Flüchtlinge und Frau Merkels Vision

Das Beispiel mit dem Krug,

der solange zum Brunnen geht, bis er bricht, drängt sich förmlich auf, wenn man die Situation der Bundeskanzlerin beschreiben will, noch ist der Krug zwar nicht zerbrochen, aber er hat Risse bekommen, die nicht sein mussten, was politisch eher zweitrangig geworden ist, denn der Brunnen ist leer

das ist das Dilemma der Kanzlerin, die inzwischen mit ihrer Flüchtlingspolitik mehr oder weniger allein gelassen wird von all denen, die noch vor ein paar Monaten gar nicht schnell genug mit unter den Heiligenschein kommen konnten, als es noch hieß
"wir schaffen das", und die Menschen in Afrika lieben sie dafür
heute relativiert man diese Vision mit den Worten
"so war das nicht gemeint, diese Entwicklung konnte man ja nicht erkennen"

ein Armutszeugnis für "vorausschauende Politiker", die sich inzwischen selbst loben und erklären, man hätte erreicht, dass Behörden Asylanträge viel effizienter arbeiten würden, das sieht man in Brüssel ganz anders, und nicht nur dort,

die Vision von Frau Merkel war von Anfang an nicht umzusetzen, das ist offenbar der aktuelle Tenor in Europa, auch in den Nachbarstaaten nimmt man zur Kenntnis, das ihr die Getreuen weglaufen, und sieht das durchaus mit gemischten Gefühlen,

Die Kanzlerin macht zwar keine Rückzugsgefechte, doch sie weiß auch, das ihr spektakuläres Auftreten in dieser Angelegenheit nicht unbedingt der Geniestreich war, der sie unsterblich machen sollte,

doch Europa zeigt ihr trotz teilweise massiver Widerstände nicht wirklich die kalte Schulter, denn man will die Kanzlerin und Deutschland als inoffizielles Führungsland in Europa nicht verlieren,

ein schwieriger Spagat der Partnerländer, denen auch klar ist, dass Deutschland für den aktuellen Zustand nicht allein die Verantwortung trägt, aber sie wollten gehört werden, und unter Freunden spricht man sich ab, achtet die Meinung der anderen, und setzt sie nicht unter Druck, noch bleiben die anderen mehrheitlich höflich, und wenn europäische Schwesterparteien der CDU ihre deutschen Parteifreunde bitten, die Kanzlerin zu bewegen, etwas zurück zu rudern und zu akzeptieren, das man nicht endlos viele Flüchtlinge aufnehmen kann und will, hofft man dabei auf Verständnis,

auch der deutsche Hinweis, man würde ja die Hauptlast tragen, und nehme die meisten Flüchtlinge auf, löst keine Begeisterung im grenzfreien Europa aus, auch nicht in Deutschland,
kann es auch nicht

nur wie man die Situation jetzt meistert weiß niemand so recht, gute Ratschläge bleiben aus

insofern ist die Bundeskanzlerin wieder allein gefragt, und Europa wartet auf einen zumutbaren Vorschlag von ihr, den alle wohlwollend prüfen wollen, allerdings ist mit unendlicher Nachgiebigkeit eher nicht zu rechnen, die Vorschläge müssen akzeptabel auch für Skeptiker sein, auch entschiedene Gegner der Einwanderungswelle müssen gehört werden, es geht nicht anders, nur dann steht eine Mehrheit dahinter,
die Kanzlerin wird ihre Vision kräftig zusammenstreichen müssen,
aber sie könnte ihren Anspruch als Lenkerin behalten,
noch hat sie alle Fäden in der Hand,

und damit kam Europa bislang ganz gut klar,
und außerdem,
haben will ihren Job im Moment sowieso keiner

doch dass Visionen und reale Politik wohl nie richtig zusammen passen,
meinte bereits Altbundeskanzler Helmut Schmidt,
obwohl das manchmal wünschenswert wäre

Gerd Szallies

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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