Besinnung zwischen den Jahren: Bethlehem ist überall

GLORIA - IN EXELSIS -  DEO -                                                Krippenrelief
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Weihnachtspredigt 2012 aus der Stiftskirche der Benediktiner in Seitenstetten - aus dem Gottesdienst vom 25. Dezember um 10:45 Uhr, der im ZDF-TV-Programm übertragen wurde:

"Liebe Schwestern und Brüder hier in Seitenstetten und alle, die via Fernsehen mit uns verbunden sind.

Was Weihnachten bedeutet ist mir als junger Priester in den siebziger Jahren einmal ganz tief bewusst geworden bei einem Urlaub in Mittersill im Pinzgau in Salzburg.
Im Haus, wo ich mich mit meinen Eltern einquartiert hatte, machte auch ein junges Paar aus Kempten im Allgäu Urlaub. Von ihren unzähligen Koseworten füreinander habe ich mir leider nur mehr das Wort „mein Hutschnürli“ gemerkt. Ich hatte vor, während des Urlaubs auch zur St.Pöltner Hütte am Felbertauern hinaufgehen. Ich lud das junge Paar ein, mitzugehen. Nach einer Probewanderung auf eine Alm, trauten sie es sich zu. In der faszinierenden Bergwelt begann Er zu schwärmen: „Da oben ist die Welt noch in Ordnung“.
Ich fand sein Gefühl ähnlich dem meinen, das mich in der Natur oft überkommt. Ich spüre in der grandiosen Welt der Berge etwas von der Größe und Nähe Gottes. Damals kam mir aber der Gedanke, nicht nur da oben ist uns Gott nahe, wo es kaum Menschen gibt.
Gott ist uns auch nahe in den Niederungen unseres Lebens, wo es oft so menschelt. Wir Christen glauben ja dass Gott unter uns Menschen Mensch geworden ist, und das wir feiern wir heute, zu Weihnachten. Gott ist Mensch geworden, nicht in einer idyllischen Welt, sondern in armen Verhältnissen, in einem ungemütlichen Schafstall in Betlehem mit Mist und Gestank.

Die Botschaft von Weihnachten lautet:
Gott ist nicht nur in himmlischen Höhen, sondern Gott ist auch herabgestiegen in eine Welt, aus der wir manchmal am liebsten davonlaufen möchten. Der hl. Franz von Assisi hat mit seiner Krippe in einer Höhle bei Greccio mit echtem Esel, Ochs und Futterkrippe, demonstrieren wollen, wo Gott Mensch geworden ist.
Das ist der ganze Ernst des Satzes: Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Unsere Weihnachtskrippe hat als gemalten Hintergrund die Mostviertler Landschaft mit Stift und Sonntagberg. Auf ähnliche Weise vermitteln viele Krippen den Menschen die Botschaft, dass Gott in ihre Welt gekommen ist.

Betlehem ist überall. Auch in meinem persönlichen Lebensstall. Gott ist bei uns Menschen, dort wo wir arbeiten und leben, dort wo wir uns wohl fühlen und uns gut verstehen, aber eben auch dort, wo wir uns schwer tun und uns plagen, und wo einer unter uns leidet, dort leidet Gott mit. Gott ist mitten im Elend der Armen, und nicht nur dort, wo die Armen lieb sind zueinander, und Gott leidet mit ihnen.

Gott ist in den Krankenzimmern und an den Sterbebetten,
an den liebevoll betreuten aber auch an anderen,
und Gott weiß, wie es den Kranken geht.
Gott ist in den Familien, die sich gut vertragen,
aber nicht nur dort wo die Güte und die Liebe wohnt.
Gott ist bei uns bei Arbeiten, die uns erfüllen,
aber auch in der schmutzigen Fabrikhalle, in Sälen, wo Frauen oder
sogar Kinder unter großem Stress Akkordarbeit verrichten.
Gott ist mitten unter Nachbarn, die sich gut verstehen,
aber auch unter solchen, die sich nicht vertragen,
ja Gott ist sogar in der Hölle des Krieges, und er leidet mit den Opfern.

