Buchtipp: "Das Herz des Jägers" von Deon Meyer

-ein beeindruckender afrikanischer Thriller

Aus zwei Gründen hat mich „Das Herz des Jägers“ sehr bewegt: Zum einen bin ich neugierig geworden auf das Land. Thobela, die Hauptfigur fährt mit einem geklauten Motorrad quer durch mehrere Staaten Afrikas. Man liest die Begeisterung des Autors für die Schönheit und die abwechslungsreiche Landschaft heraus. Der Autor Deon Meyer ist übrigens begeisterter Motorradfahrer. Er ist weiß, schreibt aber aus der Sicht eines Schwarzen.
Der andere Grund ist, die Frage, ob ein Mensch in bestimmten Situationen töten darf oder nicht. Dieser Frage muss sich jeder Soldat stellen, aber tut er es wirklich?

Thobela wird als Sohn eines Pfarrers geboren. Weiter zurück in der Stammesgeschichte fließt allerdings das Blut eines Jägers, eines Stammesführers und Kriegers. Der Pfarrer ist friedfertig, hat an seinem Sohn aber die Charakterzüge des Kriegers schon früh erkannt und zu unterdrücken versucht. Eines Tages holt der Onkel Thobelas den Jugendlichen ab. Sie kämpfen für die Freiheit Südafrikas, für die Rechte der Schwarzen. Thobela hat „ Blut geleckt“. Durch seine Stärke und die Fähigkeit zu absoluter Konzentration fällt er bald auf. Seine Instinkte, sein ganzer Körper, alles an ihm ist der perfekte Jäger. Die Ostblockstaaten erkennen sein Potential und nutzen ihn als Agenten und Todesschützen im Kalten Krieg. Thobela arbeitet als Auftragskiller. Er soll aus der Distanz wildfremde Menschen erschießen. Es ist ihm zuwider, nicht wegen der eigentlichen Tötungshandlung, sondern weil es kein ebenbürtiger Kampf ist. Er ändert eigenmächtig die Taktik und schaut dem Gegner nun in die Augen, gibt ihm eine Chance sich zu wehren.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Öffnung der Mauer wird Thobela nicht mehr gebraucht und bleibt orientierungslos zurück. Er arbeitet einige Zeit im Drogengeschäft, zieht sich aber bald zurück um ein neues Leben zu beginnen.

Thobela taucht unter, möchte eine Familie gründen und Farmland bewirtschaften. Hier setzt die Handlung des Romans ein. Thobela arbeitet als Hilfskraft bei einer Tankstelle, ist rechtschaffen und pünktlich, liebt eine Frau und ihr Kind. Alles ist ruhig und gut.

Doch dann holt ihn die Vergangenheit ein.
Ein alter Vertrauter braucht seine Hilfe.

Thobela denkt während dieses letzten Auftrags viel nach und erkennt, dass er nicht vor sich selbst fliehen kann:

S. 228
„Ich übernehme jetzt die Verantwortung für das, was ich tue. Ohne Entschuldigungen. Ich habe Wahlmöglichkeiten, du hast Wahlmöglichkeiten. Wie wir leben wollen. Das ist alles. Das ist alles, was wir wählen können. Scheiß auf die Entschuldigungen. Entweder man lebt ordentlich, oder man soll sich verpissen.“

S. 228
…, dass er recht hatte. …
Ein verantwortliches Leben zu leben, ein Leben, das klarstellte: Wenn du dich verändern willst, fang gleich an, bei dir selbst.

S. 274
Thobelas Freund und Arzt:
„Es ist schwierig. Erst einmal muss man verstehen, wer er ist. Sein Wesen. Die meisten Menschen wiegen sich passiv im Wind des Lebens. Resigniert akzeptieren sie die Veränderungen in ihrer Umgebung. Oh ja,sie beklagen sich, sie jammern, sie drohen, aber am Ende passen sie sich an und lassen sich vom Strom mitziehen. Thobela gehört zu den anderen, zu der Minderheit derjenigen, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen...“

S. 389
"Weißt du was das Leben ist? Fortschreitende Desillusionierung. Man verliert die Illusion über Menschen. Man vertraut am Anfang jedem, man sucht sich Vorbilder und versucht wie sie zu sein, und dann wird man von einem nach dem anderen enttäuscht, und es tut weh [...] Es muss so sein, denn jedes mal, wenn die Hoffnung in dir ein wenig stirbt, verwandelt sich die Enttäuschung über andere in Enttäuschung über dich selbst. Wenn die anderen schwach sind, liegt diese Schwäche auch in dir. Es ist wie der Tod: Wenn man andere sterben sieht, weiß man, dass man selbst auch sterben wird.“

„Du hattest recht. Ich bin, was ich bin. Ich kann es bestreiten, ich kann es unterdrücken … und verstecken, doch nicht für immer. Das Leben tut einfach, was es will, es reißt einen mit. …
Es ist nicht falsch wie ich bin. Nur wofür ich es einsetze. Oder mich einsetzen lasse. Das war mein Fehler. Ich habe anderen Menschen erlaubt, die Entscheidungen zu treffen. Doch das werde ich nicht mehr tun. Nie mehr.“

Aufbau, 9,95€
ISBN: 978-37466623283

Bürgerreporter:in:

Vera Henze aus Mönchengladbach

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