Binnenschifferfamilien pflegen ihre Tradition

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Binnenschifferfamilien pflegen ihre Tradition

Sagt man dem Bergmann nach: auf Kohle geboren, auf Kohle gebaut
kann man fast immer dem Binnenschiffer bestätigen: Einmal Binnenschiffer, immer Binnenschiffer!

Auch in unserer Familie, seit Generationen mit der Schifffahrt verbunden, wurde diese Tradition bedingt durch den Lebensrhythmus bereits uns Kindern weiter vermittelt.
Ein hartes, häufig auch einsames Berufs- und Familienleben stets aber mit der Natur verbunden.

Häufig an langen, kalten Wintertagen, wenn Großvater (geb. 1876 – gest. 1961) über die Binnenschifffahrt seines Vaters berichtete, wurde es sehr still und wir lauschten seinen Erzählungen.
Großvater erzählte uns dann von dem oft sehr harten Überlebenskämpfen seiner Eltern aber auch vieles aus seinem eigenen Schifferleben verbunden mit der einschneidenden Familientragödie als sein Vater (geb. 1850 – gest. 1914 ) den Schiffertod zu Meisen auf der Elbe durch Ertrinken fand.

Ja, es war immer wieder spannend von der Entwicklung über die zur damaligen Zeit eingesetzten Kähne, den Traglasten (berechnet in Maßeinheiten Zentner, Zoll, Fuß oder Elle), den vielen Zollschranken bedingt durch Länder, Herzog- und Fürstentümer oder aber auch von den noch wilden Flussverläufen mit ihren vielen Gefahrenquellen zu hören bis hin zu seinem Highlight – stolzer Besitzer eines eigenen Schiffes zu sein.

Schifferpatente
Mein Großvater erhielt 1924 das Rheinschifferpatent und später auch das Elbschifferzeugnis. Dieses garantierte allen Bewerbern die vollkommene Gleichbehandlung „die Durchgangsfreiheit“ ohne besondere Vorschriften gegen unterschiedliche Nationalitäten, Güter, Flaggen aller Nationen.

Getreu dem Motto, einmal Binnenschiffer, immer Binnenschiffer kaufte sich Großvater 1928 den Schleppkran ELBSTROM für 6700 Goldmark.
Und wie eingangs beschrieben folgte auch mein Vater (4. Generation) dieser Tradition und erwarb das Rheinschifferpatent Klasse I sowie das Befähigungszeugnis zum Führen von Fahrzeugen in der
Deutschen-Demokratischen-Republik und auch das Weserschiffe-Befähigungszeugnis 1935 für Schleppschiffe.
Später - 1958 - erwarb er den Schleppkahn Anna (Baujahr 1871) taufte ihn auf meinem Vornamen Herbert und motorisierte es 1960 in Oldersum an der Ems. Nach über 100 jähriger Indienststellung fiel es 1974 der Schrottpresse zum Opfer.

Was ist ein Schiffer ohne Schiff und so kauften Vater und Sohn sich gemeinsam die
GMS TRUDE, benannt nach dem Vornamen meiner Mutter Gertrud. Bedingt durch die schnellen Weiterentwicklungen im Bereich der Tragfähigkeiten (unser Schiff hatte nur 472 Tonnen) beendeten wir unsere gemeinsame Selbstständigkeit, Vater ging in den Ruhestand und ich wenig später, nach kurzzeitiger beruflicher Veränderung, zurück als Schiffsführer aber diesmal in das Angestelltenverhältnis und beendete diese Tätigkeit anschließend mit der altersbedingten Versetzung in den Ruhestand.
Leider blieb es mir vergönnt diese Familientradition weiter zu übergeben.

Bürgerreporter:in:

Herbert Schröder aus Herne

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