Mit Gisela in Lothringen: Was gibt es sonst noch zu sehen? Gehen wir auf die Suche.

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Lothringen umfasst das Gebiet der oberen Maas und Mosel. Es wird westlich von der Champagne, östlich von den Vogesen und im Norden von den Ardennen begrenzt. Im Süden reicht es etwa bis zum Plateau von Langres. Lothringen hat sich eine fast unberührte Natur erhalten. Schroffe Waldberge in den Vogesen, Hügellandschaften, stille Bergseen und schöne Erholungsorte. Auf eine lange Tradition können die Thermalbäder am Vogesenrand zurückblicken. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert traf sich hier die „toute l´Europe“ in Bains, Plomberies, Vittel oder Countrexville. Die Bevölkerung geht auf keltische und fränkische Ursprünge zurück. In Lothringen ist die häufigste Siedlungsform das langgestreckte Straßendorf. Auf beiden Straßenseiten steht, etwas zurückgenommen, und etwas versetzt Haus an Haus, durch eine Brandmauer voneinander getrennt. Nur kurze Seitenstraßen unterbrechen die lange Reihe. Die wenigen und kleinen Fenster sind durch die Ende des 18. Jahrhunderts eingeführten Fenster- und Türsteuern zu erklären.

Wir verlassen Nancy und schauen mal nach Bosserville, das eine besonders beachtenswerte Kapelle aus dem 17. und 18. Jahrhundert hat.

Weiter kommen wir nach Verangeville. Die Stadt hat eine gotische Hallenkirche. Sie wurde Ende 15. / Anfang 16. Jahrhundert erbaut. Sehenswert ist im Inneren vor allem das kunstvolle Netzgewölbe.

Wir biegen aber nach links ab und gelangen nach Saint-Nikolas-de-Port, welches direkt gegenüber Verangeville liegt. Dort machen wir eine Pause von zwanzig Minuten, um uns die Basilika auch von innen anzusehen. Zur Zeit der Kreuzzüge erhielt der Ort von heimkehrenden lothringischen Rittern eine Nikolausreliquie, die ihn binnen Kurzem zum Wallfahrtsort werden ließ. In der Kirche Saint-Nicolas sollen vor der Reliquie bebetet haben: Jeanne d´Arc bevor sie zur Befreiung Frankreichs auszog, und Karl der Kühne von Burgund vor der ihm den Tod bringenden Schlacht von Nancy. Die heutige Basilika wurde von 1494 – 1544 erbaut. Die Nikolausreliquie, ein Fingerglied, befindet sich in einem goldenen Reliquiar des Kirchenschatzes. Die großen Wallfahrtstage sind der Pfingstmontag und der 6. Dezember. Die ehemalige Brauerei wurde 1990 in ein Museum umgewandelt.

Weiter geht es nach Dombasle. Hier liegt das älteste und größte Zentrum der Salzindustrie in Westeuropa. Das Steinsalz, das durch Einpumpen von Süßwasser gewonnen wird, wird überwiegend zu Soda für die Waschmittelherstellung und Chlor verarbeitet. Der zu Sodaprodukten erforderliche Kalk kommt per Bahn aus dem Steinbruch von St.-Germain-sur-Meuse. Die Firma Solvay wurde im 19. Jahrhundert in Dombasle gegründet. Sie ist der größte Sodaproduzent in Europa. Sie hat eine Niederlassung ganz in unserer Nähe - in Bad Hönningen.

Wir kommen nach Luneville und machen eine Pause von zwei Stunden zur Besichtigung des Schlosses und zum Mittagessen. Luneville, einst Hauptstadt einer kleinen Grafschaft, gehört seit dem 15. Jahrhundert zu Lothringen. Seinen Aufschwung zur zweiten Stadt des Herzogtums verdankt es Herzog Leopold, der 1702 aus dem von französischen Truppen besetzten Nancy nach Luneville gezogen war. Er ließ sich von seinem Architekten Germain Boffrand das Schloss errichten und die Stadt zu einer würdigen Residenz ausbauen. Unter der Regierung von Stanislas erlebte Luneville seine Glanzzeit: Der König umgab sich mit Schriftstellern und Künstlern, ließ Schloss und Park verschönern und gründete verschiedene Industriebetriebe. Das Chateau, das sich Herzog Leopold von Lothringen zwischen 1703 und 1720 hier errichten ließ, hatte zum Vorbild Versailles. König Stanislas, dessen bevorzugte Residenz Luneville war, und der hier 1766 starb, verschönerte die Innenausstattung und den Park. Unter ihm verkehrten am Hof Künstler, Philosophen und Dichter, z.b. Voltaire und Diderot. Im Schloss befinden sich heute das Musee de Luneville mit einer vollständig eingerichteten Apotheke aus dem 18. Jahrhundert und dem Militärmuseum. Der wunderschöne Schlosspark mit Wasserbecken, kunstvoll geschnittenem Taxus und roten und gelben Blumenbeeten zeigt ein schönes Beispiel französischer Gartenarchitektur. In der Stadtmitte liegt die Rokoko-Kirche St.-Jacques.

