"...und jetzt, glaube ich, ist es das beste, du stellst die Koteletts auf !"

2. Dezember 2011
19:00 Uhr
Herbert Handels GmbH, 35274 Kirchhain
"...Bist Du auch immer brav gewesen ?..."
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Am Freitag, d. 02. Dezember 2011, fand um 19.00 Uhr in dem Ladenlokal der Firma Herbert in Kirchhain eine Weihnachtslesung der etwas anderen Art statt.

Rasch waren die 50 Plätze für diesen Abend vergeben, so dass die Räumlichkeiten in der Hofackerstraße 19/21 in Kirchhain extra ein wenig umgestaltet wurden. Zwischen den Glas- und Porzellanregalen sowie weihnachtlichen Tischdekorationen war der Raum für die Zuhörer abgedunkelt. Vor einem geschmückten Weihnachtsbaum fand der Vorleser an einem von einer Stehlampe erleuchtetem Tisch seinen Platz.

In den nächsten 1 1/2 Stunden verstand es der aus Göttingen angereiste Christian Römer, sein Publikum mit Weihnachtsgeschichten, fernab von der "ach so heilen Welt", zu begeistern. Der erste Teil des Abends stand unter der Überschrift "WEIHNACHTSMÄNNER HABENS SCHWER !" und so las Christian Römer seinem Publikum gleich zu Beginn die Geschichte "Interview mit einem Weihnachtsmann" von Erich Kästner (geb. 23.2.1899, gest. 29.7.1974) vor. Durch seine lebhafte Sprechweise, Mimik und Gestik befand sich der Zuhörer mitten in der Geschichte und der Gefühlswelt des, vom "...erneuten Klingeln an der Haustür" genervten Journalisten, in dessen Wohnzimmer es sich nun dieser Weihnachtsmann gemütlich machte.

Aus der Feder des bayrischen Kabarettisten und Autors Gerhard Polt (geb. 7.5.1942) stammte die zweite Geschichte des Abends. Sie behandelte die "Wirkung des Nikolaus auf Kinder" und begann mit den Worten: "...Es war der 06.12.1949 und obwohl ich die Frage des Krampus 'Bist Du auch immer brav gewesen' mit 'Ja' beantwortete, landete ich trotzdem in dem Sack...". Der Zuhörer erlebte durch den Vortrag von Christian Römer die Stationen der Traumaverarbeitung selbst mit.

Mit der Weihnachtsmanngeschichte von Robert Gernhardt (geb. 13.12.1937, gest. 30.6.2006) mit dem Titel "Die Falle" zeigte Christian Römer, dass eine Bescherung völlig anders als geplant verlaufen kann: Der reiche Herr Lemm engagiert einen Weihnachtsmann, der den Kindern wegen ihrer Untaten ins Gewissen reden soll. Manchmal kommt es jedoch anders als man denkt, und so ist es auch in dieser Geschichte. Plötzlich steht Herr Lemm vor der Frage: "Wie geht denn das Lied 'Stille Nacht, heilige Nacht...' ? An der Stelle der Geschichte, wo der Weihnachtsmann sagt: "...Und jetzt singen wir noch einmal miteinander" verkörperte Christian Römer die Rolle des Weihnachtsmannes und das Publikum war nun Familie Lemm und sangen "Stille Nacht, heilige Nacht...".

Den zweiten Teil präsentierte Christian Römer unter dem Hauptthema "SCHÖNE BESCHERUNGEN !" und begann mit der Geschichte "Grüße auf der Platte" von Erich Kästner. Hier wird die Suche einer Familie nach einem Geschenk für die ungeliebte aber schwerreiche Erbtante und die nicht geahnten Folgen anschaulich geschildert.

Nach dieser doch eher dramatisch endenden Geschichte, hörten die Anwesenden "Das Weihnachtsgeschenk" von O. Henry (eigentlich William Sydney Porter, geb. 11.9.1862, gest. 5.6.1910, US-amerikanischer Schriftsteller). Mit den Worten "Ihr ganzes Vermögen war 1 Dollar, 87 Cent..." begann die Schilderung des verzweifelten Versuchs einer liebenden Ehefrau ein wunderschönes Geschenk für den Ehemann zu besorgen. Am Weihnachtstag überreichte nun der Ehemann seiner Frau zuerst ein Geschenk, das im Publikum ein "Oh je..." auslöste und ein jeder gespannt einem hoffentlich guten Ende entgegenfieberte.

Mit der nächsten Geschichte "Der Weihnachtshase" entführte Christian Römer sein Publikum mehrere Jahrhunderte in die Vergangenheit, genauer gesagt, war es der 24. Dezember 1502. Er las von der historischen Begegnung zwischen dem armen Maler Dürer und dem reichen Kaufmann Fugger an jenem besagten Tag in Nürnberg vor. Spannend und lustig zugleich war es, davon zu hören, wie Dürer versuchte den Kaufmann Fugger davon zu überzeugen, dass '...ein Hase doch ein Weihnachtsbild sei'. Ob es ihm gelungen ist, lassen wir an dieser Stelle einmal offen.

Zum Abschluss des Abends hörten die Gäste der Firma Herbert noch die Geschichte "Der Christbaum von Hami" von Fritz Mühlenweg (geb. 11.12.1898, gest. 13.9.1961). Hierin schildert er die Erlebnisse eines deutschen Wüstenforschers während seiner Asienexpedition. Im Mittelpunkt steht die Sehnsucht nach der Heimat in der Fremde und so begaben sich die Zuhörer gemeinsam mit dem Forscher auf die Suche nach einem Weihnachtsbaum. Die Zuhörer von Christian Römer wissen nun, was der Forscher gefunden hat.

Das Publikum dankte Christian Römer mit anhaltendem Beifall für einen gelungenen Abend. Die von ihm ausgewählten und vorgelesenen Geschichten sind sicher eher unter der Überschrift "Schräge Weihnachten" einzuordnen. Christian Römer fand zu jeder Geschichte den richtigen Ton und so klang seine Stimme manchmal rau und herzlos, dann aber auch wieder warmherzig und zeitweise war sogar etwas Boshaftigkeit darin.

Das Fazit dieses Abends lautet: Ein gemütlicher und feierlicher Abend für alle von 10 bis 100 Jahre !

Nun noch einige Angaben zur Person Christian Römer:
Er studierte Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften und arbeitet als Sprechtrainer, Stimmbildner, Coach und Sprecher in Göttingen, wo er auch lebt. Geboren wurde er jedoch in Marburg und wohnte bis zum Beginn seines Studiums in Kirchhain, wo sein Bruder und seine Schwägerin bereits in der vierten Generation das Geschäft Herbert Handels GmbH führen.
Auf seiner Internetseite www.christian-roemer.de können Sie sehen und hören, dass er eine breite Palette von Lesungen anbietet, die sicher auch gut zu einem anderen Anlass passen.

Nach diesem Abend bin ich mir sicher, dass Christian Römer noch öfter in Kirchhain und vor allem auch in der Firma Herbert zu hören sein wird.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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