Algäu und Bodensee September 2012, die Stramme Kette Gehrden und die Berge.

Algäuer Voralpenland mit Hochgrat und Rindalphorn im Abendlicht
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Warum viele Radler der Stramme-Kette Gehrden ihr Tourengebiet unbedingt dort suchen, wo die höchsten Berge und steilsten Anstiege Deutschland sind, wird sich auch mir als Betroffenen nicht so schnell erschließen. Die Radwochen der überwiegend aus den Mitgliedern der Masters- (also etwas älteren Sportler) Gruppe fanden in den letzten Jahren u. a. im Pfälzer- und Bayerischen Wald, am Chiemsee, an Rhein und Nahe, der Fränkischen Schweiz sowie im Allgäu statt. Es nutzte auch nicht viel, dass meistens ein einheimischer Führer, neudeutsch Guide, die Gruppe führte, auch er konnte die steilen „Rampen“ nicht flachbügeln. Wenn irgendwann die Kompaktkurbel, oder sogar das 3 fach-Kettenblatt nicht vor dem Schieben auf den letzten steilen Metern nicht mehr bewahrte, waren die Grenzen erreicht.
Das alles hielt einige Radportler nicht davon ab, Anfang September, vor der Bodensee-Rundfahrt, noch eine Woche im Allgäu bei Oberstaufen zu trainieren, Unterkunft wie in den Vorjahren in der Ferienwohnung bei Luise Forstmeyer.
Bei anfänglich kühlem, aber immerhin trockenem Frühherbstwetter sollten es jeden Tag schon 80 bis 100 km werden. Meine Begleiter hielten sich bei der Tourenplanung vornehm zurück, Eberhard wird´s schon richten. Zumindest wurde am Nachmittag bei der „Siegerehrung“ im Café am Marktplatz keine allzu derbe Kritik laut, wenn auch der erste Tag allen schon fast die letzten Körner abverlangte. Drei Anstiege, die sich von 16, 18 bis auf 20 Prozent steigerten, trieben vor allem Horst, der als einziger ohne „3 fach“ unterwegs war, fast die Tränen in die Augen. Der Kaiserschmarren zu besten Mittagszeit spendete etwas Trost. Die Rückfahrt in das Quartier, leicht wellig, aber meist bergab, sorgte für einen entspannten Abschluss des Tages.
Weil der nächste Tag Sonne und wärmere Temperaturen versprach, wurde die so genannte Königsetappe angegangen. Zunächst flach bis Immenstadt wurde hinter Blaichach die Anhöhe nach Ofterschwang und Obermeiselstein erklommen, eine geschotterte Baustelle hielt uns nur wenig auf. Durch Oberstdorf in Richtung Flugschanze und weiter zu einer Alpe waren fast keine Höhenmeter zu überwinden. Die Brotzeit mit Bergkäse war ausgezeichnet. Dann ging es über die Passhöhe Tiefenbach-Rohrmoss nach Hittisau in Österreich. Diese Strecke war uns aus den Vorjahren bekannt, trotzdem genossen wir nach dem harten Anstieg die rasante Abfahrt. Im Talgrund vor Oberstaufen herrschte zwar ein böiger Gegenwind, aber der Schlussanstieg machte dann keine Probleme mehr.
Die Tour am folgenden Tag führte über Rettenberg nach Oy-Mittelberg, auch hier mussten wir uns über einige Anstiege hinauf kämpfen. Eine kleine Forststraße um den Berg Grünten herum führte direkt zu einem kleinen Bergwerks-Museum. Ein Gasthaus sorgte für das körperliche Wohl unserer kleinen Gruppe. Die nachfolgende Abfahrt nach Burgberg war mit über 20 Prozent schnell überwunden und flach am Alpsee entlang wurde Oberstaufen erreicht.
Donnerstags sollte es noch einmal nach Oberstdorf gehen, dieses Mal direkt zur Flugschanze auf der linken Talseite. Der Anstieg bei Hinang konnte uns nicht mehr erschrecken, jedoch stellte Horst kurz vor dem Mittagsziel fest, dass der Umwerfer seiner Gangschaltung abgebrochen war. Auf dem Rückweg, in Oberstdorf, fanden wir einen fähigen Schrauber, der dieses Teil ersetzten konnte, die Rechnung war jedoch so hoch, dass diese nur mit dem Einsatz der Geldreserven aller drei Radler beglichen werden konnte. Zudem wurde an dem Fahrrad noch ein Tretlager-Schaden festgestellt. Also ging es so flach wie möglich nach Oberstaufen zurück. Am nächsten Morgen sollte der Schaden behoben werden. Es war ohnehin nur ein kurze Tour in Planung. Inzwischen waren auch die restlichen 3 Teilnehmer in Oberstaufen eingetroffen.
Das zuvor angekündete Wetter-Hoch brachte bereits am Freitag herrliches Sommerwetter,
eine kurze Runde nach Immenstadt hielt die Waden locker, Horsts Fahrrad war wieder „wie neu“.
Der Nachmittag verging mit Kaffeetrinken, Relaxen, sowie Vorbereitungen zur Bodensee-Rundfahrt am nächsten Morgen.
Wie immer wurde um 6 Uhr in Richtung Sigmarszell bei Lindau gestartet, am Startort herrschte bereits reges Treiben. Pünktlich 7 Uhr ging es auf die Strecke, zunächst bergauf nach Hörbrantz, dann immer bergab an den Bodensee, die Alpenkette mit dem Säntis im Morgenlicht vor Augen. Das südliche Ufer lag am frühen Morgen noch unter einer Hochnebeldecke. Bregenz wurde schnell durchfahren, der Samstagmorgen-Verkehr war erträglich. En Franke aus Nürnberg schloss sich an und verstärkte uns somit bei den Führungen.
Die erste Kontrollstation lag schon in der Schweiz, es wurde etwas wärmer. Immer den Bodensee zur rechten Seite wurden Orte wie Arbon und Romanshorn durchfahren. An der nächsten Station, Tägerwilen, trennte sich unsere kleine Gruppe, einigen reichte die Runde von „nur“ 155 km aus. Wir anderen drei hatten Stein am Rhein vor uns, dort wurde wieder deutsches Territorium erreicht. Inzwischen war es auch richtig war geworden. Der Bodanrücken vor Konstanz war dann schon welliger, etwas später kamen wir an die Fähre nach Meersburg. Dort angekommen, nahmen wir dieses Mal die Original-Route durch den Wald, einschließlich einer Steigung von bis zu 20 Prozent. Zum Glück war oben im Ort die vorletzte Kontrolle, eine Stärkung war angesagt. Nun folgte ein ständiges auf und ab durch Weinberge und Obstplantagen, teilweise auf kleinen Feldwegen. Noch ein letzter Stop in Ailingen nahe Friedrichshafen. Die letzten 35 km sollten eigentlich keine Probleme mehr bereiten, so kamen wir nach knapp 9 Stunden Fahrzeit und fast 220 km wieder in Siegmarszell-Schlachters an. Zufrieden mit der Tour und der eigenen Leistung wurde am nächsten Vormittag die Heimreise angetreten. Der letzte sportliche Höhepunkt des Radsport-Jahres war somit erfolgreich zu Ende gegangen.

Bürgerreporter:in:

Eberhard Cramme aus Gehrden

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