Eldeschwimmbad Matzlow/Garwitz

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Was macht eigentlich ein Schweriner wenn er Baden gehen will?

Eine Frage, die sich ein Schweriner eigentlich nicht zu stellen hat, in der Stadt der Seen und Wälder.
Leider und trauriger Weise, musste ich mir in der letzten Woche diese Frage stellen, als ich am Abend nur mal schnell ins Wasser wollte. Nun könnte man sagen, schnell nach Zippendorf und fertig. Frau Gramkow unsere Oberbürgermeisterin, hatte ja gerade dort die blaue Fahne für eine hervorragende Wasserqualität hochgezogen. Leider nützt es nichts, wenn das Wasser sauber ist und das Umfeld versinkt im Dreck. So mag man vielleicht noch gerne rausschwimmen mit Blick auf die Stadt Schwerin und die Insel Kaninchenwerder. Aber wehe man schwimmt wieder zurück ans Ufer, das wird einem die Freude schnell genommen, mit Blick auf die Ruine des ehemaligen Strandhotels in Zippendorf.
Da sauberes Wasser und ein sauberes Umfeld an einer Badestelle irgendwie auch zusammengehören, zieht man es lieber vor, der Stadt Schwerin zum Baden den Rücken zu kehren, denn systematisch wurden in Schwerin die entsprechenden Bademöglichkeiten immer weiter eingeschränkt.
Aus diesem Grund machte wir uns auch auf den Weg nach Garwitz, da wir dort schon vor sehr langer Zeit oft, mit den nun schon Erwachsenen Kindern, baden waren. Das dortige Eldeschwimmbad hatten wir noch in guter Erinnerung und waren gespannt, was sich dort verändert hat.
Nach einer schönen Fahrt durch die Lewitz erreichten wir, bei der wir auch auf die Fällung der Lewitzeichen aufmerksam wurden, erreichten wir Garwitz über Rusch.
Im Ort selbst bemerkte man kaum eine Veränderung und hatte sich seinen Charme erhalten, nur die Schleuse und das Schwimmbad haben sich verändert. Der kleine Kiosk war immer noch an der Ecke des Gebäudes vorhanden, nur der Raum der Gaststätte, war jetzt als Heimatstube umgestaltet. Das Umfeld des Schwimmbades, der Schleuse sowie der Gasstätte, machen einen sauberen und gepflegten Eindruck. Als Dienstältesten Bademeister in der Funktion des Rettungsschwimmers, lernten wir Herrn Butzmann kennen, der viel über die Entstehung des Schwimmbades zu erzählen hatte, das noch mit Schaufel und Förderbändern in Handarbeit durch freiwillige Aufbau- und Ausschachtungsarbeit erschaffen wurde. So entstand durch viel Eigeninitiative und manchmal auch mit Ärger bei der Beschaffung der Finanzierungsmittel und Auszahlung der benötigten Gelder, über Stundenlisten, der ein oder andere Umstand, der dann auch schon einmal Ärger für den Bürgermeister bringen konnte. Trotzdem wurde der Bau des Schwimmbades geschafft und die Eröffnung fand am 1.Mai 1965 statt, das Bad wurde dann später ein Anziehungspunkt.
Entstanden sind so eigentlich 3 Becken, die sich in Schwimmerbecken, Nichtschwimmerbecken und Kleinkinderbecken gliedern.
Das große Schwimmerbecken hat mit 50 x 20 Metern, relativ große Ausmaße und bietet so ausreichend Platz um vernünftig und ausdauern zu schwimmen. So befinden sich allein in diesem Becken 2500 m³, was in Litern die unglaubliche Menge von 2,5 Millionen Litern ergibt.
Dazu kommen das Nichtschwimmerbecken mit den Ausmaßen von 20 x10 und eine Tiefe von 1,40 m und ein Becken für Kleinkinder mit 20 x 4,50 mit Knöcheltiefe. Somit werden ca. 2800 m³ an Wasser benötigt, um die Becken zu füllen. Am Schwimmbad vorbei auf einem hinteren Areal befand sich seinerzeit auch ein Kinderferienlager der Akademie der Wissenschaften aus Postdam. So bot dieses Schwimmbad, den Ferienlager immer eine gute Bademöglichkeit, direkt neben der Elde. Viele der umliegenden Schwimmbäder haben die Wendezeit nicht überlebt, wie die Schwimmbäder in Spornitz, Siggelkow, Domsühl, Ziegelhof(Armeehallenbad) Somit bekam das Schwimmbad in Garwitz/Matzlow eine immer größerer Bedeutung um auch den Schülern der ersten Klasse , in den Sommermonaten die Möglichkeit zu bieten, das Schwimmen zu erlernen. Leider leidet dieses Schwimmbad in der heutigen Zeit auch unter den Umständen, das viele Menschen aus den umliegenden Dörfern, der Heimat den Rücken kehren mussten, um eine Lehrstelle für eine Ausbildung finden, oder die damals relativ noch jungen Familien mit den Kindern, der Arbeit willen, von der geliebten Heimat, Abschied genommen haben.

