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Verstorbene ohne Angehörige

  • Wer Verstorbene vermisst - auf dem Öjendorfer Friedhof - Feld 317 - gibt es Gedenktafeln mit Namen von Verstorbenen, die ohne Angehörige bestattet wurden. Die Liste der Namen reicht zurück bis 2013.
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Als ich im Frühjahr des vergangenen Jahres den Obdachlosen Andre Heinz Martinßen (†49) zu Grabe trug, zeigten die Gräber der Verstorbenen ohne Angehörige auf dem Öjendorfer Friedhof noch keine Namen. Überall dort steckten nur diese kleinen gelben Sichtreiter in der Erde, mit nur einer Nummer darauf und ich fragte mich, wie das denn sein könne? "Im Tod nur eine Nummer"?

Wochen zuvor war der damals 49-jährige Andre Heinz Martinßen einsam und allein in einem Zelt unter der Hamburger Kennedybrücke gestorben. Medien hatten über den Fall berichtet. "Andy" - wie seine Freunde ihn nannten, war obdachlos. Bestattet wurde seine Urne in einem Reihengrab - ohne Name - ohne Datum.

Ein Skandal?

Öjendorfer Friedhof - Feld 205 - Grabnummer 205-03-156. Jedes Jahr teilen bis zu 900 Menschen dieses Schicksal. Mit nur einer unscheinbaren Nummer auf dem Grab wurden und werden in Hamburg immer noch Menschen bestattet. Obdachlose, Einsame, Jeder, der niemanden mehr hat, kommt erst mal hier nach Öjendorf - viele davon ins Grabfeld 205 - dort, wo Menschen ohne Angehörige auch in Begleitung des Friedhofs mit bestattet werden.

Reihengräber

Es geht um die Gräber von Verstorbenen ohne Angehörige, die bislang nur eine "Nummer" mit auf´s Grab bekamen. Darunter auch Andre Heinz Martinßen (†49), einer meiner früheren Interviewpartner. Hier in einem Video von 2013: http://www.youtube.com/watch?v=A9P0QEqhEVg&list=UU...

"Andy" war obdachlos und starb am 20. Februar 2014 allein in einem Zelt unter der Kennedybrücke und wurde am 29. April 2014 - also erst 2 Monate später - in einem Reihengrab ohne Name und Datum bestattet. Mehr als 2 Monate stand seine Urne im "Regal", bis der Zeitpunkt für ein Sammelbegräbnis gekommen war und die Ausschilderung der Reihengräber im Grabfeld 205 ist nun wirklich katastrophal.

Kein Name, kein Datum, kein Hinweis

Ein Blick über die Reihengräber im Feld 205 des Öjendorfer Friedhofes macht deutlich, wie anonym Verstorbene ohne Angehörige dort bestattet werden. Nichts ausser einer Nummer erinnert an die Verstorbenen. und selbst die kommt irgendwann noch weg. Wie sollen Freunde und Bekannte das Grab später mal wiederfinden, wenn nicht mal diese einfache Nummer bleibt?

Hamburger Bestattungsgesetz

Schon damals - im Mai 2014 - stellte ich fest, dass das Hamburger Bestattungsgesetz keine weiteren Leistungen vorsieht. Kein Kreuz, kein Stein, kein Name, nur eine Nummer, die Verstorbene ohne Angehörige mit auf ihr Grab bekamen und jahrelang wurden mittellose Menschen so bestattet. Darunter auch Andre Heinz Martinßen, auch er war obdachlos und wurde nur 49 Jahre alt. Am 29. April des vergangenen Jahres wurde er bestattet, in einem Reihengrab - ohne Name - ohne Datum - fast anonym - tut die Stadt denn gar nichts?

Nachfrage bei der Hamburger Friedhöfe AöR und "Nein", mehr sei nicht vorgesehen, wenn der Verstorbene keine Angehörigen mehr hat, dann sei dies das "Standardverfahren", das heißt, der Verstorbene wird in einem Reihengrab auf dem Öjendorfer Friedhof beigesetzt und Grabkreuze seien "hierfür nicht vorgesehen", teilte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage hin mit (April 2014).

