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Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: 1878 entstand das Rittergut Döhren II

  • Eine Glocke: Überbleibsel der Tränenburg.
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Der 27. August 1971 ist kein Ruhmesblatt in der Geschichte der hannoverschen Bauverwaltung und der Politiker im Rat. An diesem Tag erteilten die Beamten im Bauamt trotz zahlreicher Proteste die Abbrucherlaubnis für eines der schönsten Gebäude in der Stadt: das Schloß Willmer. Döhren und Waldhausen wurden um ein wertvolles Stück Geschichte beraubt. Noch bevor sich die Bürger wehren konnten, begann die Fallbirne ihre Arbeit. Als „Fortsetzung der Kriegszerstörung mit anderen Mitteln“ bezeichneten damals die Denkmalpfleger diese Vernichtung von Kulturgut.

So tränenreich wie das Ende soll auch der Anfang des Hauses gewesen sein. „Tränenburg“ nannte der Volksmund die prächtige Villa mit ihren 75 Zimmern. Denn die Arbeiter mußten angeblich unter den Bauherren Friedrich Willmer so leiden, daß das Schloß nur unter Tränen emporwuchs.

Friedrich Willmer ist in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts durch seine Ziegeleien in Döhren groß geworden. 1878 gelang es Willmer, die Stimme des Rittergutes Luttmersen II auf seinen Landbesitz in Döhren übertragen zu bekommen. Seit dieser Zeit hieß das neue Rittergut im Norden des Dorfes „Rittergut Döhren II“. Ab 1884 ließ sich dann der frischgebackene Gutsherr Willmer ein standesgemäßes Wohnhaus errichten. Als Architekten für seinen Schloßbau gewann er Karl Christian Börgemann, einem Schüler des berühmten Conrad Wilhelm Hase und wie sein Meister ein Vertreter der hannoverschen Bauschule. Zwei Jahre arbeiteten die Maurer und Handwerker. 1886 konnte Willmer schließlich in seine neugotische Backsteinvilla einziehen. Das kleine Häuschen im Süden mit dem Glockentürmchen war übrigens allem äußeren Anschein zum Trotz keine gutseigene Kapelle. In diesem Nebengebäude wohnte vielmehr der Kutscher der Familie Willmer.

Waldhausen, ursprünglich ein Teil von Döhren, entwickelte sich damals langsam aber sicher zu einem eigenständigen Wohnquartier. So nannte man den Willmerschen Besitz ab 1884 dann auch nicht mehr „Döhren II“ sondern „Rittergut Waldhausen“.

Der letzte Herr auf der Tränenburg, Gustav Willmer, hatte keine männlichen Nachkommen. Die Töchter führten die Ziegeleien nicht weiter. So ging es mit der alten Herrlichkeit bergab. Bereits in den fünfziger Jahren mußte ein Teil des schönen Parks als Bauland herhalten. 1970 kaufte dann eine Immobilienfirma das Schloß Willmer selbst für rund 5,5 Millionen Mark und erklärte anschließend sofort, die Erhaltung des just gekauften Hauses sei ihr wirtschaftlich nicht zumutbar. Aus den hochfliegenden Bauplänen des Spekulanten ist aber nicht sonderlich viel geworden. Dort, wo einst die Tränenburg stand, dient jetzt eine asphaltierte Fläche als Parkplatz; daneben residiert jetzt der Medizinische Dienst der Krankenkassen, nachdem ein Verlag aus dem Bürogebäude ausgezogen ist.

Bevor die Bagger kamen wurde die Inneneinrichtung des sogenannten Herrenzimmers gerettet und diente dann als Ausstattung eines Restaurants nahe dem Aegidientorplatz. Wo das Herrenzimmer heute abgeblieben ist, ist mir nicht bekannt. Im „Döhrener Turm-Zimmer“ der Alloheim-Sophienresidenz hat die Ortsgruppe „im Kleinen Freien“ des Heimatbundes aber auch die Glocke aus dem Kutscherwohnhaus für die Nachwelt gerettet.

  • Eine Glocke: Überbleibsel der Tränenburg.
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  • Das Schloss Willmer in Waldhausen. Fotograf: unbekannt; Repro: Schade
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3 Kommentare

Solche Glocken dienten früher als Ruf zur Mittagspause für das auf den Feldern arbeitende Gesinde. In anderen niederdeutschen Gegenden war dazu der Spruch bekannt.

Kommt äte, kommt äte, ju fuule Bestkräte!

War auch immer wieder begeistert, wenn ich dort vorbei fuhr. Dann Endsetzen über den brutal schnellen Abriss. Wie kann man nur so ein wunderbares Gebäude ohne Not zerstören... Döhren wurde heftig aufgeräumt...wenn ich an die Kastanienallee denke mit dem Herrenhaus als Abschluß... schadeschade! Oder den Döhrener Maschpark...auch so eine Geschichte...Aber Hannover konnte auch: Die Wasserkunst, welch ein Verlust!

Danke für den interessanten Beitrag Jens.
„Fortsetzung der Kriegszerstörung mit anderen Mitteln“ ist genau der richtige Ausdruck dafür, wie man in den 60er und 70er Jahren mit historischer Bausubstanz umgegangen ist. Auch im übrigen Hannover ist an manchen Orten nach dem Krieg mehr zerstört worden als während des Krieges.

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