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"Was geschieht eigentlich mit unserem Elektro-Schrott?"

  • Vor dem Gebäude des Instituts für Didaktik der Naturwissenschaften in Hannover
  • hochgeladen von Francis Bee

Dieser Frage geht Fotograf Kai Löffelbein nach.

Kai Löffelbein … wir werden sicher noch mehr von ihm zu hören und sehen bekommen …
Er arbeitet für diverse Magazine wie GEO, Stern und Spiegel, für die Deutsche Zeitung oder Sunday Times und Remond. Kai Löffelbein berichtete auch aus Projekten der Welthungerhilfe und UNICEF. Außerdem stellt er seine Bilder international aus, u.a. beim diesjährigen Lumix-Fotofestival aus und rückte so in den Fokus der Öffentlichkeit.
Welthungerhilfe, Link:
Sein Vortrag und die Bilder, die für den Vortrag für das 3WF Hannover und das Institut für Didaktik der Naturwissenschaften ausgewählt hat, waren kein Auftrag eines namentlich bekannten Arbeitgebers. Erstmalig zeigt Kai Löffelbein beim Lumix-Festival ein Herzensprojekt und ging einer Frage nach, die sich vielleicht schon viele gestellt haben: 'Was passiert mit den alten, verbrauchten, ausgemusterten, teils noch funktionierenden Elektroschrott? Wohin gehen die PC-Monitore, TV-Bildschirme, Tastaturen oder Rechner, die nicht mehr den Anforderungen einer explodierenden Wissensgesellschaft entsprechen, deren Durst nach immer mehr Daten oder Fakten immer größere Speicherkapazität fordern? Was passiert mit den Rohstoffen, die den Geräten Leben einhauchen und als Elektroschrott exportiert wurden?'

Kai Löffelbein deckt auf, was viele auch nur im Ansatz erahnen: Was bedenkenloser Konsum der Konsumgesellschaft hervorbringt und was davon übrig bleibt, wenn es ausgedient hat.
Zitat: „Der Mensch ist die einzige Spezies, die ihren eigenen Lebensraum zerstört und eigentlich seine und die Existenz vieler in Gefahr bringt.“

Höher, schneller, weiter und immer mehr ist die Maxime der Menschen im 20. und 21. Jahrhundert und führt sich nahtlos fort, ohne Verzicht zu üben. Ohne den maßlosen Konsum eindämmen zu wollen oder können, ist das was wir tun, jenseits vertretbarer Verantwortung. Im Hintergrund dieses Konsums stehen jene Menschen, die sich diesen Konsum nicht leisten können. In wie weit können diese Menschen von den Produkten der Konsumgesellschaft profitieren?

Schon der Abbau der Rohstoffe zur Herstellung immer neuere, effizienterer Geräte, bringt die Herkunftsländer an den Rand der Machbarkeit. Zurück bleiben nicht nur tiefe Löcher und zerstörte Landschaft, sondern auch versuchtes Grundwasser und umgekippte Flüsse, kranke Menschen, die im Abraum arbeiten und leben.

Die Wachstumsforderung einer Gesellschaft der sogenannten 1. Welt, will immer noch mehr und das auf Kosten Anderer in der sogenannten 3. Welt. Niemand scheint an die Folgen zu denken. Zu viele halten die Hand auf, verdienen an der Ausbeutung der Menschen und dem Land mit dem Wissen, dass die Arbeit das einzige ist, was sie und ihre Familien ernährt. Niemand denkt an die Gesundheit der Menschen, Tiere und Umgebung. Außer: Kai Löffelbein. Er macht sich Sorgen. Er macht sich Sorgen nicht nur um die ausgebeuteten Menschen und das Land, dass dabei zerstört wird, er sorgt sich auch um die Zukunft unserer Welt. Ist unsere heile Welt in Gefahr?

Kai Löffelbein zeigt, wie die Rückführung von elektronischem Schrott in den Ländern zu Abraumhalden führen. Das System ist so ausgefeilt, wie das Schürfen nach Kupfer, Zinn oder Gold. In seinem Vortrag sind die Menschen Mittelpunkt, ihre Arbeit am Rande einer aufstrebenden Gesellschaft und Kai Löffelbein zieht am Ende ein Fazit.

Seine Bilder werfen Fragen auf und zeigen, in welcher Umgebung Kinder aufwachsen und arbeiten müssen – ohne Schulbildung. In Ghana zum Beispiel, wird dort gewohnt, wo auch die Arbeit ist: mitten im Müll. Eine Stadt ist entstanden, die mit und von den Resten der Industriestaaten lebt. Die Arbeit ist streng aufgeteilt und zuerst wird die Funktion getestet. Danach werden die Geräte ausgeschlachtet. Die Kabelummantelung wird abgebrannt. Was bleibt, ist der Kupferkern. Die Männer wissen, dass die Dämpfe nicht gut sind. Doch sie atmen sie ständig ein, hüllen den Platz fast völlig ein.
Die Frage nach der Menge kommt auf, wenn man sieht, wie viel Elektroschrott – deklariert als Second-Hand-Ware oder gar Entwicklungshilfe - seinen Weg in die sogenannten Entwicklungsländer findet. Die Arbeitsbedingungen sind prekär.