Danach startete ich meinen Aufruf !

Kumpels halfen

Und ob es nicht jemanden gäbe, der dem Andy ein Kreuz bauen könne - fragte ich in die Runde und tatsächlich meldete sich jemand. Gebaut haben das Kreuz Marcel & Masse - zwei ehemalige Obdachlose, die heute für Hinz & Kunzt arbeiten.

Marcel (40) ist fest angestellt bei Hinz & Kunzt und total stolz darauf dort sein zu dürfen. "Es ist anstrengend und man hat am Ende des Tages echt so ´ne Birne, aber ich möchte das hier nicht mehr missen", sagt der junge Mann, der hier als Hausmeister arbeitet und über Hinz und Kunzt auch eine Wohnung bekam.

Ob er ein "Goodguy" ist - "ein guter Junge" - so wie es auf seinem T-Shirt steht - frage ich Marcel - und der Mann mit dem Pinsel in der Hand wird nachdenklich.

Nach einer schwierigen Vergangenheit in Heim und Wohngemeinschaften fand Marcel im Leben auf der Straße einen "Fluchtpunkt", "da konnte ich dem Stress entfliehen", erzählt der Hinz & Künztler rückblickend. "Irgendwann dann hatte ich die Nase voll" und heuerte hier bei Hinz & Kunzt an, dem Herausgeber der gleichnamigen Obdachlosen-Zeitung, die überall in der Stadt von Obdachlosen verkauft wird und Marcel nutzte seine Chance. "Ich will daran festhalten, an der Wohnung, an dem Job - ich bin so froh, dass ich diese Chance bekommen habe", sagt Marcel im Interview und hat genau im Blick, was jetzt noch zu tun ist.

"Nur noch ein bisschen Lasur muss drauf" und natürlich das Namensschild nicht vergessen ...

Trotz "Platte"

"Masse" (31) hat früher selbst auch schon "Platte" gemacht und kennt die Probleme, wenn man irgendwann den Anschluß zur Realität verliert. "Irgendwann lebst du in deiner eigenen Welt", erzählt er und berichtet, wie er am Boden zerstört war, wie er lustlos durch Hamburg irrte, nichts habe ihn mehr interessiert, weder seine Ex, noch sein Kind, er habe sich "einfach gehen lassen", bis Marcel dann kam, der Hausmeister hier bei Hinz und Kunzt, der habe ihm geholfen "ohne zu regeln", sagt der 31-Jährige und genau das sei auch wichtig. Die bloße Anwesenheit - ohne zu reglementieren - helfe schon dabei "neue Wege zu gehen".

Ein Kreuz auf Reisen

Der Öjendorfer Friedhof liegt weit draußen und da ich kein Auto habe, blieb nur die Bahn.

Fragende Blicke

Detlef S. (56) - auch "Wolle" genannt - weil er ein bisschen aussieht wie "Wolle Petry" - war Andy´s bester Freund und hatte mir beim Transport des Kreuzes in der U-Bahn sowie dem Eingraben des Selbigen auf dem Öjendorfer Friedhof danach noch geholfen - 18 Monate ist das jetzt her - und HEUTE?

Heute braucht es kaum noch Kreuze, weil die Stadt reagiert hat und zumindest ein Teil der Verstorbenen ohne Angehörige im neuen Grabfeld 317 des Öjendorfer Friedhofes bestattet werden. Dort, wo die Namen der Toten in unmittelbarer Nähe zu deren Gräbern auch zu lesen sind. "IM TOD NICHT LÄNGER NUR EINE NUMMER - IM TOD AUCH EIN NAME" - zumindest dort trifft das ansatzweise zu und am 19. November war es dann soweit - das neue Grabfeld 317 auf dem Öjendorfer Friedhof wurde eingeweiht.

Kreis schließt sich

19. November 2015 - Die neuen Grabsteine im Feld 317 erinnern an Verstorbenen ohne Angehörige. Auf Gedenktafeln sind die Namen der Toten eingraviert - einsame Menschen, die niemanden mehr haben.

