Kolumne
Über die Glasmalerei

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Unter Glasmalerei versteht man in erster Linie die Herstellung farbiger Fenster mit bildlichen Darstellungen. Im Hochmittelalter wurden die Klosterfenster der Zisterzienserabteien auch in Grisaille-Technik (grau und weiß) ausgeführt. Die Wirkung entsteht durch das durchscheinende Licht. Die Glasmalerei hat einen besonderen Stellenwert in der Malerei, denn keine andere Malart kann eine so hohe Farbleuchtkraft und so große Helligkeitsunterschiede zeigen wie ein durchsichtiges Glasbild. Kontrastumfang und Farbbrillanz sind noch stärker als beim Diapositiv im Vergleich zum Papierfoto. Die Farbenpracht erzeugt eine mystische bis feierliche Stimmung und wird deshalb überwiegend im sakralen Bereich verwendet.

Eine völlig andere Art ist die Hinterglasmalerei, die nur in der Aufsicht betrachtet wird.

Zwei grundlegende Techniken werden dabei angewendet:

Auf farbiges Glas wird nur die Zeichnung mittels Schwarzlot aufgetragen, mit dem man auch Schatten- und Lichtwirkung erzielen kann.

Farblose oder einfarbige Gläser werden mit Schmelzfarben bemalt, die beim Brennen die gewünschte Farbgebung entwickeln.
Weitere Effekte entstehen, indem man farbige Echt-Antikgläser vor dem Bemalen bearbeitet. So eignen sich Überfanggläser, bestehend aus einer farblosen Träger- und einer farbigen Oberschicht, unter anderem zum Gravieren, Ätzen und Sandstrahlen. Hierbei wird die farbige Glasschicht teilweise entfernt. Zum Ätzen benötigt man Flusssäure, die je nach Einwirkungsdauer verschiedene Helligkeitsstufen erzeugt.

Der Glasmaler trägt zunächst auf der Vorderseite des Glases mit dem Pinsel die Konturen auf. Die farbigen Schmelzfarben werden auf der Rückseite aufgeschwemmt oder glatt vertrieben. Grauabstufungen erzielt er, indem er die Scheibe zuerst mit Überzugsfarbe bemalt, gleichmäßig vertreibt und nach dem Trocknen mit verschiedenen Radier- und Wischtechniken bearbeitet. Mit dem Pinselstiel, einem zugespitzten Hölzchen oder einem Gänsekiel erzielt man Lichtkanten, Damaste und Ziselierungen. Die Farbe kann auch aufgespritzt, mit Petroleum oder Terpentin aufgetragen oder bei Serienanfertigung im Siebdruckverfahren mit Siebdrucköl aufgebracht werden.

Eine Besonderheit stellen die ab dem 13. Jahrhundert entstandenen Grisaille-Fenster dar. Weiße, graue, hellgelbe und graugrüne Gläser werden blank oder mit Schwarzlot- oder Silbergelbmalerei versehen zusammengefügt.

Soweit zur Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus?

Evangelisch-landeskirchliche wie römisch-katholische Kirchen haben an vielen Orten und Stellen eine Gemeinsamkeit: die bunten Glasfenster mit ihren teils abstrakten, teils figürlichen Darstellungen - Glasmalerei ist eben ein bevorzugtes sakrales Gestaltungselement. (Die Beispiele hier stammen aus dem Kölner Dom und werden nachgereicht).

Daß Glasmalrei insbesonderte im Kirchen vertreten ist, kommt nicht von ungefähr. In Zeiten, in denen viele Menschen weder lesen noch schreiben konnten, war Glasmalerei ein probates Mittel, biblische Geschichten zu veranschaulichen. "Schau her, liebe Gottesdienstgemeinde," sagt der Prediger. "Diese Figur ist Jesus diese Figur seine Mutter Maria und die dritte Figur stellt den Apostel Paulus dar." Und fährt dann fort, die biblische Geschichte anschaulich in seiner Predigt zu erklären.

Reformierte Kirchen werden dies anders, nüchterner sehen. Dort soll nichts vom Wort Gottes ablenken - Kirchen sehen dort nüchterner, fast schon kahl aus. Daß gutreformierte Kirchen auch ihren Charme und Reiz haben, zeigt die Kirche der Mennonitengemeinde Krefeld. "Das ist aber keine evangelisch-reformierte Gemeinde. Die Mennotniten sind eine eigene Konfession in der evangelisch-reformierten Familie," werden jetzt die Puristen sagen. Klar, das stimmt. Ein besseres, gelungeneres Beispiel ist mir aber spontan nicht eingafallen.

Gelegentlich gibt es Glasmalerei auch in Profanbauten. Das Rathaus von Duisburg ist ein Beispiel dafür, der Ratssitzungssaal, um genau zu sein. Aufgrund der ungünstigen Ausrichtung des Raumes kommt die Schönheit der Glaskunst aber nicht gut zur Geltung.

Glaskunst ist ein Thema, das ich bislang nur fotographisch beachtet habe. Vielleicht habe ich ja irgendwann die Gelegenheit, mehr daraus zu machen.

Bürgerreporter:in:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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