Jugendfeuerwehr Suttorf von 1977 bis Heute

Gemeinsamer Dienst mit der JF Neustadt
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Wozu braucht man denn eine Jugendfeuerwehr?

Der ehemalige Ortsbrandmeister Wilhelm Wesemann berichtet über die Gründung der Jugendfeuerwehr:

„Ich, Wilhelm Wesemann, hatte am 10. Februar 1973 endlich mein lang ersehntes Ziel erreicht, war 16 Jahre alt und konnte Feuerwehrmannanwärter in der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Suttorf werden. Noch war es die eigenständige Gemeinde, aber die Gebietsreform war ja schon in der Umsetzung und bald sollte es heißen „Freiwillige Feuerwehr Neustadt am Rübenberge, Ortsfeuerwehr Suttorf“. Von den 48 Feuerwehrkameraden waren 26 aktive Mitglieder bei der Versammlung. Aber der nach mir der jüngste Kamerad war ca. 20 Jahre älter als ich. Es fehlte also eine komplette Generation. Und als ich 1974 zur Truppführerausbildung an der Landesfeuerwehrschule in Celle war, machte ich die Erfahrung, dass der Altersschnitt auf Landesebene scheinbar auch nicht jünger ist.
Bei der Jahresdienstversammlung 1975 schlug ich die Gründung einer Jugendfeuerwehr vor. Die Begeisterung der Versammlung hielt sich in Grenzen. Kommentare wie „Wozu braucht man denn eine Jugendfeuerwehr?“ oder „Wir sind eine Feuerwehr und kein Verein“ waren Reaktionen. Oder „Wenn schon, dann muss sich mindestens ein Erwachsener finden, der die Verantwortung dafür übernimmt!“ Ich war erst 18 und Volljährig war man 1975 erst mit 21 Jahren. Aber es gab auch Stimmen, die mich unterstützten. Kamerad Klaus-Dieter Wrona erklärte sich bereit, mit mir zusammen die Leitung einer Jugendfeuerwehr zu übernehmen, wenn es denn zu einer Gründung kommen sollte. Damit war also ein Erwachsener an Bord. Die Gründung selbst wurde noch nicht beschlossen und selbst unter Verschiedenes fand das Thema keinen Eingang in das Protokoll. Kamerad Wrona fiel dann aus persönlichen Gründen aus und damit stand wieder alles in den Sternen.
Ich besorgte mir trotzdem schon einmal die notwendigen Informationen zur Gründung einer Jugendfeuerwehr vom damaligen Stadtjugendfeuerwehrwart, Kamerad Hans-Jürgen Grigat. Bis November 1976 hatte ich dann 23 Unterschriften von Jungen im Alter von 12 bis 15, die Mitglied der Jugendfeuerwehr Suttorf werden wollten. Mit Unterstützung des Ortsbrandmeisters Werner Thielking stellte ich bei der Jahresdienstversammlung am 5.02.1977 den Antrag auf Gründung der Jugendfeuerwehr in Suttorf. Es bestand aber immer noch die Anforderung, dass mindestens ein Erwachsener dabei sein muss. Hier erklärte dann Kamerad Hermann Schlüter, dass er die Jugendarbeit begleiten und sich als stellvertretender Jugendwart zur Verfügung stellen würde.
Nun stand der Gründung nichts mehr im Weg. Es gab genug Jungendliche die mitmachen wollten. Es gab Räumlichkeiten. Es gab den Willen der Beteiligten, endlich zu beginnen und am 11.02.1977 fand der erste Jugendfeuerwehrdienst statt. Dienstinhalt war laut Dienstbericht: „Das Tragkraftspritzenfahrzeug wurde besichtigt und die Verwendungszwecke der darin befindlichen Gegenstände erklärt. Die Jugendlichen wurden in 3 (drei!) Gruppen aufgeteilt.“ Im Gründungsjahr hatte die Jugendfeuerwehr 31 Mitglieder. Das waren: Thomas Baumgarten, Stefan Becker, Jörg Beermann, Peter Beermann, Andreas Bertram, Heinz Bertram, Michael Biermann, Christian Fengler, Frank-Hardy Furth, Jürgen Gähle, Michael Guttmann, Holger Hahn, Peter Heusmann, Carsten Höhne, Ingo Jugel, Heinrich Klingemann, Jürgen Knigge, Frank Knigge, Andreas Kruse, Heiner Kuhlmann, Thomas Löding, Jörg Maske, Carsten Meyer, Karl Plass, Carsten Schendzielarz, Hauke Schilling, Helmut Schulz, Klaus-Dieter Schulz, Manfred Schulz, Heinrich Seemann, Reimar Stünkel. Mir als Jugendwart wie auch meinem Stellvertreter, Hermann Schlüter, war die neue Welt fast so fremd wie den Jugendlichen selbst.
Was ist die „Leistungsspange“? (das damalige Jugendleistungsabzeichen des Deutschen Feuerwehr Verbandes), wie funktionieren die Wettkämpfe der Jugendlichen, was passiert bei einem Jugendfeuerwehrzeltlager, was läuft bei den Orientierungsmärschen ab? Und ganz wichtig – entgegen der Welt der „Alten“ läuft bei den Jugendwettkämpfen der feuerwehrtechnische Teil im Schritttempo ab. Also, Laufen ist ein ganz großer Fehler und wenn die ganze Gruppe mit Geräten läuft, sind das 9-mal ganz große Fehler. Aber wir haben schnell gelernt. Schon die zweite Gruppe, die bei unserer ersten Wettkampfteilnahme gestartet ist, konnte ganz langsam gehen. Ich will jetzt gar nicht davon erzählen was passiert ist, als ich später die erste in die aktive Wehr übernommene Gruppe aus der Jugendfeuerwehr in den Stadtwettkampf der Aktiven in Esperke geführt habe. Fast Fehlerfrei aber – na ja, hier ging es neben Sorgfalt und Genauigkeit wieder um die höchste Geschwindigkeit.