Wir fahren jetzt nach Baccarat, das seit 1764 eine berühmte Kristallfabrik hat. Bleikristall entsteht durch Verschmelzen von Quarz, Pottasche und Bleioxyd: die zähflüssige Masse wird heute noch mundgeblasen. Auch der Schliff, der das Glas erst zum Funkeln bringt, wird im allgemeinen von Hand ausgeführt; nur bei Serienprodukten setzt man Maschinen ein. Ein glattes Glas, ohne Schliff oder Goldauflage, geht beim Fabrikationsdurchgang durch ca. zwanzig Hände. Im ehemaligen Chateau befindet sich das Musee du Cristal. Die Ausstellungsstücke des Museums stammen alle aus der Fabrik von Baccarat: farbloses und buntes Kristall, Römer, Opalglas, Kugeln, reich geschliffenes Service aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das Museum hat nur nachmittags geöffnet. Montags haben alle Museen geschlossen. Nahe der Meurthebrücke steht die neue Kirche – 1957 – erbaut – das „Heiligtum aus Beton und Kristall“.

Nach einem kurzen Aufenthalt geht die Fahrt weiter nach Rambersviller, das ein Rathaus aus dem 16. Jahrhundert besitzt. Ebenfalls finden sich in der Stadt noch alte Häuser aus dem 16. Jahrhundert und Überreste seiner Festungsanlagen.

Über Charmes, das im Zweiten Weltkrieg so sehr zerstört wurde, dass es fast völlig erneuert werden musste, gelangen wir nach Epinal.

Dort machen wir wieder zwei Stunden Pause. Epinal ist die Hauptstadt des Departements Vosges und liegt an der Mosel, die sich im Stadtkern in zwei Arme teilt. Der „Parc du Chateau! Ist mit 26 ha einer der größten städtischen Parkanlagen Frankreichs. Die Basilique Saint-Maurice stammt aus dem 11. bis 15. Jahrhundert. Berühmteste Erzeugnisse sind die bunten Bilderbogen „Images d´Epinal“ die zeitweise in die ganze Welt gingen. Der alte Brauch des Winteraustreibens am Ende der Frostperiode ist in Epinal immer noch lebendig: Am Mittwoch vor Ostern lassen die Kinder in den Wasserbecken des Chateaus de la Justice und der Rue de General Leclerc selbstgebastelte beleuchtete Schiffchen schwimmen.

Auf unserer weiteren Fahrt gelangen wir nach Vittel. In Vittel haben wir einen kurzen Aufenthalt zum Lustwandeln im Kurpark. Vittel ist ein bekanntes Heilbad. Bis in die dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts erfreute es sich großer Beliebtheit. Das Wasser der kalten Quellen, die bereits den Römern bekannt waren, wird bei Leber- und Stoffwechselerkrankungen angewandt. Am westlichen Ortseingang befindet sich eine große Flaschenabfüllfabrik für den Mineralwasserversand. Die tägliche Leistung liegt bei 4,3 Millionen Flaschen verschiedener Größen.

Wir kommen durch Countrexville, einem Mineralbad mit kalten Quellen, die schon von den Römern genutzt wurden, genau wie in Vittel. Die Stadt liegt im Voirtal. Hier werden Stoffwechselkrankheiten, Übergewicht, Gicht, Leber- und Nierenleiden behandelt.

Neufchateau kommt in Sicht. Der Ort ist eine der ältesten Marktstädte Lothringens. Wahrscheinlich befand sich hier zur Römerzeit ein bedeutender Handelsplatz. Auch hier machen wir eine kurze Pause. Das Rathaus wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Die Kirche Saint-Nicolas stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sie liegt am Hang. Das Städtchen, über der Maas gelegen, spielte als freie Stadt des Herzogtums Lothringen eine wichtige Rolle im Mittelalter.

Unserer Fahrt führt wieder zurück Richtung Nord-Ost nach Nancy, wo wir den Abend auf dem Place Stanislas genießen werden.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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