Entweder ein fremdbestimmtes Einkaufzentrum oder ein selbstbestimmtes lebendiges Stadtzentrum - beides geht nicht.

GARBSEN. Deutschlandweit werden Einkaufszentren in der Stadtmitte öffentlich diskutiert. Dabei hat sich eine deutlich kritische Haltung der Städtebauer, Bürger aber auch des Fachhandels herausgeschält, siehe Celle, Oldenburg etc. Man spricht von „Center-Mania“.
Bei seit Jahren stagnierenden Einzelhandelsumsätzen nimmt die Verkaufsfläche munter zu.
Die Lebensfähigkeit eines Einkaufszentrums, auch in Funktion einer Stadtmitte, setzt voraus, dass die Käufer gelenkt werden, nämlich in Garbsen aus der Fläche in das Zentrum. Das wissen auch die Gutachter wie z.B. GFK Prisma. Sie sind aber nur um die kurzfristigen umsatzbezogenen Zusammenhänge, nicht aber um die städtebaulichen, gesellschaftlichen und politischen Spätfolgen bemüht, die allein die Stadt treffen werden.
Der etablierte Einzelhandel fügt sich in das vermeintlich Unabwendbare.
Der in Sachen „Neue Mitte Garbsen“ offensichtlich abgetauchte Einzelhandel beschäftigt sich vermutlich allein mit der Frage, ob er sich bei Sonae einmieten soll, um sich Konkurrenz vom Leibe zu halten. Jedenfalls hat er im Verbund mit Grundstückseigentümern, Politikern und der interessierten Bürgerschaft kein Alternativkonzept vorgelegt.
Der öffentliche Freiraum Stadtzentrum wird zum fremdbestimmten Privateigentum.
Hat Garbsen, trotz vergleichsweise guter Kassenlage, erst einmal das Zentrumsgrundstück verkauft, nimmt man sich jede Einflussnahme. Der Investor als Grundstückseigentümer hat allein das Sagen und der sieht sich nur seinem Profit, nicht aber der Stadt und ihrer Bürgerschaft verpflichtet. Und das gilt auf sehr, sehr lange Zeit. Anders ausgedrückt handelt es sich um eine schleichende Entmachtung der Bürger, womit nicht wenige vermutlich auch noch einverstanden sind. Hierzu bieten das Planetencenter und alle Center in Garbsen davor Einiges, woraus sich Vieles schon lernen ließe.
Stadtentwicklung ist ein sehr langfristig angelegtes Projekt.
Kurzfristig ist die „Neue Mitte Garbsen“ geeignet, den Politikern viel Nutzen zu bieten, Besichtigungsreisen, Grundsteinlegung, Richtfest, Einweihung etc. Im Blitzlicht ihrer Tagesbedeutung sollten sie sich aber darauf hingewiesen sehen, dass bereits ihre Enkelin oder ihr Enkel im Stadtrat den Tag verwünschen könnten, an dem man das Grundstück dem Investor übereignete, und man nun, beraubt jeden Einflusses, zusehen muss, wie das dann vielleicht leblose Einkaufszentrum als Betonklotz hinter dem Rathaus verkommt.
Umkehr als Ausdruck von Verantwortungsbewusstsein und Stärke.
Alle Lösungsansätze, Garbsen zu einer Stadtmitte zu verhelfen, sind letztlich nicht überzeugend, auch weil sie ganz offensichtlich die Bürgerschaft eher spalten denn einen.

Letztlich geht es um die Frage, entweder ein fremdbestimmtes Einkaufzentrum oder ein selbstbestimmtes lebendiges Stadtzentrum - beides geht nicht.

Den vorstehenden, von Rudolf Hofmann, Mitglied im Rat der Stadt Garbsen, für die Unabhängigen verfassten Artikel, habe ich bereits am 7. Februar 2007 im LeineBlick veröffentlicht (siehe Archiv).

Details nach zu lesen:
Süddeutsche Zeitung, 06.10.2006, „Die ECE-Formel“.
Das ödp-Journal, Februar 2007, „Unser Kulturgut „Stadt“ muss bewahrt werden“.

Hans-Rüdiger Steinmetz
e-mail hans-ruediger.steinmetz@web.de

Bürgerreporter:in:

Hans-Rüdiger Steinmetz aus Garbsen

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