Warum Feuerwehrmann in der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt -Suttorf

Auch das gehört dazu. Leuchtende Gratulanten hier bei der Silberhochzeit des ehem. stelv. Ortsbrandmeisters Heinrich Kuhlmann "use Papa"
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  • hochgeladen von Wilhelm Wesemann

Warum Feuerwehrmann in der Freiwilligen Feuerwehr?

Ziemlich aufgeregt gehe ich am 10. Februar 1973, neben meinem Vater, dem Gemeindebrandmeister Wilhelm Wesemann sen., zum Gasthaus Völker-Brand, zur Jahresdienstversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Suttorf. Seit wenigen Tagen bin ich 16 Jahre alt und kann endlich in die Feuerwehr eintreten.
Die zukünftigen Feuerwehrkameraden habe ich schon alle im Übungsdienst, bei Wettkämpfen aber auch im Einsatz erlebt. Gesehen, wie sie nach gefahrvoller, anstrengender langer Nacht, in ihren dünnen verdreckten und teilweise lädierten blauen Kombis und schwarzen Stahlhelmen, mit russverschmierten Gesichtern und müde bis zum Umfallen, die erstickten und verbrannten Tiere aus der immer noch qualmenden Ruine von Meyers Scheune geholt haben. Einige Männer mit leichten Blessuren, alle aber immer wieder hustend mit von Qualm und Hitze gereizter Kehle, da Pressluftatmer noch nicht zur Ausrüstung gehörten und die 4 Atemmasken, scheinbar noch aus dem letzten Weltkrieg, auch nicht wirklich hilfreich waren. Viele von ihnen Landwirte, alle tief betroffen von der Situation und traurig, dass doch so viele Tiere nicht mehr gerettet werden konnten. In dem verzweifelten Versuch, so viele Jungbullen wie möglich aus dem flammenden Inferno zu retten, hatten sie sogar in einem Gewaltakt die Giebelmauer der Scheune durchbrochen, um auf dem Weg zu den Tieren zu kommen.
Mit einigen Schulfreunden hatte ich am darauf folgenden Tag den Konfirmandenunterricht geschwänzt, um von der Milchbank in der kleinen Straße den Nachlöscharbeiten zuzusehen. Wenn die Feuerwehrmänner zwischendurch mal aufsahen, konnte man aber auch ihre Erleichterung sehen. Trotz Vollbrand, konnten die anderen Gebäude auf dem Grundstück und die nur wenige Meter entfernten Nachbargebäude geschützt und gerettet werden.

Als kleiner Junge hörte ich staunend zu, wenn ich nach dem Dienst neben den Feuerwehrleuten sitzen durfte und diese über Einsätze und Erlebnisse sprachen. Es war immer aufregend, wenn es um die Rettung von Rindern aus der Leine, um Moor- und Waldbrände in der Region, brennende Propangasflaschen, Brände von Höfen, Scheunen und Häusern, stützen oder einreißen von einsturzgefährdeten Gebäudeteilen, um Tierrettung und die Übung von Menschenrettung ging. Ich vergaß dann immer, dass mich meine Mutter zum Sonntäglichen „nach dem Dienst-Stammtisch“ geschickt hatte, um meinen Vater daran zu erinnern, dass um 13.00 Uhr die Sonntagssuppe auf dem Tisch steht. War aber sicher nicht so schlimm, denn von den Großen haben dass auch immer viele vergessen. Manchmal stand dann gegen 13.30 Uhr die ein oder andere Ehefrau, mit hochrotem Kopf - wegen der heißen Küchen - vor ihrem Ehemann am Stammtisch, um Bescheid zu geben, dass die Suppe gegessen und der Rest nun auch kalt war.

Für mich stand schon als Kind fest, ich gehe auch einmal in die Feuerwehr. Es ist einfach eine reizvolle Mischung aus Abenteuer, Selbstüberwindung und dem tollen Gefühl etwas Gutes zu tun und anderen zu helfen.
Eine noch viel eindrucksvollere Erfahrung werde ich erst Jahre später als Gruppenführer und dann als Ortsbrandmeister kennen lernen. Die Mischung aus absinkendem Adrenalin und, wenn der Einsatz erfolgreich war, die Freude alle Kameraden/innen wieder gesund im Gerätehaus zu haben, die abklingende Aufregung im Gespräch miteinander zu verarbeiten, das alles kann sehr emotional wirken und einen tief berühren. Egal, in welcher Situation sich die/der einzelne von uns im Einsatz befindet, auf jede/n aus der eigenen Gruppe ist bedingungslos Verlass. Es ist ein „füreinander einstehen“ wie man es nur erlebt, wenn man gemeinsam für Stresssituationen trainiert und Gefahrensituationen für sich oder andere durchlebt. Die Verantwortung für die Mannschaft ist manchmal erdrückend und beängstigend. Sie wird aber aufgewogen, durch eben dieses besondere Gefühl. Und ein einziges mal gemeinsam mit Notarzt, Polizei und anderen Rettungskräften gegen die Zeit gewonnen und eine Person gerettet zu haben wiegt alle Arbeitsstunden und auch die verlorenen Kämpfe auf.

Ich werde Feuerwehrmann, weil es die richtige Entscheidung ist.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Wesemann aus Neustadt am Rübenberge

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