Meraner Land/Südtirol: Zu Besuch bei Onkel Taa in Töll

Die Schneckenfarm von Onkel Taa in Töll im Meraner Land
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Kaum ein Land bietet auf so kleinem Raum so viel Bemerkenswertes, ja Kurioses wie Südtirol im Norden Italiens. Das Meraner Land (www.meranerland.com)
hat dabei die Nase vorn. Auf der Alpensüdseite, umrandet und geschützt von erhabenen Schneegipfeln ziehen sich entlang der Etsch und hinein in die Seitentäler Ultental, Schnalstal, Passeiertal schöne alte Ortschaften und urige Bauerndörfer mit ihrem alpinen Brauchtum. Einer dieser Orte, Partschins, auf 626 Höhenmeter gelegen, beeindruckt u. a. durch ein Schreibmaschinen-Museum mit der Welt wertvollsten Sammlung von 2.500 funktionsfähigen Objekten. Vorzeigeobjekt ist die deutsche Chiffriermaschine Enigma aus dem Zweiten Weltkrieg, die, hätte der Feind sie nicht entschlüsselt, den Krieg – so vermutet man - zwei bis drei Jahre länger hätte dauern lassen. 1864 hatte der gebürtige Partschinser Peter Mitterhofer die Schreibmaschine erfunden. Ihn ehrt das Museum.
Im nahen Töll wurde 1999 „Onkel Taa“ mit dem Nationalen Preis „Goldene Schnecke“ und als Schneckenkönig geadelt. Schneckenkaiser wäre passender, denn Karl S. Platino, Wirt, Weinkenner, Koch, Sammler Südtiroler Bauernkunst und Kuriosa, trägt einen Bart wie weiland der österreichische Kaiser Franz Joseph I. Der lustige Herr Karl, alias Onkel Taa, hat viele Leidenschaften. Zum einen züchtet er Weinbergschnecken, die, eingezäunt, aber für jedermann sichtbar, in seinem Garten frei herumkriechen dürfen. Tausend Kilo im Jahr bringt er in 20 Variationen auf die edel gedeckten Tische seines Gasthauses, das sich zugleich als überquellendes Kuriositätenkabinett entpuppt.
Ein Speiseraum, die Habsburgerstube, ist Franz Joseph und seiner Sisi gewidmet mit Bildern der Majestäten und Möbeln im Stil der Zeit. Ganzjährig werden hier des Kaisers Lieblingsgerichte serviert. Zu seinem Geburtstag am 18. August lädt der Wirt mit einem fünfgängigen Menü zum Fest. Im Hinterhof warten Holzbottiche auf Gäste, die nicht nur wie anno 1430 baden, sondern auch während des Bades beim „Liebes-Menü“ schlemmen wollen. Dank Onkel Taa wird Bad Egart, 1430 als Heilbad erstmalig urkundlich erwähnt, wiederbelebt. Doch sollen schon die Römer seine Mineralwasserquelle genutzt haben – die römische Via Augusta führt nah daran vorbei. Kaiserin Sisi habe während ihrer Kur in Meran hier Halt gemacht wie auch andere gekrönte Häupter. Gast Giulio Andreotti kürte den Schneckenkönig, italienisch: Re delle lumache, zum Cavaliere.
Außer einer Kapelle voller Marienstatuen und -bilder, in der sich getrennte Paare wieder versöhnen sollen, baute der Cavaliere Hütten, wie sie der nach Reinhold Messner wohl berühmteste Südtiroler vor 5.000 Jahren bewohnt haben könnte. Leichenecht wie das Original im Bozener Ötzimuseum bildete ein Meraner Bildhauer den Gletschermann aus Gips nach. Dass erotische Schneckenmalereien die Gästetoiletten zieren, versteht sich beinahe von selbst (Restaurant Bad Egart/Onkel Taa, Bahnhofstraße 17, I-39020 Töll, Tel. 0039(0473)967342, onkeltaa@dnet.it).

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

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