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I want to be like mommy: Eine moderne Sage

  • Moderne Sage: Angebliche Kinderzeichnung.
  • hochgeladen von Peter Perrey

Mein Beitrag vom 10.09.2014, "Kinder tun die Wahrheit kund", hat eine Reihe sehr interessanter Reaktionen (vor allem von Leserinnen) hervorgerufen, für die ich mich auch hier noch einmal bedanken möchte. Manch ein Kommentar wurde mit einem Augenzwinkern abgegeben, denn die beigegebene Kinder-Zeichnung scheint mehr als eindeutig. Stellt sie nicht eine Nachtclubtänzerin dar, die, auf einer Drehbühne stehend, ihre lasziven Tänze um eine Stange herum (sogenanntes pole dancing) darbietet? Da ist es gar nicht so einfach, sich kommentierend "aus der Affäre zu ziehen".

Schaut man sich diese Kinder-Zeichnung aber etwas genauer an, so fällt einem auf, dass sie wohl eher von einem Erwachsenen geschaffen wurde. Würden Grundschülerinnen von sich aus Strichmännchen zeichnen? Wohl kaum, ein Erwachsener müsste es ihnen vorher gezeigt haben. Kinder malen gegenständlich. Strichmännchen zu zeichnen, setzt schon ein gewisses Maß an Abstraktionsvermögen voraus. Ähnlich ist es mit den Geldscheinen, die das Dollar-Symbol tragen - ein Kind würde wohl eher eine Zahl drauf schreiben, nicht ein Währungssymbol. Auch die Schrift auf der Zeichnung ist zu ebenmäßig und die Wörter sind - für den englischen Sprachbereich - zu fehlerfrei geschrieben, als dass sie von einer Grundschülerin stammen könnten. Und schließlich: Woher sollte die Tochter einer Nachtclubtänzerin die Berufstätigkeit ihrer Mutter kennen, woher wüsste sie, wie es in einem solchen Club aussieht und was dort genau vor sich geht?

Es bräuchte also gar nicht erst des "Briefes" der Mutter an "die Lehrerin ihrer Tochter", den man - wie auch die "Kinderzeichnung" - im englischsprachigen Internet finden kann, um festzustellen, dass hier etwas nicht stimmt:

Sehr geehrte Mrs. Jones,

ich möchte klar stellen, dass ich keine Nachtclub-Tänzerin bin oder jemals war.

Ich arbeite in einem Baumarkt und hatte meiner Tochter Jenny erzählt, welchen Andrang es letzte Woche im Geschäft gegeben hat, bevor uns der Schneesturm erreichte. Wir hatten deshalb bereits alle Schneeschieber verkauft. Dann fand ich doch noch einen im Lager und ich berichtete meiner Tochter, dass mehrere Kunden ihn unbedingt haben wollten. Jennys Bild zeigt also nicht wie ich in einem Club an einer Stange tanze! Es zeigt mich beim Verkauf des letzten Schneeschiebers im Markt.

Mit freundlichen Grüßen
Mrs. Smith

Geschichten dieser Art, die gewöhnlich nur mündlich weitergegeben werden, nennen sich im Deutschen moderne Sagen. Sie werden so erzählt, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wahr sein können. Viele Menschen, die sie hören, glauben deshalb auch, dass sich das Erzählte tatsächlich zugetragen hat. Heutzutage beschränkt sich die Weitergabe moderner Sagen allerdings nicht auf das mündliche Erzählen, auch das Internet wird zur Verbreitung benutzt - wie in unserem Fall.

Internationale Erzählforscher haben die modernen Sagen inzwischen gesammelt und veröffentlicht. In Deutschland ist damit vor allem der Göttinger Volkskundler Prof. Rolf-Wilhelm Brednich bekannt geworden, in den USA Prof. Jan Harold Brunvand von der University of Utah.

  • Moderne Sage: Angebliche Kinderzeichnung.
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  • Prof. Brednichs erste Zusammenstellung moderner Sagen aus den Neunzigerjahren.
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  • Eine von Prof. Brunvands Büchern über moderne Sagen (urban legends), ebenfalls aus den Neunzigerjahren.
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35 Kommentare

Wird Widukinds Stamm zu groß der Durscht,
trinkt er alles: Ist doch wurscht... :-)))))

...was es auch sei und was der Zweck:
Der Sachsenstamm trinkt alles weg! :-))))))

"Me and Mrs. Jones, Mrs. Jones, we've got a thing going on..." (Billy Paul):
http://www.youtube.com/watch?v=mWOTdt9Bovk

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