Die beste Schule für unsere Kinder

Der Kampf um „die beste Schule“, nein, nur die beste Schulform, wird erbittert geführt. Sehen wir etwas genauer hin.
Heute beginnt die Schulpflicht praktisch im Kindergarten und formal-rechtlich in der Grundschule, die ich noch unter der Bezeichnung „Volksschule“ kenne. Welche Wahlmöglichkeiten gibt es für diese Alter? Im Kindergarten formal noch, aber praktisch nicht, denn: wo ist noch ein Platz frei? Für die Grundschule gibt es gar keine Wahl. Es gibt „Schulbezirke“ und alles endet ohnehin an der Gemeindegrenze. Eigenartig, wie geduldig dies hingenommen wird, denn gerade diese ersten Jahre sind doch so wichtig, wird hier doch die Grundlage für alles weitere gelegt! Und das, mindestens beim Kindergarten, bei happigen und noch dazu gestaffelten Gebühren!
Nach der Grundschule darf gewählt werden – von wem? Die Eltern sollen entscheiden, ob es die Schulform A, B, C, D überhaupt noch geben soll, aber diese Entscheidung wirkt erst in ein paar Jahren und dann ist das derzeitige Kind längst aus der Schule. Anders gesagt: die Eltern heutiger Kinder sollen über die Schulform entscheiden, die für künftige Kindergenerationen gelten soll. Mit welchem Recht sollen diese Eltern darüber entscheiden? Künftige Kinder haben künftige Eltern und die haben vielleicht ganz andere Meinungen zur Frage der Schulform. Also, diese Pseudo-Demokratie ist doch schon vom Ansatz her falsch.
Da reden Fachleute, Lehrer, Studienräte, Vertreter des Gymnasiums. Sie vertreten ihre Schulform. Aber in wessen Interesse? Geht es um die Interessen der Kinder, Schüler, oder auch/nur um ihre eigenen? Sind Studienräte an Gymnasien etwas besseres als Lehrer an der Grundschule? Auf alle Fälle bekommen sie mehr Geld – ob zu Recht, da habe ich einige Zweifel.
Was ist eine Schule? Zunächst ein mehr oder minder altes Gemäuer, irgendwann mehr oder minder zweckmäßig entworfen und gebaut, und wenn es gut geht mit dem besten damaligen Wissen und Können errichtet. Das ist der in Stein verfestigte äußere Rahmen einer heutigen Schule und kein neues Schild am Schuleingang kann diesen Klotz auf heutige Bedürfnisse umformen. Also rein baulich sind unsere Schulen nach heutigen Anforderungen, höflich gesagt, nicht optimal. Wo bleiben die Proteste? Wo die Forderung: die beste Schule für mein Kind?
In diesem alten Gemäuer gibt es irgendeine Einrichtung. Auch die ist mehr oder minder alt und entspricht nicht den heutigen Anforderungen. Und wieder: wo bleiben die Proteste? Wo bleibt die Forderung: die beste Einrichtung für mein Kind?
Und dann sind da, das Wichtigste, die Lehrer, junge, alte, schlechte, gute. Ohne schulische Ausstattung und Einrichtung, ohne Schulgebäude kann man zur Not Schule machen, ohne Lehrer dagegen kaum. Da fällt der Unterricht aus, weil ein Lehrer fehlt – wo bleiben die Proteste?
Wie könnte Schule auch sein? Ein Jahrgang mit, zum Beispiel, hundert Schülern wird in Klassen aufgeteilt. Sehr schlecht: in drei Klassen je 33 Schüler, weil Lehrer und/oder Klassenräume fehlen. Oder heute typisch: in vier Klassen je 25 Schüler, weil es so üblich und vorgeschrieben ist. Oder schon besser: in fünf Klassen je 20 Schüler. Aber warum nicht in zehn Klassen je zehn Schüler? Kleine Klassen, kleine Gruppen ergeben einen wesentlich besseren Lernerfolg – wo bleiben hier die Forderungen?
Jahrgangsabhängige Parallelklassen müssen nicht exakt das gleiche tun. Hier kann eine Aufteilung der Schüler nach Leistungsfähigkeit erfolgen – wir hätten im Beispiel zehn Klassen, also auch zehn Abstufungen. Dieser Grundgedanke, jedem Schüler nach seinem Lernvermögen den angepassten Unterricht zu geben, kann so leicht realisiert werden. Überträgt man das Prinzip des Kursunterrichts, dann könnte jedem Schüler sogar je nach seinen Leistungen in den einzelnen Fächern die jeweils richtige Klasse angeboten werden, dies wäre innerhalb des gleichen Altersjahrgangs ein Wechsel. Nun steht natürlich nichts dagegen einen solchen Wechsel auch über Altersjährgänge hinweg zu ermöglichen.
Eine solche Schule braucht rund drei mal so viele Klassenräume und mehr als drei mal so viele Lehrer wie nach heutigem Schema. Und ein derartig bis zum einzelnen Schüler aufgefächerter Stundenplan bringt erhebliche organisatorische Probleme – nur die Schule ist für die Schüler da, nicht für eine einfache Organisation.
Kein Geld? Unsere Kinder sind das wichtigste „Gut“, das wir haben, wir müssen es nur gut pflegen, also ausbilden. Schulgebäude kann man notfalls innerhalb eines Jahres hinstellen, jede Lehrerausbildung dauert allemal fünf Jahre, selbst wenn die Bewerber da wären. Wenn wir es jetzt nicht anfangen, werden wir die bessere Schule nie bekommen. Der heutige Streit um die Schultypen nützt niemand, denn davon wird keine Schule besser. Ich aber will die beste Schule für unsere Kinder!

19.02.2011
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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