Der Frosch und die zwei runden Dinger/ Satire von Astrid Schulzke

Es war einmal ein Froschjüngling, der lebte glücklich und zufrieden mit seinen Froscheltern in einem tiefen, verwunschenen Brunnen. Früher hatte dort einmal ein Schloss gestanden, erzählten ihm die Eltern. Doch das war lange, lange her und die Pflanzen und Bäume des ehemaligen Schlossgartens hatten den grauen Granit längst überwuchert. Nur der alte Brunnen nahm wie eh und je das Wasser des Himmels in sich auf und nährte seine Bewohner wie vor hunderten von Jahren.

Eines Tages quakte der Vater Frosch den Jüngling von der Seite an und meinte, es wäre doch nun an der Zeit, dass er sich einen eigenen Brunnen suche und dort für viele winzige Kaulquappen sorge. Die Auswahl an jungen Fröschinnen wäre doch groß genug in diesem Brunnen, da sollte es ihm doch nicht schwerfallen, die richtige Braut zu freien.

Der Froschjüngling sah ziemlich gut aus und er verspürte wenig Lust, sich unter seinesgleichen eine Gattin zu wählen. Er hatte keine großen, hässlichen Knubbel auf dem Rücken, wie die anderen Frösche und Fröschinnen, sondern seine Haut war von glatter, hellgrüner Farbe. Sie glänzte wie Lack, wenn sich die Strahlen der Sonne, bei seiner täglichen Nahrungssuche an der Wasseroberfläche des Brunnens, darin spiegelten.

Nein, er wollte keine dieser fetten Kröten ehelichen, da war er sich ganz sicher. Wäre da nicht dieser doofe Trieb, der ihn jeden Tag mehr zu schaffen machte und wären die jungen Fröschinnen nicht gar so hässlich gewesen, wer weiß, vielleicht wäre alles ganz anders gekommen.

So aber verguckte sich der jugendliche Frosch in zwei runde Dinger, die sich ihm eines Tages direkt vor seine kleine Stupsnase setzen. Vorsichtig schnüffelte er erst einmal an ihnen, um dann sogleich sein grünes Lackköpfchen tief in die Spalte zu stecken, die sich zwischen diesen weichen und warmen Teilen befand. Oh, war das schön, war das köstlich!

Doch, welch ein Schreck! Plötzlich wurde er am Kragen gepackt und in die Höhe gehoben. Zwei blaue Augen schauten in an. Sie erinnerten ihn sogleich an das Meer, von dem er jede Nacht träumte und welches ebensolche Sehnsucht in ihm weckte, wie der Trieb zwischen seinen Froschschenkeln.
Dieses Wesen musste das Himmelreich sein. Rosig und warme Kugeln, meerblaue Augen und ein Mund, so rot wie die Beeren an dem Strauch, neben seiner kleinen Brunnenwelt.
Wie der Blitz wand er sich aus der Umklammerung der zierlichen Finger dieses Wesens. Das war gar nicht schwer, denn der junge Frosch war vor lauter Aufregung glitschig wie ein Aal. Er sprang direkt auf die roten Lippen zu und küsste sie voller Leidenschaft.
Mit einem Knall verwandelte sich der Frosch in einen gutgebauten Mann und wie von Sinnen wälzten er und die Besitzerin der zwei kugeligen Teile sich im grünen Gras.

Von diesem Tage an trug er einen grauen Anzug, auf dem Boss stand. Leider war er kein Boss und das Meer sah er auch nur höchstens für zwei Wochen im Jahr. Die meiste Zeit verbrachte er in einem stickigen Büro mit künstlichen Pflanzen und die Dame mit den zwei runden Dingern litt an Migräne, außer Mittwoch, da durfte er mal kuscheln kommen. Aber nicht so lange und so arg, denn die Teile waren mit einem sündhaft teurem, künstlichen Zeug gefüllt.

Manchmal träumte er noch von seiner grünen, glatten Haut und wünschte sich zurück in den Wald, zu seinem verwunschenen Brunnen. Doch leider hatte er vergessen, wo er ihn finden könnte und so lebt er wohl noch heute irgendwo da draußen in einem dieser tristen Betonblöcke und freut sich auf die Mitte der Woche.

Bürgerreporter:in:

Astrid Schulzke aus Neumünster

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