Diese Entwicklung wurde seinerzeit bei der Zusammenführung der beiden deutschen Staaten keine Beachtung geschenkt, was sich jetzt umso mehr bemerkbar macht und in vielen Dörfern in Mecklenburg-Vorpommern, eine negative Entwicklung genommen hat, der in vielen Orten, oft nur noch ältere Menschen zu finden sind. Man hat zwar jetzt die Situation erkannt, kann diese Entwicklung allerdings nur schwer aufhalten, da die Infrastruktur ohne ausreichende Arbeitsplätze oder durch den von der Politik gewollten Niedriglohnsektor in Ostdeutschland, für immer mehr Abwanderung gesorgt hat. So kann man nur hoffen, dass diese Entwicklung gestoppt werden kann und so ein weiteres Ausbluten der Bevölkerung noch verhindert wird. Allerdings hat dies auch den Vorteil, dass man so sehr schön schwimmen kann oder sogar beim monatlichen „Vollmondbaden“, ein riesiges Schwimmbecken für sich allein hat. Die Idee zum Schwimmen im Mondschein, fand ich so toll, dass ich mich am Abend noch einmal von Schwerin auf den Weg machte, um im Mondschein baden zu können. Voller Sorge bemerkte ich bei der Anfahrt um 22:00 Uhr einige Regenwolken, aber ich schaffte es gerade noch ins Wasser, als die ersten Wolken den Mond anfingen zu verdecken.
Auch am Abend ist das Schwimmbad mit Rettungsschwimmern besetzt und nicht ohne Stolz erzählte mir der altgediente Chefrettungsschwimmer Herr Butzmann, das es hier noch nie einen schweren Unfall gegeben hat. Allerdings verursacht so ein Schwimmbad auch erhebliche Kosten für die Unterhaltung, Gewinne sind unter den Umständen, der mangelnden Besucherzahlen nicht zu erzielen, umso mehr muss man den Verantwortlichen der Gemeinede, den ehrenamtlichen Helfern und dem Kioskbesitzer,hoch anrechnen, das Schwimmbad weiterhin auch mit negativen Zahlen zu betreiben. Durch Eigeninitiative und ständigen kleinen Veranstaltungen im Umfeld des Schwimmbades ergibt sich so vielleicht eine Widerbelebung an vergangene Zeiten. Das Vollmondbaden ist ein guter Anfang, leider ist nur einmal im Monat Vollmond…
Der kleine Kiosk bietet ein gutes Angebot für jedermann und ist auf alles eingerichtet, es gibt Kaffee aus der Maschine der sogar schmeckt, oder eine leckeren Eisbecher mit Erdbeeren, der uns unsere beiden Eisbecher auf einem Campingplatz in Rabensteinfeld für satte 9.- € schnell vergessen ließ und uns zeigte das man auch für 3,50 € also für 7.-€ zwei gute Eisbecher bekommen kann. Hier geht es grundsätzlich auch nicht um das liebe Geld, sondern was man für sein Geld bekommt, zumal man, wie in Rabensteinfeld ohne Speisekarte ohne Vorstellung von den exorbitanten Preisvorstellungen der Betreiber überrascht wird. Der kleine Nebenraum der einstmals zur Gaststätte gehörte, wurde scheinbar zur Heimatstube umgestaltet und hat leider nur begrenzte Öffnungszeiten im Juli und August.

