Was ist Treue, oder......Post vom ADAC

ost vom ADAC erhalten wir wie jedes andere Mitglied auch mit der monatlichen Clubzeitschrift,

doch diesmal war ein richtig dicker Brief im Postkasten, und meine erste Reaktion war,

"was wollen die denn von mir"

im Anschreiben erfuhren wir näheres,

man überreichte mir eine Urkunde, gedruckt auf hochwertigem Briefpapier DIN A4, so in Richtung Päckchen 140 Gramm aufgeteilt in 50 Blatt,

dazu eine Ehrennadel aus Gold,

und ein Exemplar der Clubzeitung "Motorwelt" aus dem Jahr 1968, dem Jahr meines Eintritts in den ADAC,

und darüber habe ich mich wirklich gefreut

und merke, ob Urkunden nun mit der Post oder sonst wie den Weg zu uns finden,
sie gelten nicht als geschickt, oder zugestellt, sondern immer als "überreicht",

im Gegensatz zu Ehrennadeln, die werden verliehen, als Beilage mitgeschickt, sind meist nur symbolisch vergoldet, und die Zeitschrift legt man einfach dazu

und der Grund, mir das alles zukommen zu lassen, ist meine 50 Jahre währende Mitgliedschaft beim ADAC,

daran hatte ich nun überhaupt nicht gedacht, doch man versicherte mir im Anschreiben, das sei ein freudiges Ereignis, und beglückwünschte mich dazu,

soweit, so gut, doch dann folgte ein Satz, der sicherlich Standard ist in solchen Fällen, der mich aber zum Nachdenken veranlasste

nämlich:

"In einer schnelllebigen Zeit wie heute, ist es besonders anerkennenswert, wenn Menschen über so viele Jahre hinweg einer Sache treu bleiben"

naja, irgendwie stimmte das ja auch, doch die Mitgliedschaft in einem Autoclub erforderte kein besonderes Nachdenken, vielleicht Treue aus Gewohnheit, was nicht abwertend gemeint ist, trotzdem, die "Sache" lief einfach so nebenbei mit, und die Verbundenheit mit dem ADAC bestand darin, dass ich meinen Jahresbeitrag bezahlte, und ihn gerufen habe, wenn ich ihn brauchte,

der Club konnte sich auf meinen Beitrag verlassen, und ich, dass er mir schnell half, wenn mein Auto nicht anspringen wollte,

es war und ist ein geben und nehmen auf Gegenseitigkeit,
und das alles auf Grund einer Vereinbarung

und wenn beide sich daran halten, wenn sich jeder auf den anderen verlassen kann, könnte man das im weitesten Sinn als treu und brav und korrekt bezeichnen

aber ist das wirklich Treue, im Sinne dieses Wortes oder nur Gewohnheit,

was ist Treue eigentlich

es gibt ein paar Schlagwörter darüber wie

treu zur Fahne

treue Seele

die Nibelungentreue, oder eben wie bei mir, die langjährige Treue, und so gesehen war ich also doch treu, sogar im Sinne des Wortes,

mir solls Recht sein,

doch meine Treue ist in diesem Fall nicht bedingungslos, die bedingungslose Treue hat schon viel Unheil angerichtet, und ich neige dazu, auch mal nein zu sagen, denn ich kann nur das geben, was ich vor mir selbst verantworten kann, und das heißt, ich kann nicht alle Wünsche oder Forderungen erfüllen, niemand kann das, und über Treue bis in den Tod sollte man schon eine eigene Meinung haben,

manchmal allerdings stellt sich diese Frage nicht,

für einen geliebten Menschen da zu sein ist ganz etwas anderes,

ich kann jetzt nicht erwarten  dass derjenige, den ich betreue, genauso für mich da ist,

wenn ich einen kranken Menschen pflege, kann ich keine Gegenleistung einfordern,

aber das machen Freunde ohnehin nicht 

als treuer Freund des Menschen gilt der Hund, und das ist er wohl auch, das gilt auch für Katzen, sie fordern keine Gegenleistung, wünschen sich aber unsere Liebe, und eine Gemeinschaft, auf die sie sich verlassen können, und werden manchmal brutal enttäuscht, vielleicht weil Herrchen überfordert ist, und ohnehin nie wirklich in Treue fest zu Hasso, Rex und Purzel gestanden hat

erst kürzlich hat man wieder einen Hund gefunden, der an einer Raststätte von seinen Menschen dort angebunden wurde,

danach haben sie sich ins Auto gesetzt, sind weggefahren, und haben ihn im Stich gelassen

einfach so,

seine Schmerzen, seine Verzweiflung und seine Tränen waren ihnen egal,

(Anmerkung: auch Tiere können weinen)

doch es geht auch anders,

auch in unserer Nachbarschaft gibt es einen Hund, er ist nicht mehr der Jüngste, und braucht Hilfe, die bekommt er auch, und hier wird auf die allerbeste Art praktiziert, wie Liebe, Treue und Fürsorge aussieht

auch einfach so

und es gibt die Treue zwischen zwei Menschen,

die hatten sie sich einst geschworen,

"in guten, wie in schlechten Tagen",

irgendwann kannten sie diese Worte nicht mehr, jetzt heißt es

"unüberwindliche Abneigung"

ich will Menschen, die sich scheiden lassen, die sich für immer trennen, nicht kritisieren, das steht mir nicht zu, sie werden ihre Gründe haben, ich möchte allerdings immer zu denen gehören, die das trotz allem nicht verstehen, musste das aber in unserem Freundeskreis erleben und akzeptieren 

doch es gibt noch eine Treue, entstanden durch die Liebe, wenn es um Menschen geht, die man auch nach vielen Jahren nicht vergessen kann und will, und die man nicht einfach anrufen kann, um zu fragen, wie geht es Dir, wo bist Du, verzeih mir, und komm doch wieder,

es ist eine Bitte, die man stellt, weil man vielleicht nicht mehr viel Zeit hat, um das zu erleben, oder befürchten muss, dass der andere es bald nicht mehr hören kann, und der Weg zum Ende des Regenbogens an den jemand auf uns wartet, für immer zu weit ist,
aber man kann ja aufstehen,  und ein bisschen entgegen kommen

denn niemals geht man so ganz, aus welchem Grund auch immer

der im Februar 2008 verstorbene holländische Sänger Benny Neyman beschreibt genau das in einem Lied

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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