Zurück zu den ersten Tagen.
Wir hatten kein Geld und keine Ausstattung. Wir starteten also die Gründung der Jugendfeuerwehr mit einer monatlichen Umlage bei den Eltern der Jungen, in Höhe von 1,00 DM. Zu unseren ersten offiziellen Anschaffungen gehörten Karte, Kompass und Stoppuhren. Wir organisierten Spiele und Bastelmodelle für Dienste bei schlechtem Wetter. Kamerad Schlüter erwies sich in dieser Zeit nicht nur als Mutter der Kompanie, sondern auch als unschätzbares Organisationstalent. In den damals nur teilweise genutzten zweiten Klassenraum der alten Schule organisierten wir eine Tischtennisplatte. Alle halfen mit. Ab Gründung war die Unterstützung der Jugendfeuerwehr durch alle aktiven Kameraden und viele Ehefrauen unglaublich stark. Ob es der Bau der Hindernisstrecke war oder die Begleitung und Ausrichtung von Veranstaltungen der Jugendfeuerwehr, es gab immer ausreichend helfende Hände und eine enge Freundschaft mit der Jugendarbeit des Schützenvereins.
Schon im Gründungsjahr waren wir Ausrichter für den gesamten Brandabschnitt für die Abnahme der Leistungsspange. Eine Leistungsprüfung bei der es auf die Leistung einer gesamten Gruppe (9 Personen) ankommt. Wir sind mit zwei Gruppen gestartet und haben mit beiden Gruppen weit über der erforderlichen Punktzahl gelegen. Von 18 Jugendlichen haben 17 die Leistungsspange erhalten. Der achtzehnte hat sie damals nicht bekommen, weil er für die Teilnahme noch zu jung und sein Jugendwart noch zu unerfahren war.