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http://www.youtube.com/watch?v=A9P0QEqhEVg&list=UU...

"Es wird immer wichtiger, allen Verstorbenen ein würdiges Andenken bewahren zu können, gerade in Zeiten, wo immer mehr Menschen einsam sterben", erklärte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) in ihrer Eröffnungsrede am 19. November.

Anschließend hielt Sabine Erler, Pastorin für Trauerkultur in der Propstei Wandsbek-Billetal, eine Andacht zu Ehren der Verstorbenen ohne Angehörige. "In unserem Umgang mit Tod und Bestattung entscheidet sich das Leben", sagte sie.

Rede und Gedenken

Auch ich war eingeladen ein paar Worte zu sagen. "Max Bryan, Blogger und Bürgerreporter, erinnert an seinen obdachlosen Freund Andre Heinz Martinßen", hieß es in der Pressemitteilung der Hamburger Friedhöfe AöR zum 19. November und meine Rückschau war nicht unkritisch. Immer wieder gab es Beschwerden auch von Freunden und Bekannten, die das Grab ihrer Verstorbenen nicht wiederfinden konnten und lange geschah nichts.

Erst jetzt - 3 Jahre später - konnte das neue Grabfeld auf dem Öjendorfer Friedhof eingeweiht werden.

Hausförmige Steine

Auf den Gedenksteinen links und rechts des Weges am Grabfeld 317 des Öjendorfer Friedhofes sind die Namen der Verstorbenen ohne Angehörige zu lesen, die dort und unmittelbar auf den angrenzenden Rasenflächen bestattet sind.

Ein Konzept, das über Jahre hin entwickelt wurde. Ziel war es, die Namen derjenigen Menschen lesbar gemacht werden, die ohne Angehörige verstorben sind und von Amts wegen bestattet wurden. Ist dies der Fall, übernimmt die Stadt die Kosten der Bestattung.

Carola Veit (SPD)

"Heute haben wir diese neuen Grabsteine eingeweiht - wodurch Verstorbene ohne Angehörige - die bislang namenlos bestattet wurden - nun auch namentlich zu lesen und zu finden sind", erklärt Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit auf Nachfrage hin und eigentlich ein schönes Ende, will man meinen. Ob das auch so bleibt, muss sich aber erst noch zeigen.

Neuesten Erkenntnissen zu Folge - nämlich - werden Verstorbene ohne Angehörige ausserhalb der neuen Gedenkstätte immer noch mit nur einer Nummer auf dem Grab bestattet. Ein ausführlicher Bericht dazu erscheint noch vor Weihnachten.

"Im Tod nur eine Nummer - gilt das immer noch?"

(Fortsetzung folgt ...)