In welchem Milieu sich Gott aufhält offenbart uns Jesus: „Er gibt sich mit Zöllnern und Sündern ab und isst sogar mit ihnen“ sagen seine Gegner ganz empört.
„Wie lange soll ich euch noch ertragen“, klagt Jesus einmal, und zeigt damit, dass es für ihn nicht immer ein Vergnügen war, unter Menschen zu sein.
Ganz deutlich wird das offenbar am anderen Ende des Weges Gottes mit den Menschen, am Kreuz, von dem er nicht herabsteigt, sondern unter den Menschen bleibt. Christlicher Glaube bewährt sich also gerade dann, wenn wir es Gott zutrauen, dass er auch dort bei uns ist, wo es ziemlich menschelt.
Das gilt auch für Gebet und Gottesdienst.
Es ist schön, wenn uns die Natur zur Andacht drängt.
Die Botschaft von Weihnachten lädt uns aber ein,
auch dort und gerade dort an Gottes Gegenwart zu glauben,
zu beten und mitzufeiern, wo Menschen mit all ihren
Schwächen und Fehlern zum Gottesdienst versammelt sind,
einander stören, ja einander nerven.
Wenn Gott Mensch geworden ist,
müssen wir ihn gerade unter den Menschen suchen.

Betlehem ist überall, denn Gott ist uns immer und überall mit seiner Liebe nahe.
Dieser Glaube kann das Dunkel der Welt erhellen,
er kann auch einem Leben im Leid noch einen matten Glanz verleihen.
Das wollen die Krippendarstellungen ausdrücken, wenn sie, so wie unser Weihnachtsbild von Kremser-Schmidt den Stall von Bethlehem mit viel Licht und Engerl und Idylle verklären –
nach dem Wort des Johannesevangeliums: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen“.

Wir sollten aber nicht übersehen, dass auch wir dazu
beitragen können und müssen, dass Betlehem überall ist.
Betlehem ist vor allem auch dort, wo Menschen es Gott nachmachen,
und sich in Liebe ihren Mitmenschen zuwenden,
der Not nicht ausweichen sondern solidarisch sind und Abhilfe schaffen.
Betlehem ist dort, wo wir Welt und Menschen annehmen wie sind,
dort wo wir einander in Liebe begegnen oder zärtlich zueinander sagen:
„mein Hutschnürli“.

Schön kommt das in einem Text von Elke Bräunling zum Ausdruck,
mit dem ich schließen möchte:

Bethlehem ist überall zu finden, wenn man sucht -
in dir, in mir, in jedermann, in allem, was man tut:
Freude schenken, keinen kränken, Glück erleben, Hoffnung geben.

Bethlehem ist überall. Mach nur die Augen auf,
und du und ich und jedermann, ein jeder kommt darauf:
Frieden wahren, Leid erfahren, dir vertrauen, Angst abbauen.

Bethlehem ist überall, glaub´s nur, ja, es ist wahr.
Mach´s dir und mir und jedermann, mach´s allen Menschen klar:
Liebe leben, Schmerz zugeben, Kummer teilen, Wunden heilen.

Bethlehem ist überall."

Predigt: Prior Michael Prinz

Mit Erlaubnis zur Veröffentlichung vom 28.12.2012 durch
Frater Andreas Tüchler OSB
Gastmeister

Stift Seitenstetten
Am Klosterberg 1
A-3353 Seitenstetten
Tel. +43 7477 42300 - 0
Fax +43 7477 42300 250
www.stift-seitenstetten.at

Bethlehem ist überall - auch im Myheimatland -
Bethlehem ist Hier und Jetzt -
Bethlehem ist Jederzeit.

Zeit zur Besinnlichtkeit "zwischen den Jahren"
wünscht allen Leserinnen und Lesern
Kirsten Mauss

http://www.myheimat.de/hamburg/kultur/bethlehem-is...

Bürgerreporter:in:

Kirsten Mauss aus Hamburg

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