Was sagt eigentlich Ihre Frau dazu, dass Ihre vogelkundlichen Führungen um 4.30 Uhr beginnen, Herr Saemann?

Foto: Peter Saemann
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Peter Seamann bietet seit 20 Jahren Vogelführungen für die Nabu-Ortsgruppe Laatzen an. Im E-Mail-Interview verrät er, an welche Ereignisse er gern zurück denkt, warum jeder in seinem Leben an einer vogelkundlichen Führung teilgenommen haben sollte und was Laatzen lebenswert macht.

Was zeichnet die Nabu-Gruppe Laatzen aus?

Die Liebe zur Natur und deren Schutz sowie der Wille Projekte nicht nur zu planen, sondern auch in die Tat umzusetzen. Des Weiteren ist der Nabu Laatzen eine seit 20 Jahren gewachsene Gemeinschaft, dessen aktives Mitglied ich gerne bin. Natürlich können wir neben unserer ehrenamtlichen Naturschutzarbeit auch mal so richtig feiern. In diesem Jahr feiern wir auf dem Platz vor der Alten Feuerwache am 4. Oktober von 11 bis 18 Uhr wieder unser allseits beliebtes Kartoffelfest. Dieses wird von den Laatzener Bürgern immer sehr gern besucht.

Und wo zwickt es?

Für ehrenamtliche Tätigkeiten fehlen viele helfende Hände, die uns tatkräftig unterstützen könnten. Junge Menschen, die sich für die Natur und deren Schutz interessieren, fehlen uns sehr.

20 Jahre sind eine lange Zeit. An welche Ereignisse denken Sie gern zurück?

Ich denke gern an die Arbeitseinsätze in unserem ersten Naturschutzzentrum, der Maria-Troll-Hütte, zurück, und die vielen Veranstaltungen und Führungen aller Art. Damals waren wir noch 28 aktive Mitarbeiter. Die Krönung aber war unser neues Naturschutzzentrum Alte Feuerwache, das am 1. Mai 2004 eröffnet wurde. Mehr als 2000 Arbeitstunden haben wir aktiven Mitglieder, ein Teil der Familienmitglieder inklusive Vorstand und der Leiterin des Naturschutzzentrums, Dorothea Laske, investiert. Entstanden sind eine Dauerausstellung mit einem Extraraum für die Darstellung nachtaktiver Tiere, ein Naturgarten und ein Seminarraum für 50 Personen.

Gab es etwas, von dem Sie sagen: Das hätte uns erspart bleiben können?

Leider sind diese ganzen Aktivitäten in einer Zeit großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten gelaufen, wo von öffentlicher Hand fast keine finanzielle Unterstützung zu erwarten war. Wir hätten uns mehr Unterstützung seitens des Landes, der Kommunen und Gemeinden für unsere ehrenamtliche Arbeit gewünscht – und zwar nicht nur mit schönen Worten, sondern mit kräftiger finanzieller Unterstützung.

Wer sind Ihre langjährigen Wegbegleiter? Was zeichnet diese aus?

Ich möchte Dank sagen an all jene Personen, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen, damit ich überhaupt in die Lage versetzt werden konnte, naturkundliche Führungen durchzuführen. Das sind die bekannten Ornithologen und Naturschützer, mein Freund und Schwager Wilhelm Bruns, Christian Bräuning und Dieter Wendt. Herr Mußmann als gebürtiger Laatzen-Grasdorfer Bürger und Kenner der Leineaue, meinen Naturfreunden und Naturschützern Karl Steinbrink, Dieter Seidel und Frank Behrens. Dank meines musikalischen Gehörs ist es für mich eine Erleichterung, sich den Klang der Vogelstimmen zu merken. Ich durfte 37 Jahre im Polizeimusikkorps Niedersachsen Trompete blasen und bin jetzt nach meiner Pensionierung seit elf Jahren im bekannten Blasorchester "Die Original Calenberger".

Ihre Vogelführungen beginnen morgens um 4.30 Uhr. Was sagt eigentlich Ihre Frau dazu?

Die naturkundlichen Führungen morgens um 4.30 Uhr sind ja nur für eine begrenzte Zeit, vorwiegend im Mai. Meine liebe Frau schätzt und liebt die Natur ebenfalls. Sie lässt mir mit viel Verständnis und Geduld für meine ehrenamtliche Naturschutzarbeit großen Freiraum. Ich bin ihr dafür von ganzem Herzen dankbar. Ich glaube, dass sie damit auch dem Naturschutzgedanken Rechnung trägt. Sie hat an einer ganzen Reihe von Führungen, auch von anderen aktiven Naturschützern, selbst teilgenommen.

Wenn sich jemand überlegt, ob er an einer Ihrer Führungen teilnehmen soll: Mit welchen Argumenten würden Sie dafür werben?

Die Laatzener nehmen die Natur vor ihrer Haustür als selbstverständlich hin und merken gar nicht, was für ein Naturjuwel ihnen zu Füßen liegt. Ich denke hierbei auch an die Südliche Leineaue. Sie müssen sich vorstellen: Eine stimmungsvolle, ruhige Auenlandschaft mit noch vielen Vogelarten, die es sonst nur noch am Steinhuder Meer und der Elbtalaue gibt. Bei uns rasten im Frühjahr und Herbst sogar noch Kraniche, Fischadler und seltene Enten- und Gänsearten. Vor allen Dingen die melodische Vielfalt unserer Singvögel ist ein erlebenswerter Genuss für wahre Naturfreunde. Es ist auch für den alltäglichen Stressabbau von großem Vorteil. Man findet nämlich eine ganz andere, ruhigere Welt vor.

Mal abgesehen von der Nabu-Gruppe: Was macht Laatzen lebenswert?

Ob zu Fuß oder per Fahrrad ist man innerhalb weniger Minuten in freier Natur. Selbst in Laatzen gibt es Erholungsorte wie den Park der Sinne und das Mastbruchholz. Hinzu kommt, dass es außerhalb der Wolkenkratzer von Laatzen-Mitte ein gemütliches ländliches Ambiente in den Ortsteilen Grasdorf, Rethen, Gleidingen und Ingeln-Oesselse gibt. Bis auf den Ortsteil Ingeln-Oesselse ist die Anbindung öffentlicher Verkehrsmittel gut bis optimal.

Und was sollte in Laatzen besser werden?

Laatzen-Mitte muss unbedingt noch grüner, einfach natürlicher werden. Der Platz für mehr Grünanlagen, Büsche und Bäume ist doch vorhanden. Ich glaube, man nimmt an, dass die Pflege solcher zusätzlichen Begrünungen arbeitsintensiv ist und zu viel Geld kostet. Man kann solche Anlagen so gestalten, dass sie ein wenig sich selbst überlassen bleiben. Ich bin dafür, dort einen sogenannten Wildwuchs zulassen. Was glauben Sie, wie schnell sich auch wieder einige Vogelarten dieser Naturnischen annehmen.

Sie sind als Hobbyautor bei myheimat, dem Mitmachportal der Leine-Nachrichten, aktiv. Was halten Sie davon?

Ha ja, eine tolle Sache! Vereine, Verbände, Künstler, Mitmenschen voller Ideen, Menschen verschiedener Herkunft sind hier miteinander verbunden und kommunizieren ganz frei. Ehrlichkeit, Anstand und natürlich Toleranz stehen dabei ganz oben an. Nochmals, prima Idee! Sobald mir meine Hobbys einmal mehr Zeit lassen, dann bin ich bald mit einem neuen Artikel dabei.

myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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