  • Wer Verstorbene vermisst - auf dem Öjendorfer Friedhof - Feld 317 - gibt es Gedenktafeln mit Namen von Verstorbenen, die ohne Angehörige bestattet wurden. Die Liste der Namen reicht zurück bis 2013.
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  • Blick auf ein Reihengrab im Grabfeld 205 des Öjendorfer Friedhofs. Ausser einer Nummer bekommen Verstorbene ohne Angehörige hier nichts mit auf ihr Grab.
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  • Unternehmenssprecher Lutz Rehkopf im Interview am 29. April 2014. Grabkreuze von Amts wegen sind ihm nur aus dem Raum Köln bekannt. In Hamburg gibt es so etwas (noch) nicht. (Foto: Max Bryan)
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  • Mai 2014: Als ich im Frühjahr des vergangenen Jahres den Obdachlosen Andre Heinz Martinßen zu Grabe trug, trugen die Gräber der Obdachlosen auf dem Öjendorfer Friedhof noch keine Namen. Überall dort steckten nur diese kleinen gelben Sichtreiter in der Erde, mit nur einer Nummer darauf und ich fragte mich, wie das denn sein könne? "Im Tod nur eine Nummer"?
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  • Wochen zuvor war der damals 49-Jährige Andre Heinz Martinßen einsam und allein in einem Zelt unter der Hamburger Kennedybrücke gestorben. Medien hatten über den Fall berichtet und erst zwei Monate später wurde Andy dann auch bestattet - in einem Reihengrab - ohne Name - ohne Datum. Ein Skandal?
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  • Öjendorfer Friedhof - Feld 205, Grabnummer 205-03-156. Mit dieser unscheinbaren Nummer auf dem Grab wurden und werden nach wie vor Menschen in Hamburg bestattet. Obdachlose, Einsame, jeder, der niemanden mehr hat, kommt unter anderem hier nach Öjendorf und Grabfeld 205 ist fast voll. Jedes Jahr teilen bis zu 900 Menschen dieses Schicksal.
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  • Andy´s Grab am Tag der Bestattung - am 29. April 2014.
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  • Und "Nein", mehr sei nicht vorgesehen, wenn der Verstorbene keine Angehörigen mehr hat, dann sei dies das "Standardverfahren", das heißt, der Verstorbene wird in einem Reihengrab auf dem Öjendorfer Friedhof beigesetzt und Grabkreuze seien "hierfür nicht vorgesehen", teilte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage hin mit (April 2014). Danach startete ich einen Aufruf - im Internet.
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  • Aushang vom April 2014 und ob es nicht irgendjemanden gäbe, der dem Andy ein Kreuz bauen kann und tatsächlich meldete sich jemand.
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  • Der Zettel hing nicht lang :-)
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  • Zu Gast bei Marcel & "Masse" im Keller des Hinz & Kunzt Gebäudes.
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  • Danke der fließigen Unterstützung durch die Mitarbeiter des Straßenmagazins Hinz & Kunzt war ein Kreuz schnell gebaut. Aufnahme vom April 2014.
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  • Arbeiten am Grabkreuz für Andy ...
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  • Gebaut haben das Kreuz Marcel & Masse - zwei ehemalige Obdachlose, die heute für Hinz & Kunzt arbeiten.
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  • Marcel - der Hausmeister.
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  • Marcel (40) ist fest angestellt bei Hinz & Kunzt und total stolz darauf dort sein zu dürfen. "Es ist anstrengend und man hat am Ende des Tages echt so ´ne Birne, aber ich möchte das hier nicht mehr missen", sagt der junge Mann, der hier als Hausmeister arbeitet und über Hinz und Kunzt auch eine Wohnung bekam.
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  • Ob er ein "Goodguy" ist - "ein guter Junge" - so wie es auf seinem T-Shirt steht - frage ich Marcel (40) - und der Mann mit dem Pinsel in der Hand wird nachdenklich. Nach einer schwierigen Vergangenheit in Heim und Wohngemeinschaften fand Marcel im Leben auf der Straße einen "Fluchtpunkt", "da konnte ich dem Stress entfliehen", erzählt der Hinz & Künztler rückblickend. Heute will er "daran festhalten, an der Wohnung, an dem Job - ich bin so froh, dass ich diese Chance bekommen habe", erklärt er.
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  • Trotz "Platte": Auch "Masse" (31) hat es nicht leicht gehabt.
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  • Im Tod auch ein Name - so soll es sein. Dank einer Privatinitiative bekam "Andy" dann doch noch ein Kreuz mit aufs Grab.
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  • "Masse", einer der fleißigen Helfer, die das Grabkreuz für Andy ermöglicht haben. Früher selbst auch "Platte" gemacht, kennt er die Probleme, wenn man irgendwann den Anschluß zur Realität verliert. "Irgendwann lebst du in deiner eigenen Welt", erzählt er - bis Marcel dann kam, der habe ihm geholfen "ohne zu regeln", sagt der 31-Jährige und genau das sei auch wichtig. Die bloße Anwesenheit - ohne zu reglementieren - helfe schon dabei "neue Wege zu gehen".
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  • Ein Kreuz auf Reisen. Der Öjendorfer Friedhof liegt weit draußen und da ich kein Auto habe, blieb nur die Bahn.
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  • Fragende Blicke in der U-Bahn. 6. Mai 2014
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  • Mein Videotagebuch läuft seit ´97 und machte auch hier keine Ausnahme. Alles ist live, alles ist echt - ich bin ein Fan der Echtzeit.
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  • Volle U-Bahn
