"Dichter und Vagabunden"...

...so titelt das Programm des Göttinger Duos "Piano & Poem", das erstmals in Marburg zu hören sein wird.

Das Duo sind der Pianist Alexander Tietz und der Sprecher Christian Römer. Am 17. Dezember 2010 laden sie in das Cafe des Spiegelslustturmes ein. Sie nehmen ihr Publikum an diesem Abend mit auf eine lyrisch - musikalische Reise voll emotionaler Abgründe. Es werden Balladen und Gedichte von Francois Villon (1431 - 1463), Hermann Hesse (1877 - 1962), Friedrich Nietzsche (1844 - 1900) und Erich Mühsam (1878 - 1934) musikalisch und stimmlich dargestellt. Das Duo durchlebt auf der Bühne "Francois Villons Vagabundenleben, durchwandert die Natur von Hermann Hesse, kämpft an der Seite von Friedrich Nietzsche und bettelt um einen Taler wie Erich Mühsam".

Da ich Christian Römer noch aus seiner Zeit in Kirchhain kenne, suchte ich den telefonischen Kontakt, um mehr über das Duo "Piano & Poem" zu erfahren. Hierbei erfahre ich, dass sich beide an der Universität Göttingen kennen gelernt haben. Schnell war auch klar, dass jeder von ihnen sich auf seine Weise mit der Thematik "Lyrik und Musik" schon längere Zeit beschäftigte. In den zahlreichen Proben während der Erarbeitungsphase des Programms trug Christian Römer die Gedichte vor und Alexander Tietz versuchte die unterschiedlichen Stimmungen zu erfassen und musikalisch umzusetzen. Dadurch sind in ihrem Programm Stimme und Klavier gleichwertig und so unterscheidet es sich von einem "Rezitationsabend mit Klavierbegleitung". Ein weiterer sehr wichtiger Bestandteil ihres Programms sind die Klavierimprovisationen von Alexander Tietz. Diese bilden eine Überleitung von einem Gedicht zum nächsten und sind gewissermaßen der rote Faden, der sich durch das Programm zieht.

Mit ihrem Programm trat das Duo erstmals im Rahmen der 3. Göttinger Tanz-Kultur-Woche am 27.10.2009 in der alten Fechthalle auf. In 2010 folgten dann am 27.2. und am 01.03.2010 zwei weitere Auftritte in Witzenhausen und Göttingen. Bevor sie in Marburg zu sehen und hören sind, gastieren sie am 5.12. in Göttingen und am 07. Dezember in Kassel.

Der Auftritt in Marburg ist für Christian Römer gewissermaßen ein "Heimspiel", da er in Kirchhain seine Kindheit und Jugend verbrachte und seine Eltern und sein Bruder mit Familie dort wohnen.

Auf der Internetseite www.pianoandpoem.de finden sie nähere Informationen und auch Hörproben. Nicht umsonst heißt es ja immer "Live is Live" und daher sollten Sie die Gelegenheit nutzen und den Auftritt des Duo`s am 17.12. um 20.00 Uhr im Cafe des Spiegelslustturmes direkt miterleben.

Nun noch eine Zusammenfassung der Geschichte des Spiegelslustturmes. Quelle: Artikel von Frau Gabriele Holthuis "Der Kaiser-Wilhelm-Turm in Marburg" auf den Seiten 117 bis 121 aus dem Heft 2/3 Hessische Heimat aus dem Jahr 1988:
"...Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckte der Obergerichtskanzleibeamte Christian Köhler Marburgs höchste Erhebung - den östlich gelegenen 350 m hohen Ortenberg - als einen Ort besinnlicher Ruhe. Er ließ eine Schneise durch die Bäume schlagen, um "die herrlichste Aussicht auf die Stadt mit dem Schloß und den Kirchen, auf waldige Höhen, in das grünende Thal, auf die Lahn mit dem silbernen Spiegel" genießen zu können. 1828 erhielt der seit 1820 an der Philipps-Universität immatrikulierte Freiherr Julius Werner von Spiegel zu Desenberg von der zuständigen Forstbehörde die Genehmigung, das Gelände zu ebnen, durch eine Schmuckanlage mit künstlichen Steingrotten zu bereichern und in der Mitte einen Oktogonalen Pavillon aus Eisen aufzustellen, der ausreichend Raum für Tische und Bänke bot. ... Im Juni 1868 wurde in Marburg ein Verschönerungsverein gegründet. ... Aber erst 1872 wurde unter dem Vorsitz des Physikers und Mathematikprofessors Melde ein "Verein zum Bau eines Thurmes auf Spiegelslust" ins Leben gerufen. ... Am 03. Juli 1874 konnte der Turmbau beginnen. ... Keine zwei Monate später war der Verein dann allerdings mit Problemen konfrontiert, die das Projekt ernstlich gefährdeten. Die veranschlagten Baukosten waren auf das Doppelte der vorgesehenen Summe angestiegen. ... Um die Finanzierung sicherzustellen, beschloß der Verein, eine Lotterie zu organisieren, die im Frühjahr 1875 nicht nur in Marburg, sondern auch in anderen Orten Hessens in Gang gesetzt wurde. ... Bis zum Winter 1875 hatte der Turm eine Höhe von fast 29 Metern erreicht. ... Doch in der Nach vom 12. auf den 13. März 1876 stürzte der Turm ein. Orkanartige Sturmböen hatten ... auch den Aussichtsturm auf Spiegelslust in einen Trümmerhaufen verwandelt. ... Der erneute Baubeginn war am 08. Juli 1887. ... Die Gesamtkosten bis zur Bauvollendung im Jahre 1890 betrugen 43.000 Mark. ... Die Einweihung des Turms fand am 02. September 1890 statt. ... Erst 1956 wurde der Turm gründlich renoviert und seine Funktion als Aussichtsturm und schnell erreichbares Wander- und Ausflugsziel wieder in den Vordergrund gerückt. "