Die Heimatstube wurde 2008 auf Beschluss der Gemeindevertretung dem Heimatverein "Matzlow-Garwitz e.V. " zur Verfügung gestellt.Finanzielle Mittel bzw. die Arbeiten für Heizung u.ä. übernahm die Gemeinde. Die notwendige umfangreiche Renovierung wurde durch die vielen sehr engagierten Vereinmitgliedern ehrenamtlich in vielen Stunden in sehr guter Qualität vollzogen.
Der Raum wiederum wurde duch Vereinsmitglieder liebevoll so gestaltet, dass sich Einblicke in das ländliche Leben dieser Gemeinde auf breiter Ebene ergeben, wobei natürlich die Elde, bzw. der Kanal eine Rolle spielen.
Die Heimatstube wird in alles Bereichen durch den Verein betreut, das betrifft sowohl die inhaltliche Gestaltung als auch die Betreuung zu den Öffnungszeiten.
Im Juli und August ist das kleine Museum jeden Sonntag von 14:00-16:00 Uhr geöffnet. Außerhalb dieser Zeit kann man einen Besuch der Stube über die beiden "Bereitschaftstelfonnummern" (sind am Einlass zu ersehen)vereinbaren.
Mit dem Sammeln der geschichtsträchtigen Exponate beagnn eine Schüler.AG "Junge Chronisten" bereits 1984. Die Sammlung ist seitdem ständig gewachsen und steht seit 2008 auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Auch der Imbiss Inhaber Tobias Warncke engagiert sich sehr für den Heimatverein und die Heimatstube. Wer die Heimatstube besucht und sich die Zeit nimmt, nicht nur die Exponate anzuschauen, findet gerade in den zahlreichen Mappen mit Aufzeichnungen über die Bürger der Orte Matzlow und Garwitz interessante, aber auch traurige Geschichten zu lesen. So einfach wie in heutiger Zeit, war der Übergang über die Elde nicht, noch sehr lange musste für die Überfahrt eine Fähre benutzt werden.
Wer noch mehr von der Geschichte des Dorfes, die immer schon eng mit der Schleuse und dem damit verbundenen Handelsweg erfahren möchte, empfehle ich das Heftchen“ An der Elde und Lewitz“ aus der Geschichjte von Matzlo und Garwitz, das vom Heimatverein Matzlow-Garwitz e.V. herausgegeben wurde. Beim Lesen, taucht man sehr schnell ab, in eine vergangene Zeit in der sich die Zeiger der Uhren noch langsamer zu drehten und die Menschen eine schwere Zeit in der Landwirtschaft hatten, aber auch irgendwie unbeschwerter ihren Tagwerk nachgehen konnten und nach schwerer Arbeit, auch eine glückliche Zeit hatten.
So passt auf diesem kurzen Stück, Schwimmbad, Schleuse und Imbiss alles zusammen und vereint sich hier zu einem kulturellen Zentrum der Orte Marwitz/Garwitz, das auch durch das Engagement von Tobias Warncke erhalten geblieben ist, der hier schon als kleiner Junge baden gegangen ist.
Durch vielfältige Initiativen steuert er so auch zum Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft bei und hilft auch mit seinem „Tobis Einkauf“ einmal noch etwas im Dorf zu kaufen, was man in der Stadt vergessen hat. Der Imbiss ist empfehlenswert und bietet für Wasserwanderer und Durchreisende und Schwimmbadbesucher ein ausreichendes und preiswertes Angebot. Wir empfehlen die Currywurst mit Pommes zusammen mit Majo und Ketschup. Lustig fanden wir wie die „Gerne-Großen“ Badegäste wieder ganz klein sind und sich noch Süßigkeiten aus Großpackungen, wie Lakritz oder süße Zuckerwürmer bestellten und in kleine Tütchen abpacken lassen. Gut, dass es noch Geschäftsleute gibt, die erkennen was man die kleinen so gerne im Schwimmbad naschen, denn erinnert uns dies nicht an unsere Tage wo wir noch die Milch lose in der Milchkanne kaufen mussten und es im Kaufmannsladen nebenan, uns all die schönen leckeren Zuckersachen so verlockend in den Gläsern mit den großen Deckeln, entgegenleuchteten?
Also wer sich einen schönen Tag machen will, fährt durch die Lewitz über Rusch, Raduhn nach Garwitz, Badesachen und Handtuch nicht vergessen, zum Schwimmbad und verbringt ein paar schöne Stunden im Schwimmbad, danach bei Currywurst und Pommes und ab nach Hause. Wer aus Schwerin anreist, sollte sich für die Rückfahrt eine wiederverschließbare saubere Flasche mitnehmen, denn in Rusch gibt es eine Milchtankstelle mit frischer Rohmilch, der Liter kostet einen Euro. Allein das eigene Abfüllen ist die Sache wert! Da es dort besser gibt, kann man auch gleich vor Ort Milch trinken, was mich allerdings ein wenig verwirrte war die Tatsache das dort ein Schild zu finden ist, das man die Rohmilch vor dem Verzehr abkochen sollte. Hierbei handelt es wieder einmal um eine Vorschrift der EU, für die Genehmigung einer Milchtanke, grundsätzlich gibt es aber keine Bedenken die Milch gleich zu trinken. Also, pack die Badehose ein!

Gastsstätte "Zur Schleuse" Garwitz

Bürgerreporter:in:

Norbert Höfs aus Schwerin (MV)

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