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  • Detlef S. (56) - auch "Wolle" genannt - weil er ein bisschen aussieht wie "Wolle Petry" - zumindest sagen das seine Kumpels. Andy war einer von ihnen. Nun ist er tot.
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  • "Wenn ich mal sterbe, kommst Du dann zu meiner Beerdigung?" - hatte Detlef seinen Kumpel zu Lebzeiten noch gefragt und nun es ist genau umgekehrt. Menschen, die auf der Straße leben, werden nicht alt. 45 Jahre beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Obdachlosen in Deutschland und anderswo.
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  • Und es wird düster. Hinter vorgehaltener Hand erzählt Detlef mir, dass Andy aus einem der Container des Winternotprogramms geflogen sei, angeblich weil er zu viele Flaschen gesammelt hat. Doch das sollte kein Grund sein, die Menschen vor die Tür zu setzen. Selbst in einer Stadt wie Hamburg - mit mehr als 130 Sozialstationen - ist ein bedingungsloses Winternotprogramm leider immer noch reinste Utopie!
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  • Jesus-Statue auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Der Ort hat echt was Friedliches.
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  • Der Reder Friedrich Wenke wollte ursprünglich gleich drei Figuren aufstellen - Jesus, Moses und Martin Luther - aber eine reichte dann doch.
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  • Überhaupt sind die Anlagen sehr gepflegt und stellenweise uralt. Eine der Grabplatten stammt von 1899 und erinnert an Vincent Plagius - dem Gründer des akademischen Gymnasiums.
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  • Auch Alfred Lichtwark - der Gründer der Hamburger Kunsthalle -wurde in den 60-er Jahren nach Ohlsdorf umgebettet und natürlich sind wir immer noch in Öjendorf, bei den Reihengräbern ohne Namen.
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  • Wir nähern uns dem Grab von Andy. Vor 7 Tagen wurde er hier beerdigt und Detlef konnte nicht dabei sein. Runtergebrannt bis auf 20 Cent, mehr hatte er nicht mehr. Zu wenig für eine Fahrkarte und das Schlimmste daran, ich konnte ihm nicht helfen. Für so manche Produktion gebe ich mein letztes Hemd.
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  • Detlef (56) muss Pause machen. Er hat ein böses Bein. "Ein paar Jahre noch und ich komm auch hier her", erzählt er mit leerem Blick nach vorn und ob ich ihm dann auch so ein Kreuz baue, will er wissen. 17 Jahre hat Detlef als Fernfahrer gearbeitet, sein Rücken ist kaputt und er hat Arthrose, muss jeden Tag Tropfen nehmen gegen die Schmerzen.
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  • Der Container an der Trinitaskirche war sein Sprungbrett runter von der Straße und von da aus ging es in die Kirchenkate, eine für Pfarrhöfe typische Einrichtung, um Obdachlosen wieder eine Zukunft zu bieten. Gegen ein geringes Entgelt kann dort jeder wohnen, der sich darum bemüht, doch die Warteliste ist lang.
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  • Die Sache ging ihm merklich nah. Nur noch wenige Meter und wir sind da ...
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  • Die Blumen, wie ich sie vor knapp 7 Tagen aufs Grab gestellt hatte, sahen noch gut aus.
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  • Und damit auch die letzten 10 Euro, die ich damals in der Tasche hatte. Die Sache war es mir wert. Schließlich kannte ich ihn und für uns hätte er das selbe getan.
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  • Dann mal los ...
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  • Und nicht zu tief ...
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  • So ein Kreuz zu bauen ist gar nicht so schwer und kostet nicht die Welt. Zwei Kanthölzer 8x8 (wetterfest, am besten Eiche) übereinanderlege und das horizontale Stück quer zum Vertikalbereich positionieren. Schnittkanten anzeichnen und an den Bleistiftstrichen entlang mit einer Säge die Versenkungen ins Holz fräsen. Jeder Schnitt sollte die selbe Tiefe haben.
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  • Als Detlef die Blumen pflanzte, erinnerte mich das irgendwie an einen Vater, der seinen toten Sohn begräbt. Sorgsam, liebevoll, andächtig und irgendwie auch professionell. "Ich habe mal auf einem Friedhof gearbeitet", ein "1 Euro-Job", verrät Detlef mir ganz beiläufig und die Arbeit habe ihm auch Spaß gemacht.
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  • Im Hintergrund gut zu erkennen, die Zahl der Verstorbenen ohne Angenhörige ist hoch. Überall stecken kleinen gelbe Sichtreiter in der Erde. Die Friedhöfe der Stadt sind voller vergessener Seelen.
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  • Jedes Jahr werden in Hamburg bis zu 900 Menschen ohne Angehörige von Amts wegen bestattet. "Von Amts wegen" heißt Reihengrab. Kein Name, kein Datum, nur eine Nummer, die Verstorbene ohne Angehörige bislang mit auf Ihr Grab bekamen,
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  • Danke der fließigen Unterstützung durch die Mitarbeiter des Straßenmagazins Hinz & Kunzt war ein Kreuz schnell gebaut und es war ein schönes Kreuz - das Schönste weit und breit - zwischen all den gelben Reitern.
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  • Ruhe in Frieden, mein Freund!
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  • Andre Heinz Martinßen (†49) starb am 20. Februar 2014 allein in einem Zelt unter der Kennedybrücke und wurde am 29. April 2014 in einem Reihengrab ohne Name und Datum bestattet. Ohne uns wäre auch sein Grab leer geblieben. Danke an Alle, die mithalfen, diese Kreuze zu bauen.

