Das Schrubber-Syndrom

„Du“, sagte meine Frau fast verschwörerisch, als sie vom Einkaufen kam, „ich habe einen neuen Schrubber gekauft.“

„Stell ihn zu den anderen“. War mein erster Gedanke.

„War wirklich billig! Und da macht man sich die Finger nicht dreckig.
Brauchst du nur zu drehen und er ist ausgewrungen.“

Hallo? Das Argument hatte ich aber schon vorher mal gehört.

Wir haben nämlich inzwischen 6, in Worten SECHS, solche Wunder-Wisch-Hilfen, zum Teil mit zugehörigen High-Tech-Eimern im Haus.
Nicht alle sind neu, aber über die letzten paar Jahre sind sie zu uns gekommen.

Jeder hatte für kurze Zeit den Status „Klasse-Teil“, bis die tägliche Praxis dann deutliche Schwächen aufdeckte.

Die Basis allen Übels ist die Tatsache, dass die Industrie uns einredet, wir würden das neue Superding unbedingt brauchen, da die Arbeit damit ganz leicht von der Hand geht und man sich BESTIMMT NICHT DIE HÄNDE NASS ODER DRECKIG MACHT … ÄÄÄÄHRLICH!

Und da das anscheinend der stille Traum von jedem bodenpflegenden Menschen ist, wird beherzt zugegriffen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Und was es da schon alles an technisch hochgerüsteten Modellen gibt.

Manche klappen nach innen und geben die Wischmatte so frei zum Pressen in sinnreicher Vorrichtung. War aber einfach zu schlapp und instabil um das Teil gut zu entwässern.

Oder sie klappen nach außen und müssen in einen konischen (besser komischen) Eimeraufsatz gedrückt werden.
Selbst der Mann im Haus konnte nicht genug drücken um den Wischer anschließend tropffrei zu haben.

Dann kennen wir alle den Wischmopp mit den Stoffstreifen, die man zum Wringen in so eine Art Trichter würgt. Eigentlich ganz ok, aber das Ding nimmt Schmutzpartikel über Staubgröße kaum mit.

Mein persönlicher Favorit ist die Turbo-Zentrifuge. Der nasse Mopp kommt in ein kleines Eimer-Karussell und mit ein paar kräftigen Pedalbetätigungen saust das Ding wie der Blitz im Kreis herum und verliert Dreck und Wasser.

Leider ist die Schmutzaufnahme am Boden sehr unzureichend.

Und nun das neue Teil: ein Mopp, wie ein Bündel, unten am Stiel und darüber ein Art Hülse.
Man dreht die Hülse solange, bis das Bündel gut ausgewrungen ist – meine Frau hat es gleich probiert.

Nun ja, das war sicher nicht das letzte Modell, was bei uns ins Haus kommt.

Wir bräuchten nämlich Tarzan, um genügend Kraft auf die Hülse zu bringen und um den Mopp stark genug zu würgen.

Irgendwann, wenn alle tollen Erfindungen ausprobiert sind, dann machen wir das wieder so, wie es immer gut ging:

Erst Fegen, dann Schrubber, Feudel und von Hand wringen.
Gummihandschuhe wurde ja schon vor einiger Zeit erfunden.

Naja, bis vielleicht eine neue, sensationelle Erfindung endlich die Erfüllung aller Wünsche verheißt.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Kohlmeyer aus Hannover-Groß-Buchholz

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