassen” am häufigsten. Aber genau das suggeriert die Show Beauty and the Nerd, denn die Vorurteile sind da und die können scheinbar nur abgebaut werden, wenn diese Attribute verändert werden. In diesem Falle das Makeover der Nerds. Das impliziert, dass nur wer schön aussieht auch Erfolg bei den Frauen hat und der Charakter ausgeblendet wird. Danke ProSieben für diesen Unsinn, den ihr der Gesellschaft am Donnerstagabend präsentiert habt! Der Schönheitswahn, der in der Gesellschaft besteht, wird dadurch nicht abgeschwächt, sondern noch weiter auf die Spitze getrieben. Ab nächster Woche geht es damit auch wieder weiter, denn da startet Germany´s next Topmodel. Noch eine Sendung, die Frauen allein auf ihr Äußeres beschränkt. Damit rückt die Gleichberechtigung immer weiter ins Hintertreffen. Und die Zukunft Fernseh-Deutschlands sieht eher dunkel aus. Wie viel Schwachsinn im TV kann die Gesellschaft noch ertragen?

Bürgerreporter:in:

Christian Gruber aus Dortmund

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