Trauerfeier für Soldaten In Hannover

3. Juni 2011
12:00 Uhr
Epiphaniaskirche, Hannover

Wieder sind drei DEUSCHE SOLDATEN in Afghanistan gefallen. Am Freitag fand die Trauerfeier für die drei jungen Männer in Hannover statt.
Und ein nächster Sarg mit einem toten Soldaten wartet auf seinen letzen „Heimflug“.
Sichtlich bewegt haben Kameraden, Politiker und Angehörige gestern von den drei in Afgha-nistan gefallenen Bundeswehrsoldaten Abschied genommen. "Unser Einsatz in Afghanistan fordert einen hohen Preis", sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) bei der Trauerfeier in Hannover. Die Angehörigen quälten sich mit der Frage nach dem "Warum und warum jetzt": "Wir können ihnen keine Antwort geben."
De Maizière würdigte das Engagement deutscher Soldaten in dem zentralasiatischen Staat. Zweifel an einem solchen Einsatz seien erlaubt und notwendig. "Aber sie müssen auch über-wunden werden, wenn wir vom Ziel überzeugt sind. Und das sind wir."
Der 33 Jahre alte Hauptmann war in der vergangenen Woche bei einem Sprengstoffangriff auf einer Patrouille gestorben. Der Major, 43, und der 31 Jahre alte Hauptfeldwebel kamen am vergangenen Sonnabend bei einem Anschlag der Taliban auf den Gouverneurspalast in Talokan um.
Am Donnerstag war bei einem Sprengstoffanschlag auf die Bundeswehr in der Nähe des nordafghanischen Kundus ein weiterer deutscher Soldat getötet worden. Damit stieg die Zahl der bisher in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten auf 52.
An diesem Freitag in Hannover fiel auf: die Kanzlerin fehlte! Sie, die auch Verantwortung trägt für die Soldaten, hatte wichtigeres zu tun. Auch von den Parteien des Bundestages, die mehrheitlich diesen Einsatz für notwendig halten, glänzten durch Abwesenheit.
Und die „Öffentlich Rechtlichen Fernsehanstalten“ machten einfach so weiter, wie immer in ihrem Mittagsprogramm. Außer bei Phoenix, hier wurde der Trauergottesdienst übertragen.
In den Hauptnachrichten um 19:00 Uhr (ZDF) und um 20:00 (ARD) wurde über die Trauerfeier in Hannover erst als fast letzte Nachricht berichtet.
Und heute, am Sonnabend? Ich hatte erwartet, dass den gefallenen Soldaten das Hauptthema gewidmet würde. Das war ein falsche Erwartung!
Und der Evangelische Kirchentag in Dresden? Dort in Dresden glaubte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Käßmann, gegen den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr Stimmung machen zu müssen und sie bekam tosenden Beifall. Welch eine Schauergeschichte! Es stehen die drei Särge in der Kirche in Hannover und Frau Käßmann sagt: "es ist besser für die Taliban zu beten, als auf Tanklastzüge zu schießen". Was für ein Vergleich in der Stunde der Trauerfeier.
Man muss diesem Kriegseinsatz nicht zustimmen. Der Schreiber dieser Zeilen war vor mehr als 50 Jahren einer der ersten Kriegsdienstverweigerer in Marburg. Man darf und soll auch kontrovers über diesen Kriegseinsatz unserer Soldaten diskutieren. In der Stunde der Trauer, für die Familien der GEFALLENEN SOLDATEN, sollten wir innehalten mit der Kritik. Die Familien hätten in dieser Stunde unsere Mittrauer, unseren Beistand gebraucht. Wie muss es in deren Seelen einschlagen, wenn die Bundeskanzlerin nicht erscheint, wenn Frau Käßmann gegen den Einsatz wettert, während die trauernden Familien vor den Särgen ihrer Söhne, Brüder, Freunde stehen?
Ja, möchte ich erstens aufrufen:
diskutieren wir über Sinn oder Unsinn dieses Einsatzes mit der gleichen Vehemenz, wie wir über Stuttgart 21, oder den AKW-Ausstieg diskutieren und auf die Straße gehen.
Zweitens möchte ich aufrufen, den toten Soldaten mit einer angemessenen Reaktion gerecht zu werden. Das haben sie wahrlich verdient.
So, wie dieses Land an diesem Wochenende mit seinen drei GEFALLENEN umgegangen ist, als Kriegsdienstverweiger schäme ich mich!

Bürgerreporter:in:

P.G. Winfried Hochgrebe aus Berlin

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