    So lange dieses Kreuz dort steht, werden die Menschen sich daran erinnern, was einmal war - und wie das alles mal begann - mit einem Toten unter der Brücke - im Tod auch gar kein Name - und heute?
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  • - 18 Monate später - Neue Gedenksteine auf dem Öjendorfer Friedhof erinnern an einsam Verstorbene, die niemanden mehr haben (Foto: Max Bryan)
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  • Heute braucht es kaum noch Kreuze, weil die Stadt reagiert hat und zumindest ein Teil der Verstorbenen ohne Angehörige im neuen Grabfeld 317 des Öjendorfer Friedhofes bestattet werden. Dort, wo die Namen der Toten in unmittelbarer Nähe zu deren Gräbern auch zu lesen sind. "IM TOD NICHT LÄNGER NUR EINE NUMMER - IM TOD AUCH EIN NAME" - zumindest dort trifft das ansatzweise zu und am 19. November war es dann soweit - das neue Grabfeld 317 auf dem Öjendorfer Friedhof wurde eingeweiht.
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  • - 19. November 2015 - Die neuen Grabsteine im Grabfeld 317 erinnern an Verstorbenen ohne Angehörige. Hausförmige Steine - auf deren Gedenktafeln die Namen der Toten eingraviert sind. Einsame Menschen, die niemanden mehr haben.
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  • ICH DANKE ALLEN - die daran mitgewirkt haben - das Projekt "Namensplaketten auf Steinen" für Verstorbene ohne Angehörige zu ermöglichen. Vielen Dank dafür!
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  • Einweihungsfeier vom 19. November 2015

