Die Tulpe

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Die Tulpenzwiebel wird schon im Herbste in die Erde gesteckt. Hier bleibt sie den ganzen Winter hindurch unter Frost und Schnee liegen. Kaum aber hat im Frühlinge die Sonne den Schnee geschmolzen und die harte Eisrinde der Erde gebrochen, so öffnet sich oben die Zwiebel, und zwei dicke, blaugrüne Blätter ohne Stiel kommen hervor. Zwischen ihnen windet sich der runde, derbe Blumenstiel hindurch, der an seiner Spitze eine sechsblättrige Blume trägt. Hart und dick, wie sie sind, machen sich die Blätter nichts aus dem Froste. Anfangs sind sie grün; aber allmählich nehmen sie im Glanze der Frühlingssonne die Farben an, in denen sie prangen sollen. Unten behalten sie einen weißgrünen Fleck. An der Spitze sind sie zierlich nach außen umgebogen und bilden einen großen Becher oder eine Glocke, die mit der Öffnung aufwärts gewendet ist. Inmitten dieses Bechers steht der kurze dreikantige Stempel oder Griffel,umgeben von sechs messerförmigen Staubgefäßen, gleich schwarzen Klingen auf grünen Heften. Der Stempel hat oben eine dreieckige Narbe. Die Frucht ist eine dreifächerige Samenkapsel. So deutlich wie bei der Tulpe sind selten alle diese Teile bei einer Blume gebildet.
Obgleich die Tulpe eine sehr schöne Blume ist, so fehlt ihr doch das, was uns an den Blumen am meisten erfreut - der Geruch. Sie ist daher das Sinnbild des Stolzes; denn das Hochtragen des Kopfes und die äußere Schönheit ohne inneren Wert sind Merkmale des Stolzes.

Gießener Lesebuch

Ein Lesestück aus einem Volksschul-Lesebuch vom 1896 (drittes und viertes Schuljahr)

Bürgerreporter:in:

Christel Hammer aus Nebra (Unstrut)

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