Lauscha, Glasbläserstadt

Glasprinzessin Janice I (Janice Müller-Blech) beendete ihre Amtszeit am 04. Dezember 2022.
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Lauscha bedeutet glitzernde schillernde Weihnachtskugeln und weihnachtliche Figürchen, geblasen und geformt. 1597 wurde Lauscha durch den Bau einer Glashütte gegründet, die Mutterglashütte der Glasproduktion im Thüringer Wald. Die Glasmacher Hans Greiner und Christoph Müller erhielten am 10. Januar 1597 vom Herzog Johann Casimir zu Sachsen-Coburg zwei erbliche Konzessionen.
In der Lauschaer Nacht mischen "Alchimisten" ihre Pülverchen um die schönsten Farben von dunkelrot bis dtiefblau zu kreieren. Man spricht von 400 Rezepte für die vielen wunderschönen Gemenge, die bei 1500° C verschmolzen werden. Greiner Farben seien die besten, Elias Greiner Vetter Sohn entdeckte wie er Schmelzfarben für Porzellan und Glas herstellen konnte und das war 1820. Die bunten Glasmurmeln brachten ihm guten Geschäfte. 1848 werden Glasmurmeln mit der Marbelschere hergestellt, 1849 das Patent angemeldet. 1853 eröffnete er mit seinem Sohn die Seppenhütte, gründete einen eigenen Verlag und damit begann der weltweite Export von Perlen, Murmeln, Christbaumschmuck u.v.a. 1894 brannte die Hütte total nieder. Später wird aus der Seppenhütte der VEB Farbglaswerk Lauscha, dann VEB Glaskunst Lauscha/Thüringen. Februar 1995 ging nichts mehr, die Glashütte stand vor der Schließung. Es gelang die zweite Privatisierung. Oktober 1995 übernahm Gerhard Bürger die Glashütte. Nach der Modernisierung, wird diese im November wieder eröffnet.1997 feierte Lauscha die 400jährige Gründung, internationalen Glassymposium.

Christbaumschmuck kommt aus Lauscha und das schon seit 1847. Lauschaer Glasbläser schuffen die ersten Früchte und Nüsse. Verspiegelt wurde der Christbaumschmuck mit einer Zinn-Blei-Legierung und ab 1870 mit Silbernitrat. Um 1880 kauften die ersten amerikanischen Kunden Christbaumschmuck aus Lauscha, den Frank Winfield Woolworth importierte. In den Jahren 1870 bis 1939 wurden ca. 5000 verschiedene Formen hergestellt, alles in Heinmarbeit. Durch die Verarbeitung des Glases in Stäbe und Röhre war es möglich Objekte in Heimarbeit vor der Lampe herzustellen. Vor der Lampe bedeutet - am offenen Brenner/ eine Öllampe mit Blasebalg, mit deren Hilfe Glasstäbe erhitzt wurden, um das auf diese Weise erweichte Glas zu Perlen, Figürchen und dekorativen Objekten zu formen, manche mit „leonischen Fäden“ umsponnen. Das sind versilberte, vergoldete oder verzinkte spirallgewundene, gewellte oder auch gekrauste Kupferdrähte und -fäden. Hugenotten aus Lyon, „leonisch“ führten die Kunst ein.
Über Stock und Stein trugen die Ehefrauen der Glasbläser und Botenfrauen ihre mit fragilen Objekten vollbeladenen Kiepen mit Aufsatz (Raff) den 15 km langen Weg nach Sonneberg. In der Weihnachstsaison war es sehr strapaziös, obwohl Lauscha seit 1886 an die Eisenbahnstrecke nach Sonneberg angeschlossen war, ließ es die finanzielle Situation mit zu, Fahrkarten zu kaufen. Der Hungerlohn deckte kaum die Lebenshaltungskosten. Buch/ Film - "Die Glasbläserin" . Die Arbeitsbedinungen waren so schrecklich, das es den Reichstag beschäftigte, sehr zum Leidwesen der Sonneberger Aufkäufer.
Ludwig Müller-Uri fertigte seit 1820 Augen für Puppen und Tiere an, wurde 1832 vom Würzburger Augenarzt Prof. Heinrich Adelmann kontaktiert, der ihn veranlasste menschliche Augen herzustellen. 3 Jahre später erhielten die ersten Patienten Augenprothesen. Ab 1844 präsentierte der Okularist seine Augen auf internationalen Gewerbe - und Industrieausstellungen. Ludwig Karl Böhm blies wahrscheinlich die Hülle der ersten Glühlampe von Edison.

Bewohner Lauschas beteten in einer kleine Kirche die zur Gemeinde Steinheid gehörte. Erst 1728 erbaten der Pfaffer von Steinheid Johann Georg Löhrl und dessen Vater Georg Friedrich Löhrl beim Herzog von Coburg den Bau einer Kirche für Lauscha. Drei Greiner Glasbläser traten Grundstücke ab. (Johann Martin Greiner, Johann Georg Greiner und der Matthäus Greiner) 
20. Juni 1730 erfolgte die Grundsteinlegung und die Einweihung der Kirche am 1. Oktober 1732. Im selben Jahr zieht die kleine Glocke aus dem alten Schulhaus in den Kirchturm. 1885 die zweite Glocke. 1902 beschloß der Vorstand den Bau einer neuen Kirche. 16. August 1910 erfolgte die zweite Grundsteinlegung und nur 1 Jahr und 1 Tag später fand die Einweihung unter großer Anteilnahme statt. Die Emporenfenster zeigen Szenen aus dem Neuen Testament. Das Fenster über dem Haupteingang stellt den auferstehenden Christus dar. Die drei Farbglasfenster in der Vorhalle von Knoch & Lysek aus Coburg zeigen Orts- und Kirchengeschichte. Die Orgel mit pneumatischer Ton- und Registertraktur, 28 klingenden Registern und 15 Nebenzügen lieferte der Nürnberger Orgelbauer Johannes Strebel. 1938 wurde sie umdisponiert und 2001 folgte eine umfangreiche Restaurierung durch Rösel & Hercher.

Das Thüringer Waldglas mit der markanten grünliche Färbung entsteht durch den natürlichen Eisenoxidgehalt des Materials. Es sind seit dem 12. Jh schon kleinere Hütten in dieser Gegend ansässig. Holz, Quarzsand, Kalkstein und Buchenholz die Hauptmaterialien der Glasgewinnung sind hier reichlich vorhanden.

Glasherstellung war im alten Assyrien und Babylon schon bekannt. In Ägypten fertigen Künstler seit mehr als 5000 Jahren in Manufakturen Gefäße und Schmuckstücke an. Mit einer Glasmacherpfeife (um 100 v. Chr.) war es möglich größe Gefäße herzustellen, zwischen 300 - 500 AD wurden die ersten Trinkgläser hergestellt. Nach der Auflösung des Römischen Reiches gingen viele Kenntnisse, nicht nur in der Glasherstellung, verloren. Erst Jahrhunderte später, in frühen Frankenreich, fanden Mönchen einige Hinweise zur Herstellung.

Bürgerreporter:in:

Yvonne Rollert aus Halle

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