Der Hartz-IV-Kommunismus

Nach dem Krieg, also in den Jahren ab 1945, als der Mangel größer war als im Krieg, da lehrte uns die Besatzungsmacht, dass wir jetzt im Sozialismus leben und bald den Kommunismus erreichen werden und dann wird jeder alles bekommen, „jeder nach seinen Bedürfnissen“. Wer diese Bedürfnisse festsetzen und die Segnungen des Kommunismus verteilen werde, brauchte niemand zu fragen: die Partei – man muss schreiben und sprechen: „Die Partei“.
Also gut, der Kommunismus blieb uns erspart, und der Sozialismus, eine wunderschöne ideale Welt in der Idee, nur mit dem real-existierenden Sozialismus war auf die Dauer kein Staat zu machen, wie es übrigens mit so vielen wunderschönen idealen Ideen ist, wenn versucht wird, sie in die reale Welt umzusetzen.
Statt Kommunismus und Sozialismus haben wir nun Hartz-IV. In der FAZ vom 09.03.2010 war eine Aufteilung der Leistungen, eine Art Berechnung der Leistung, damals noch für die Gesamtsumme von 345 Euro abgedruckt, hier die Zahlen der FAZ: Nahrung, Getränke, Tabak: 127; Freizeit, Kultur: 39; Kleidung/Schuhe: 34; Kommunikation: 30; Andere Waren/Dienstleistungen: 27; Möbel, Haushaltsgeräte: 25; Wohnen, Energie: 24; Verkehr: 16; Gesundheitspflege: 13; Beherbergung/Gaststätten: 8; Bildungswesen: 0; Summe ohne Wohnkosten: 345,00 Euro.
Wer diesen Bedarf so festgesetzt hat und wie man zu diesen Zahlen gekommen ist, ist nicht bekannt. Ich hätte andere Zahlen eingesetzt. Aber eigentlich ist es ja ganz einfach, man versucht zu leben und schreibt jede seiner Ausgaben, jeden Cent, genau auf. Nach einigen Monaten wird man sein eigenes Ausgabenprofil so leicht feststellen. Dann mag man sich seine Zahlen ansehen und, wenn nötig, überlegen, wo wie viel und wie gespart werden könnte und sein Verhalten entsprechend ändern. So lässt sich sehr schnell ermitteln, wie viel man wofür im Monatsmittel ausgeben muss, kann, darf, will.
Ich habe dieses Spiel in meiner Studienzeit begonnen und in Teilen bis heute durchgehalten. Ich bin nicht reich geworden aber auch nicht verhungert. Ein vernünftiger eigener Finanzplan schadet jedenfalls nichts. Ach ja, nach meinen Zahlen, immerhin über mehr als ein halbes Jahrhundert ermittelt, reichen die Hartz-IV-Sätze in der Summe, die Unterteilung mach ich anders.
Zu den bekannten Hartz-IV-Sätzen muss ja immer noch dazu /gerechnet werden: die Miete, Heizung, Sozialversicherungen und vielleicht noch weitere Sonderzahlungen. Die Behauptung, dass die Hartz-IV-Sätze zu gering seien, beruht offenbar auch darauf, dass die außerdem gebotenen Leistungen gern übersehen werden, und zum andere auch und vor allem darauf, dass diese Sätze vorgegeben werden, von wem auch immer (ganz wie im Kommunismus).
Stellen wir die Hartz-IV-Empfänger doch zu einem vergleichbaren Gehalt als „nicht-arbeitende-Angestellte“ beim Arbeitsamt ein, zum Beispiel für 6,50 Euro pro Stunde bei Vollzeit, also 168 Stunden im Monat. Das ergibt ein Brutto-Monatsgehalt von (6,50 * 168 =) 1.092,00 Euro. Davon behalten wir die Sozialversicherung, rund 20 Prozent, ein, also (1.092,00 * 0,2 =) 218,40 Euro, bleiben noch (1.092,00 – 218,40 =) 873,60 Euro. Außerdem ist Lohnsteuer zu zahlen, ungefähr 15 Prozent auf den die Jahresfreigrenze von rund 8.400 Euro, oder (8.400,00 / 12 =) 700,00 Euro im Monat, übersteigenden Teil. Das macht Lohnsteuer: ((873,60 – 700,00) * 0,15 =) 26,04 Euro. Es verbleiben also netto: (873,60 – 26,04 =) 847,56 Euro. Und von diesen rund 850 Euro muss dann auch die Miete und Heizung und alles andere bezahlt werden, wie bei jedem anderen auch, der arbeiten geht.
Finden Sie diese Variante besser? Und wie ist es, wenn nicht von einem Stundenlohn von 6,50 sondern nur von 6,00 oder 5,50 Euro ausgegangen wird? [(6,00 * 168 * 0,8) – (6,00 * 168 * 0,8 – 700,00) * 0,15 = 790,44 Euro und (5,50 * 168 * 0,8) – (5,50 * 168 * 0,8 – 700,00) * 0,15 = 733,32 Euro] – Immerhin gehen andere für diese geringen Stundenlöhne arbeiten – und es soll doch der, der arbeitet, mehr haben, als der, der nicht arbeitet!
Also, erst ein bisschen nachdenken, dann rechnen, schreiben Sie Ihre Ausgaben auf und machen Sie einen anständigen Haushaltsplan – und dann und erst jetzt dürfen Sie auch meckern.

09.04.2010
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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