Ausstellung der Langen Foundation

Neuss heißt eine Stadt am Niederrhein; als Kreisstadt ist sie Namensgeberin des „Rhein-Kreises Neuss“. Bekannt geworden ist die Stadt für ihr Schützenfest: Mit mehr als 7.500 marschierenden Schützen und Musikern es als das weltweit größte Schützenfest, das von einem einzigen Schützenverein organisiert wird und bei dem keine Gastzüge aus anderen Städten teilnehmen. Dieses Schützenfest findet regelmäßig immer Ende August eines jeden Jahres statt.

Und die übrige Zeit eines Jahres? Da kann die Stadt beispielsweise mit ihrer Kultur glänzen. Die Langen Foundation mit ihrem Museum organisiert das ganze Jahr über Kunstausstellungen. Vom 4. September 2016 bis zum 5. März 2017 ist Richard Deacon mit seiner Ausstellung „On the other side“ zu sehen.

Zunächst seien hier ein paar Hintergrundinformationen erlaubt. Die Langen Foundation gibt es seit dem Jahre 2002; es handelt sich dabei um eine private Kunststiftung. Sie kümmert sich um die Sammlung von Marianne und Viktor Langen. Viktor Langen lebte von 1981 bis 1990. Er war ein Unternehmer aus Düsseldorf und Präsident der örtlichen Industrie- und Handelskammer. Zusammen mit seiner Frau Marianne (1911 – 2004) hat er zusammen nach dem Zweiten Weltkrieg zeitgenössische Kunst gesammelt. Die heutige Sammlung umfaßt dabei nicht nur die europäische Malerei des 20. Jahrhunderts, sondern auch japanische und andere außereuropäische Kunst (zum Beispiel aus Kambodscha, Korea, China, Indien, Afrika, Ozeanien, Ägypten und vielen anderen Regionen der Welt) sowie alt-griechische und alt-persische Kunst.

Im Jahre 2014 erregten Stiftung und Familie Langen Aufmerksamkeit, als bekannt wurde, daß etliche Kunstwerke, die in der Ausstellung als Dauerleihgaben ausgestellt worden waren, für viel Geld verkauft werden sollten. In der Tagespresse wurden der Sammlung unterstellt, daß nur „zweit- und drittrangige Stücke“ erhalten bleiben und die Stiftung als Steuersparmodell gedacht sei. Die Aufregung darüber hat sich aber offensichtlich schnell gelegt und ist inzwischen vergessen.

Der japanische Architekt Tadao Ando hat den Gebäudekomplex für das Museum geschaffen. Viel Beton und Glas hat er verwendet – der Architekturstil erinnert an den „Brutalismus“, der eigentlich seit den 1980er Jahren in der Öffentlichkeit in Verruf geraten war.

Wer anreisen möchte, muß ein gutes Navi haben – das Museumsgebäude liegt zwar in fußläufiger Entfernung zur Museumsinsel Hombroich und hat auch eine eigene Bushaltestelle. Aus der Entfernung heraus ist der Gebäudekomplex aber nicht sichtbar. Er verbirgt sich hinter begrünten Erdwällen und gräbt sich zum Teil tief in den Boden ein.

Betritt man das Museum, kommt am Anfang natürlich der Kassenbereich. Hat man ihn passiert, gilt es wieder, etliche Meter zu laufen. Die Aussicht auf die umliegenden Erdwälle mag dafür entschädigen. Erreicht man den ebenerdigen „Japanraum“, kann man als Besucher die Galerie mit der japanischen Kunst besichtigen.

Für den modernen Teil der Sammlung sind zwei in die Erde gesenkte und jeweils 8 Meter hohe Ausstellungsräume vorgesehen. Der Weg dorthin führt von dem Japanraum aus. Dort werden aber nicht nur die Dauerausstellung, sondern eben auch die Wechselausstellungen gezeigt. Die Architektur ist insofern ganz interessant, weil sie gezielt auf Ausstellungen zugeschnitten ist und es mittels Emporen ermöglicht, sich einen Überblick über die jeweilige Ausstellung zu verschaffen.

Die Raumausstattung ist hell, lichtdurchflutet und flächenmäßig sehr großzügig. Sie wirft aber auch für den architektonischen und künstlerischen Laien Fragen auf. Für welche Art Kunst wurde die Museumsarchitektur gestaltet – Malerei? Bildhauerei? Videokunst? Fotographie? Was auf den ersten Blick spannend erscheint, engt auf den zweiten Blick ein.

Wenden wir uns nun Richard Deacon und seiner Ausstellung zu. Mit dem Briten Richard Deacon zeigt die Langen Foundation einen der führenden Vertreter der zeitgenössischen Skulptur. Sein Schaffen umfaßt inzwischen mehr als 4 Jahrzehnte. Unterschiedliche abstrakte Formen und eine außergewöhnliche Vielfalt an Materialien zeichnen es aus. Die Ausstellung On The Other Side konzentriert sich auf Werke der vergangenen zehn Jahre. Gezeigt werden Arbeiten in Holz, Metall und Keramik.

Deacon hat 1969 – 1977 an der Saint`s Martins School of Art und dem Royal College of Art in London studiert. Unter anderem auch in Köln ansässig, ist Deacon seit 2009 Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf.

Wirklich überzeugend ist die Kunstpräsentation nicht. Der zufällige Besucher, der kein Kunstexperte, sondern bestenfalls kunstinteressiert ist, ohne ein Fachmann ist, wird schnell den Eindruck haben, viele der ausgestellten Kunstwerke in ähnlicher Form schon einmal in anderen Museen gesehen zu haben. Insbesondere bei den Keramik-Objekten kommt man ins Grübeln: „Wo habe ich das schon einmal gesehen?“. Auch die Art, wie kuratiert, also die Kunstobjekte angeordnet wurden, gefällt nicht unbedingt. Insbesondere die Wände bleiben über weite Strecken einfach nur nackt. Dieser Eindruck entsteht aus zweierlei Effekten her. Zum einen gibt es nur wenige Kunstwerke, die an den Wänden angebracht wurde – es wurde also viel Raum vertan. Hinzu kommt: Da es sich nur um Metallobjekte handelt, fehlt dem Auge doch sehr die farbliche Abwechslung. Allein schon unter kuratorischen Gesichtspunkten hätte mehr aus der Ausstellung gemacht werden können.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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