„Die spinnen die Frauen“ (frei nach Obelix) oder„Den Faden verlieren und sich verhaspeln“

Gudrun Fischer-Seidel am Spinnrad
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Das Spinnen zählt zu den ältesten Techniken der Menschheit. Früher mussten sich viele Frauen damit ihr Geld verdienen. Heute ist es ein beruhigender Zeitvertreib.
Frau Gudrun Fischer-Seidel auch Springe unterhielt Mitglieder und Gäste des Deutschen Hausfrauen-Bundes Ortsverband Laatzen e.V. mit Geschichten, Märchen und Redewendungen rund ums Spinnen und die Garnherstellung.
In vielen Märchen wie Dornröschen, Rumpelstilzchen oder Frau Holle spielt das Spinnen eine große Rolle. In der Mythologie halten die Schicksalsgöttinnen, die Parzen, den Lebensfaden. Die erste Parze spinnt den Schicksalsfaden des Menschen, die zweite misst den Faden und die dritte schneidet ihn ab. Sie sind also Gebieterinnen über Leben und Tod und halten Anfang und Ende in ihren Händen.
Das Grundprinzip ist beim Spinnen immer gleich: Lose Fasern werden zu einem Faden verdrillt. Das erste Spinnwerkzeug war vermutlich ein Holzstab, wie er heute auch noch in Tibet verwand wird. Der Vorläufer des Spinnrades waren Handräder. Bei diesem wurde mit einer Hand das Rad gedreht und die andere spann den Faden. Es folgte das Tretrad. Hier hat die Spinnerin beide Hände frei und kann so einen gleichmäßigen Faden spinnen.
In den Dörfern entstanden Spinnstuben in denen Töchter und Mägde gemeinsam am Spinnrad saßen. Sie galten als Brutstätte des Lasters, deshalb gab es extra einen Erlass für Spinnstuben. Trotzdem „spann“ sich an diesem Ort so manche Beziehung an. Es wurde vorwiegend in den Wintermonaten vom Martinstag bis Maria Lichtmess gesponnen. Danach ging die Arbeit auf dem Feld wieder los, da es hieß „Gertrud mit der Maus treibt die Spinnerinnen raus“ (Die Heilige Gertrud von Nivelles ist die Schutzherrin der Feld- und Gartenfrüchte).
Versponnen werden können alle Fasern wie z. B. pflanzliche, tierische oder synthetische. Sogar das menschliche Haar wurde früher versponnen. Das feinste und filegranste Gespinnst fertigt z.B. die Spinne.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden von Gandhi Spinnräder in Indien eingeführt, damit die arme Bevölkerung Baumwolle verspinnen konnte. Er hat sich sehr für das Spinnen eingesetzt. Noch heute wird in Indien zu offiziellen Anlässen eine Fahne aus handgesponnenem Garn hochgezogen.
Die Veranstaltung war für die Teilnehmerinnen keine „Spinnerei“, denn sie gingen mit dem Vorsatz ins Neue Jahr nicht den Faden zu verlieren und sich auch nicht zu verhaspeln.

Bürgerreporter:in:

Ingrid Pawelczak aus Laatzen

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