„Kavaliere“? … Gibt‘s die noch? … Unter jungen Leuten? … Warum? … Nicht?

Ja, vielleicht bin ich ein wenig „old fashioned“.
Aber ich leide keineswegs darunter.

Ich habe es noch, als völlig selbstverständlich, gelernt, dass man zu Mitgliedern des weiblichen Geschlechts, zuvorkommend und höflich ist.

Und das hat überhaupt nichts mit dem Thema „Gleichberechtigung“ zu tun.

Als Mann durfte und sollte man schon anstreben, als Kavalier (oder Neu-Deutsch: als Gentlemen) zu gelten.
Hat noch nie geschadet!

Heute beobachte ich häufig, dass die Männerseite von diesen Dingen nur noch wenig bis nichts weiß – und drum auch kaum mehr entsprechend agiert.

Aber auch die weiblichen Vertreter der Menschheit reagieren oft recht überrascht oder sogar erschrocken, wenn ihnen entsprechend Behandlung zu Teil wird.

So bemerkte ich vor Kurzem eine junge Dame, die mit ihrer Jacke kämpfte. Der zweite Ärmel war „verschwunden“.
Klar, ich ging hin und griff zu, um das Problem zu entwirren.

Sehr erschrocken reagierte die (junge) Dame.
„Was will DER!?“ sagte ihr Gesichtsausdruck. „Will der mich beklauen? Oder, spinnt der?“

Dann bemerkte sie aber doch, dass ich ihr nur in die Jacke helfen wollte.
Das Gesicht entspannte sich und sie ließ sich gern helfen.

Zuletzt bedankte sie sich mit den Worten:

„Entschuldigung, dass ich so ablehnend reagiert habe. Aber man erlebt es einfach nicht mehr, dass jemand - einfach so - hilft.
Sie sind wohl noch so eine Art „Kavalier“, oder?“

Ok, das klingt nun nicht soooo erfreulich … eher nach „alt“ oder „Dinosaurier“.
Aber sie kannte ja wenigstens das Wort „Kavalier“ noch.

Ob sie allerdings auch die Herkunft des Wortes kannte?
Egal, klären wir das eben gleich mit auf:

„Kavalier“ ist ein Meliorativum, also ein Wort, das im Lauf seiner Geschichte eine Bedeutungsverbesserung, eine Aufwertung erfahren hat.

„Kavalier“ kommt nämlich vom lat. „caballarius“ und heißt „Pferdeknecht“.

Dann wandelte sich die Bedeutung hin zum „Mann, der ein Pferd besitzt/reitet“.
Also schon ein wohlhabender Mann, damals.

Schnell deutete sich das Wort dann zu Reiter und ritterlicher Mann weiter.
Standesgemäße Ritterlichkeit und Bildung kamen besonders im Barock dazu.

Heute steht der Begriff für einen „besonders Frauen gegenüber höflichen Mann“.

Die Frage, die sich für mich stellt, ist, warum gerät so eine Selbstverständlichkeit in Vergessenheit?

Falsch verstandenes Verständnis von Gleichberechtigung könnte eine Ursache sein:

„Ich kann meine Jacke selber anziehen!“

Oder:

„Auch wenn ich in beiden Händen Einkaufstüten habe – ich mache die Tür selber auf – bin ja schließlich gleichberechtigt!“

Ach, was soll’s.

Ich mache einfach so weiter.

Und, wenn ich sehe, dass eine Dame oder Frau (gibt's da einen Unterschied?), jedweden Alters, Hilfe braucht, dann helfe ich.

Dann erscheine ich eben etwas altbacken.

Man muss ja nicht jeden „neumodischen“ Kram mitmachen.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Kohlmeyer aus Hannover-Groß-Buchholz

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