Bankbetrug, Teil 2 – Sparbuch

Wer mit einer Bank Geschäftsbeziehungen aufnimmt, beginnt meist mit einem Sparbuch oder Girokonto.
Beginnen wir mit dem Sparbuch. Ein Sparbuch eignet sich, um ein Kind an die Bank heranzuführen, ich denke so ab zehn Jahren kann das beginnen, selbstverständlich in Absprache mit dem Kind und der Bank und begrenzt auf das Taschengeld, also kein Sparbuch mit größeren Beträgen, auf dem etwa das Geld für das spätere Studium angespart wird. Das Kind sollte selbst eigenständig Einzahlungen und Abhebungen tätigen dürfen.
Das Sparbuch wird gebührenfrei geführt. Sollte eine Bank auf die Idee kommen, Gebühren zu verlangen, ist diese Bank für das Sparbuch – und wahrscheinlich auch für alle anderen Bankgeschäfte – nicht der richtige Partner. Die Gebührenfreiheit ist ein Grund, warum sich das Sparbuch für Kinder eignet.
Das Sparbuch wird nur im positiven Bereich geführt, es kann also niemals ins Minus geraten oder wie ein Girokonto „überzogen“ werden. Dies ist der andere Grund, warum sich das Sparbuch für Kinder eignet.
Das Sparbuch wird typischerweise nur für Einzahlungen und Auszahlungen an der Kasse der Bank benutzt. Dies ist ein weiterer Grund, warum sich das Sparbuch für Kinder eignet. Später, wenn das Kind älter ist, und auch ein eigenes Girokonto hat, also so zwischen vierzehn und sechzehn Jahren alt ist, wird es lernen, dass auch Überweisungen möglich sind und zwar als Einzahlungen vom eigenen und von fremden Konten, zum Beispiel der Erbtante, die auf das Sparbuch des Kindes auf diese Weise einzahlen kann, und als Auszahlungen, hier aber meist nur auf das eigene Konto. Das Sparbuch kann auch als Gegenkonto für ein Wertpapierdepot dienen, allerdings haben dies die Banken nicht gern.
Das Sparbuch in der gesetzlichen Form kennt einen maximalen Auszahlungsbetrag (meist 2.000 Euro) innerhalb eines (Kalender-)Monats. Wer den doppelten Betrag abheben will, kann Ultimo (letzter Banktag im Monat) und gleich noch einmal am ersten des Folgemonats den Maximalbetrag abheben. Auch diese Begrenzung ist ein weiterer Grund, warum sich das Sparbuch für Kinder eignet.
Wer mehr als den Maximalbetrag abheben will, muss mit einer Frist von drei Monaten den Betrag kündigen. Es ist eine nette Rechenaufgabe festzustellen, wie und unter welchen Bedingungen man am schnellsten den dreifachen Maximalbetrag abheben kann (drei Einzelabhebungen geht immer schneller!).
Die Bank verlangt auf einem Sparbuch eine Mindesteinlage. Bei der Postbank fand ich die Angabe von 0,50 Euro.
Bisweilen wird ein formal als Sparbuch geführtes Konto modifiziert, etwa durch Festlegen auf eine bestimmte Dauer (mehrere Jahre), oder auch mit variablem (ansteigendem) Zinssatz. Derartige Varianten sind für Kinder aus mehreren Gründen unbrauchbar: Anlagekapital zu gering; Festlegungsdauer zu langfristig. Und ob sich für diese Zwecke bei den dem Kindesalter entwachsenen nicht andere bessere Anlageformen finden lassen, wäre jeweils zu prüfen.
Das Sparbuch selbst ist, je nach Bank, tatsächlich ein Buch oder es wird wie ein normales Girokonto mit den Kontoauszügen geführt. Diese Belege sind lediglich Beweismittel, das heißt, in der Not kann auch ohne deren Besitz oder Vorlage über das Guthaben verfügt werden.
Technisch führt die Bank ein Sparbuchkonto wie jedes Girokonto in der Form einer Staffelrechnung:
Anfangskapital: 100
Einzahlung: + 20
Saldo: 120
Auszahlung: - 10
Endkapital: 110
Und so kann es auch dem jüngeren Kind gezeigt werden.
Die bessere Form ist, wenn diese Rechnung dann in mehreren Spalten dargestellt wird:
Einzahlungen Auszahlungen Kapital
Anfangskapital 100
bar 20 120
bar 10 110
Diese Form lässt sich dann später, wenn das Kind die Zinsrechnung gelernt hat, leicht für die Zinsberechnung erweitern. (Aufgabe: rechne nach, ob sich die Bank nicht geirrt hat!) Ganz ohne Scherz: auch Banken irren sich, darum: den Kontoauszug immer nachprüfen und bisweilen auch nachrechnen.
Bei der Zinsberechnung / Zinsnachrechnung stößt man dann auf weitere Feinheiten: Der Zinssatz ändert sich während eines Jahres; werden nur die vollen Euro-Beträge verzinst oder auch die Cent? Abweichungen durch Rundungsdifferenzen.
Im Kontoauszug bekommen die Angaben von Buchungsdatum und Wertstellung Bedeutung. Hier lernt das Kind am simplen alten Sparbuch, was dann auch für alle anderen Konten ganz ähnlich ist. Ganz ohne Scherz: auch Banken irren sich, also Kontoauszüge immer nachprüfen und bisweilen auch nachrechnen!
Das Buchungsdatum ist nur das Tagesdatum, wann ein Eintrag gemacht wird, es hat auf die Zinsberechnung keinen Einfluss. Viel interessanter ist die Wertstellung, denn das Wertstellungsdatum bestimmt, ab wann die Veränderung für die Zinsrechnung von Bedeutung ist.
Die Buchungsbeträge werden auf den Kontoauszügen oft mit einem Pluszeichen („+“) oder Minuszeichen („-“) versehen und geben an, ob der Saldo mit diesem Betrag erhöht oder erniedrigt wird. Verwendet die Bank hingegen die Buchstaben „S“ und „H“ für „Soll“ und „Haben“, dann wird es kompliziert, denn die Bedeutung wechselt von welcher Seite man das Konto betrachtet. Was aus der Sicht der Bank „Soll“ ist, ist aus der Sicht des Kontoinhabers „Haben“ und umgekehrt. Diese Vertauschung der Sichtweise führte dazu, dass selbst ein Sparkassenvorstand sich plötzlich als „Gläubiger“ eines Kontoguthabens glaubte, obwohl die Bank hier doch Schuldner ist. Der sehr geehrte Herr Sparkassenvorstand hat schlicht Mein und Dein verwechselt! Wenn jetzt die Bafin, die Finanzaufsicht, das Fachwissen von Vorständen und Aufsichtsräten der Banken prüft, dann ist dies nur zu berechtigt.
Selbstverständlich kann für ein Sparbuchkonto auch eine Bankvollmacht erteilt werden. Bankvollmacht ist die Vollmacht, die der Kontoinhaber einem Dritten (nicht! der Bank) erteilt. Die Bank hat dann Anweisungen dieses Dritten wie Anweisungen des Kontoinhabers zu befolgen.
Und auch zum Sparbuchkonto gibt es AGB, die so geliebten „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“, die man langsam auch an das heranwachsende Kind bringen muss.
Eine gewisse Sonderstellung nimmt das Sparbuchkonto der Postbank ein. Hier sind Abhebungen auch im Ausland in fremder Währung kostenlos möglich. Das ist einfacher und billiger als alle Devisentauscherei.

15.09.2010
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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