Bereits nach einem Jahr, zur Jahresdienstversammlung am 2. Februar 1978, wurden zehn Jugendliche in die aktive Wehr übernommen. Einer dieser übernommenen Jugendlichen war Jörg Maske, der am 04.01.1982 in der Funktion des Jugendfeuerwehrwartes meine Nachfolge angetreten hat. Seit diesem Jahr werden Jahr für Jahr Mitglieder der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr übernommen. Und es wurde nie wieder die Frage gestellt: „Wozu brauchen wir eine Jugendfeuerwehr“.

Ähnliche Kommentare gab es erst wieder im Februar 1997, als ich die Idee für die Gründung eines Fördervereins der Ortsfeuerwehr Suttorf vorstellte. „Wir sind kein Verein und brauchen keinen Verein.“ war die Meinung der Mehrheit. Die Fürsprecher konnten aber noch weitere Kameraden überzeugen und 1998 wurde er gegründet und hat den Aktiven und der Jugendfeuerwehr schon gute Dienste geleistet.
In späteren Jahren haben wir das Eintrittsalter von 12 auf 10 Jahre abgesenkt.
In der Jugendwartezeit von Stephan Stolle, der die Verantwortung für die Jugendfeuerwehr am 30.01.1988 von seinem Vorgänger Jörg Maske übernommen hat, konnten dann auch endlich Mädchen in die Jugendfeuerwehr aufgenommen werden.
Anlässlich der Jahresdienstversammlung am 07.02.1998 erklärte Stefan Stolle, dass er für die Funktion des Jugendfeuerwehrwartes in Suttorf nicht mehr zur Verfügung stehen könne.“

Da sich nach dem Rücktritt von Stephan Stolle niemand bereit erklärte, das Amt des Jugendwartes zu übernehmen, blieb als einzige Lösungsmöglichkeit übrig, die Jugendfeuerwehr Suttorf mit einem Betreuerstab zu leiten, um ihre Schließung zu verhindern. Der Betreuerstab bestand anfangs aus fünf gleichberechtigten Betreuern, von denen einer als Ansprechpartner und „Postadresse“ fungierte. Anfänglich war dies Andreas Rabe. Neben ihm gehörten noch Rainer Köhne, Carsten Witte, Uwe Berg und Heiko Degering zum Betreuerstab. Kurze Zeit später stieß noch Heiko Grube dazu. Nach einem Jahr übernahm Heiko Degering die Funktion des „Sprechers“, der im April 1999 noch zusätzlich zum stellvertretenden Ortsbrandmeister ernannt wurde.
Die Art dieses Führungsstils wurde dann schnell das „Suttorfer Modell“. Unter diesem Namen wurde der ungewöhnliche Führungsstil in der Stadt Neustadt und in der Region Hannover bekannt. Das „Suttorfer Modell“ fand aber auch Ablehner in der Stadtfeuerwehrführung. Trotzdem hat es sich bis heute bewährt eine größere Gruppe von Betreuern zur Verfügung zu haben. Außerdem fanden sich Nachahmer in den Jugendfeuerwehren in Stadt und Region.
Der Betreuerstab funktionierte und Heiko hatte zwei Ämter gleichzeitig inne. Dieses bereitete den Erfolgen der Jugendfeuerwehr aber keinen Nachteil. Es war für alle klar, dass es keine dauerhafte Lösung seien sollte, aber irgendwie musste die Jugendfeuerwehr ja funktionieren. Insgesamt hatte Heiko 7 Jahre die Verantwortung für die Jugendfeuerwehr. Eine kleine Unterbrechung gab es als Stephan Brüggemann sich dazu bereit erklärte das Amt des Jugendwartes zu übernehmen.