Doch wer ist letztlich der Ausbeuter? Sind nicht wir alle diese Ausbeuter?
Kai Löffelbein legt den Finger in die Wunde deckt auf, was unser Konsum anrichtet. Die Oberflächlichkeit muss aufhören, ist sein Signal. Wir müssen mit Ressourcen anders umgehen und sie verwenden, als wenn es die Letzten wären, damit die Menschen in diesen Ländern eine Chance auf Zukunft haben.

Ohne auf seine eigene Gesundheit Rücksicht zu nehmen, fotografiert er die Menschen – meist noch Minderjährige, die nach Jahren des Kontaktes mit Asthma, Hautveränderungen und schließlich Krebs konfrontiert werden – die unseren Müll ohne Werkzeug aufbrechen, den Inhalt spalten und entsorgen. Der Slum, in dem die Menschen leben, heißt denn auch „Sodom und Gomorra“. Die Lagune ist längst umgekippt, die Fische tot und das Wasser von Platinen u.a. verseucht.

Im Vortrag umfasst ein Besuch in China und Indonesien.
Die Chinesen haben Kai Löffelbein durch einen Beamten beobachten lassen, obwohl er über eine Genehmigung zur Fotografie und Recherche verfügte.
Der Zinnabbau in Indonesien im Inselteil von Sumatra, ist eine gefährliche Unterwasserarbeit, bei der jedes Jahr mehrere Arbeiter umkommen. Die Bergung unter Wasser und die Weiterverarbeitung geht in gleichen Schritten von statten, wie der Goldabbau im vorletzten Jahrhundert (Goldrausch). Durch den Abbau werden Stoffe freigesetzt, die hochgiftig sind und haben die Grundlage der Fischer ausgerottet. Das Meer rings herum der Inseln Bangka bei Sumatra gefährliche Arbeit unter Wasser, bei der jedes Jahr mehrere Arbeiter umkommen. Das Schürfen und die Weiterverarbeitung hat sich seit dem Goldrausch im vorletzten Jahrhundert nur wenig verändert. Durch den Abbau werden Stoffe freigesetzt, die hochgiftig sind und die ursprüngliche Lebensgrundlage der Fischer ausgerottet haben. Das Meer rings um die Inseln Bangka und Belitung ist leer und die Korallen abgestorben. Aber der Raubbau geht weiter. Die einstigen Fischer sind die neuen Zinnsucher.

Im Januar 2016 hat der Stern einen Bericht über die Lebens- und Arbeitsweisen mit den Fotos von Kai Löffelbein und Stern-Reportern veröffentlicht. Seine Bilder sind inzwischen prämiert.

Fotos und Bericht von der interessierten Zuhörerin Francis Bee

Text: Francis Bee - gelesen und mit Ergänzungen von Christine Höbermann, VEN

  • Vor dem Gebäude des Instituts für Didaktik der Naturwissenschaften in Hannover
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  • Im Gebäude der noch leere Hörsaal des Instituts für Didaktik der Naturwissenschaften in Hannover
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  • Technik, der Schrott von Morgen, wird eingerichtet
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  • Sicht in den Hof des Gebäudes Instituts für Didaktik der Naturwissenschaften in Hannover
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  • Technik, der Schrott von Morgen, wird eingerichtet. Kai Löffelbein mit Cgristine Höbermann und Zuhörer vom Institut
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  • Langsam füllt sich der Raum.
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  • ... und noch eine Zuhörerin: Wespenspinne am Fenster des Institutes
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  • Fotoreporter Kai Löffelbein
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  • Fotoreporter Kai Löffelbein mit Christine Höbermann vom VEN
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  • Bilder die nachdenklich stimmen
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  • Ankündigung Lumix-Festival Hannover, VEN, Christine Höbermann
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31 Kommentare

*Ja klar. So wie der langfristig Erwerblose in Deutschland freiwillig erwerbslos ist, weil er keinen Bock auf Arbeit hat, so unterwerfen sich die Staaten in Afrika dem Diktat von IWF und Weltbank.*

Merkst Du eigentlich gar nicht, welches Eigentor Du mit diesem Vergleich schießt? Schon öfter hast Du betont, welch falsches Bild von deutschen Erwerbslosen mit einer solchen Einordnung gezeichnet wird. "so unterwerfen sich" zeigt eine Parallele auf. Meint also: Wenn das Bild vom Erwerbslosen falsch ist, ist auch das vom Diktat von IWF und Weltbank falsch.

Und genauso ist's: Beides ist falsch!

* liegt die Schuld bei den doofen Afrikanern, die außer Hand aufhalten nichts zuwege bringen.*

Sprichst Du hier nach Heinrich-Lübke-Art von "den Afrikanern" statt von den erwähnten Geschäftemachern? So im Stil von: "Meine Damen und Herren, liebe Neger..."?

In der Tat, wie Andreas schon anmerkt: "Wer sagt denn, dass die Profiteure vor Ort doof sind?"

»Merkst Du eigentlich gar nicht, welches Eigentor Du mit diesem Vergleich schießt?«

Ich hätte nicht gedacht, dass Du die Ironie in diesem Satz überliest. Aber man lernt nie aus.

Ja, ja... :-))

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