    Ort: Hamburg - Friedhof Öjendorf
    Manshardtstraße 200 - 22119 Hamburg
    Grabfeld Nr. 317 - Einen Friedhofsplan finden Sie hier:
    http://www.friedhof-hamburg.de/fileadmin/Dateien/pdf/oejendorf/Plan_Oejendorf.pdf
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  • Der Trompeter Gero Weiland spielte zum Auftakt das "Ave Maria".
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  • Foto: Max Bryan
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  • Feierlich wurden die neuen Grabsteine eingeweiht. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) hielt die Eröffnungsrede.
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  • "Es wird immer wichtiger, allen Verstorbenen ein würdiges Andenken bewahren zu können, gerade in Zeiten, wo immer mehr Menschen einsam sterben", erklärte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) in ihrer Eröffnungsrede am 19. November. (Foto: Max Bryan)
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  • Anschließend hielt Sabine Erler, Pastorin für Trauerkultur in der Propstei Wandsbek-Billetal, eine Andacht zu Ehren der Verstorbenen ohne Angehörige. "In unserem Umgang mit Tod und Bestattung entscheidet sich das Leben", sagte sie.
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  • Rede und Gedenken: Auch ich war eingeladen ein paar Worte zu sagen. "Max Bryan, Blogger und Bürgerreporter, erinnert an seinen obdachlosen Freund Andre Heinz Martinßen", hieß es in der Pressemitteilung der Hamburger Friedhöfe AöR zum 19. November und meine Rückschau war nicht unkritisch. Immer wieder gab es Beschwerden auch von Freunden und Bekannten, die das Grab ihrer Verstorbenen nicht wiederfinden konnten und lange geschah nichts.
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  • Erst jetzt - 3 Jahre später - konnte das neue Grabfeld auf dem Öjendorfer Friedhof eingeweiht werden.
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  • Im Anschluss an die Veranstaltung gab es Gelegenheit Blumen an den Gräbern der Verstorbenen niederzulegen.
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  • Begehung der neuen Gedenkstätte. Auf den Gedenksteinen links und rechts des Weges sind die Namen der Verstorbenen ohne Angehörige zu lesen. Auf den angrenzenden Rasenflächen sind die Toten dann bestattet. Pro Gedenkstein - eine Reihe.
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  • Ein Konzept, das über Jahre hin entwickelt wurde. Ziel war es, die Namen derjenigen Menschen lesbar gemacht werden, die ohne Angehörige verstorben sind und von Amts wegen bestattet wurden. Ist dies der Fall, übernimmt die Stadt die Kosten der Bestattung.
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  • Blumenniederlegung. Andy´s Namen habe ich noch nicht gefunden.
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  • Im Oktober 2012 bildete sich ein Gesprächskreis, unter anderem mit Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und der damaligen Vorsitzenden des Ausschusses für Soziales, Arbeit und Integration, Katharina Fegebank, der gemeinsam die Idee entwickelte, das Grabfeld künftig anders zu gestalten. Es sollten, anders als zuvor, die Namen derjenigen Menschen lesbar gemacht werden, die ohne Angehörige verstorben sind und von Amts wegen beigesetzt werden.
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  • Interview mit der Bürgerschaftspräsidentin. "Heute haben wir diese neuen Grabsteine eingeweiht - wodurch Verstorbene ohne Angehörige - die bislang namenlos bestattet wurden - nun auch namentlich zu lesen und zu finden sind", erklärt Frau Veit im Interview am 19. November. (Foto: R. Merkle für Max Bryan & TVRnews)
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  • Wenn Menschen in Hamburg ohne Angehörige versterben, kümmert sich die Stadt Hamburg um ihre Beisetzung auf dem Öjendorfer Friedhof. Sie kommt bei mittellosen Verstorbenen auch für die Kosten auf.
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  • War sehr nett, die Präsidentin ... und ob die Geschichte so schön bleibt, wie auf diesen Bildern zuletzt gesehen, muss sich erst noch zeigen. Für den Moment genießen wir die Freude über das Erreichte, auch wenn der Weg zur Vollendung noch weit ist.
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  • Liste toter Hinz & Kunzt Verkäufer in der Lobby des Hamburger Straßenmagazins Hinz & Kunzt. Jedes Jahr sterben fast zwei Dutzend Obdachlose in Hamburg. (Foto: Max Bryan)

    Hinweise hier: --> https://web.facebook.com/notes/max-bryan/ihr-seid-nicht-vergessen-gedenken-an-verstorbene-obdachlose/1118860541465193

    (Fortsetzung folgt ...)
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