Akut wurde die Situation als Christoph als Ortsbrandmeister abdankte und Heiko Degering als einziger Kandidat zur Wahl stand. Da eine Doppelbelastung als Jugendwart und Ortsbrandmeister dann doch zu groß wäre, musste nun ein neuer Jugendwart gefunden werden. Dies war auch eine Bedingung für die Kandidatur Heikos. So erklärte ich, Thimo Grube, mich bereit 2005 das Amt des Jugendwartes zu übernehmen. Allerdings erst nach einigen Diskussionen mit meinen Eltern und der Bedingung, dass mir die „Sieben Zwerge“ inklusive Schneewittchen und zwei erfahrenen Betreuern zur Seite stehen. Das Suttorfer-Modell sollte nun also Anwendung in Perfektion finden.
Die „Sieben Zwerge“ waren Andre Gerberding, Marcel Bertram, Christian Behrendt, Peer-Hendrik Wesemann, Heiko Sassenberg, Marc Willbrandt und ich. Wir waren eine Gruppe, die zusammen aus der Jugendfeuerwehr übernommen wurden und den Grundlehrgang besuchten. Unser Schneewittchen war Philipp Hamm, der schon ein Jahr vor uns übernommen wurde. Die zwei erfahrenen Betreuer waren Andreas Rabe und Heiko Grube. Wir hatten zwar eine kurze Schonzeit als Betreuer unter Heiko, aber einfach fiel es uns auch nicht die Jugendfeuerwehr allein zu leiten. Seither halten wir den hohen Standard unserer Vorgänger zu und übergeben jährlich gut ausgebildeten Nachwuchs an die Einsatzabteilung. Seit 2005 veränderte sich der Betreuerstab stetig. So verließ uns Christian Behrendt und zu uns stießen Markus Gerberding, Steven Willbrandt, Nico Tammen, Dustin Wilhelm, Jan-Niklas Maske, Carsten Schendzilarz jun. und Caroline Lohse. So hat die Jugendfeuerwehr Suttorf derzeit einen 15-köpfigen Betreuerstab. Aber auch aktive Kameraden gehen uns jederzeit zur Hand wenn Not am Mann ist.

So bieten wir seit 2005 jeden Freitag ein abwechslungsreiches Programm von Sport, Feuerwehrtechnik und natürlich Teamgeist an. Wir versuchen ständig uns neue und interessante Themen für die Dienste einfallen zu lassen. Denn schließlich muss man die Jungs und Mädels bei Laune halten. Natürlich nehmen wir auch an Wettbewerben teil. Einer unserer größten Erfolge war es die Jugendfeuerwehr 2007 zu den Landeswettbewerben der Jugendfeuerwehren zu führen. Vor uns hatte das noch niemand geschafft. Was die Leistungen unserer Vorgänger aber nicht schmälern soll. Im Gegenteil. Guckt man sich die Pokale und Urkunden im Gerätehaus an, lässt man die vielen Veranstaltungen und Wettbewerbe, von denen viele in Suttorf ausgerichtet wurden, revue passieren, oder lässt man sich von „älteren“ ehemaligen Jugendfeuerwehr Mitgliedern Geschichten „von früher“ erzählen, so ist klar, dass die Jugendarbeit in Suttorf stetig auf einem hohen Niveau stattfand und auch immer noch stattfindet. Derzeit sind 27 Jugendliche in der Jugendfeuerwehr Suttorf. Die Jugendfeuerwehr zählt seit der Leitung von Stephan Stolle zu der größten im Stadtgebiet Neustadt.
Wenn man heute durch das Gerätehaus geht und sich umguckt, dann sieht man, dass bis auf drei Kameraden alle vorher in der eigenen Jugendfeuerwehr waren. Und nun soll noch mal einer fragen:
„ Wozu braucht man denn eine Jugendfeuerwehr?“

Info Jugendfeuerwehr:
Dienst jeden Freitag -außer in den Ferien- um 17.00 Uhr am Feuerwehrhaus Suttorf
Jugendwart: Thimo Grube (Tel. 05032 5720)

Bürgerreporter:in:

Thimo Grube aus Neustadt am Rübenberge

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