Paddelabenteuer in schwedisch Lappland

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Eigentlich war es eine gut geplante Paddelroute, die uns durch nahezu menschenleere Natur bringen sollte. Aber es kam alles anders, als ich es geplant hatte. Nur aufgrund der konsequenten und zielgerichteten Handlung meiner mitreisenden Begleitung und einiger "glücklichen Umstände" habe ich es zu verdanken, dass ich lebend wieder nach Hause gekommen bin.

Es lag nicht an der Paddeltour, sondern diese akute Erkrankung hätte auch woanders eintreten können. Da wir weit weg von jeglicher Hilfemöglichkeit waren, hätte die Reise auch anders ausgehen können.

Nun geht es mir wieder gut, meinen Sport (Laufen, Rennrad und Mountainbike fahren, Inline-Skating) habe ich inzwischen auch wieder aufgenommen und ich möchte im nächsten Jahr die Paddeltour an der Stelle wieder fortsetzen, wo wir sie beendeten.

Hier der Bericht:

Meine Devise war immer "Der erste Gedanke ist immer der Richtige". Dieses Mal jedoch entschieden wir uns kurzfristig, vom Torne Träsk zu starten und nicht, wie eigentlich geplant, ab Kurravaare (bei Kiruna). Wir starteten mit unserem schwer beladenen Paddelboot bei strahlendem Sonnenschein, schneebedeckten Bergen im Hintergrund und einem Rückenwind (!!!) der Windstärke von etwa 6 - 7 mit entsprechend hohen Wellen.

Nach einer Übernachtung auf einer Insel erreichten wir gegen Mittag des zweiten Tages eine Stromschnelle, die nicht mit einem solchen Kanu zu durchfahren war. Hier gab es die Möglichkeit, sämtliches Gepäck etwa 300 m weit bis zur einer Stelle hinter der Stromschnelle zu umtragen. Das Kanu treidelten wir in Ufernähe, beluden es dann wieder und fuhren weiter.

Am folgenden Tag erreichten wir eine weitere, längere Stromschnelle, die ebenfalls nicht für uns befahrbar war. Umtragemöglichkeiten gab es nicht und wir treidelten das schwere Kanu im ruhigen Wasser in Ufernähe. Das war eine schweißtreibende Arbeit, da wir im etwa knietiefen Wasser vor und hinter dem Kanu gingen und bei jedem Schritt auf die glitschigen Steine im Wasser achten mussten. Auch diese Schwierigkeit nach etwa 500 m funktionierte gut. Die Paddeltour ging weiter.

Dann aber kam die nächste Herausforderung am kommenden Tag. Schon von Weitem hörten wir das Rauschen der nächsten Stromschnelle. Kurz davor stoppten wir am Ufer und schauten uns die herabsausenden Wassermassen an, die sich zu hohen Wellenbergen auftürmten. Wir konnten nicht erkennen, ob einige der Wellenberge durch große Steine verursacht wurden. Ein Ende der Stromschnelle war nicht auszumachen.

Hier befanden wir uns weit ab von jeder Siedlung und Straße mitten in der schwedischen "Wildnis". Wege gab es hier auch nicht und uns blieb nichts anderes übrig, als auch diese Stromschnelle dicht am Ufer durch und über die vielen Steine zu manövrieren. Wohl war uns dabei nicht zumute, denn die kräftige Hauptströmung war nur wenige Meter neben uns. Mit zwei 20m langen Seilen sicherten wir jeweils das Boot, Andrea vorne und ich hinten. Oft musste ich das Bootsheck über knapp unter der Wasseroberfläche liegende Steine heben und nach etwa 3 Stunden erreichten wir das Ende der Stromschnelle.

Plötzlich spürte ich heftige Bauchschmerzen und wir steuerten einen auf der gegenüberliegenden Seite des Sees angebrachten Steg zu. Dort legte ich mich auf die Holzplanken und war ab diesem Moment nicht mehr handlungsfähig. Ich war nicht mehr in der Lage, mein Satellitentelefon zu bedienen. Andrea hat es mit enormer Ausdauer und lauter Stimme geschafft, weit entfernt auf dem See mit einem Jetboot fahrende jugendliche Frauen auf unsere Situation aufmerksam zu machen, die dann ihren Vater holten, der mit einem Schnellboot zu uns kam, mich einlud und mehr als 10 km bis zur nächsten Straße brachte. Der über Funk gerufene Rettungswagen fuhr mich ins Krankenhaus, wo ein Darmverschluss mit Darmriss festgestellt wurde. Es war höchste Zeit, dass ich operiert wurde.

Wir sind mit unserem Mietwagen wieder heile nach Hause gekommen, mussten natürlich (in Kurravaara) unsere Paddeltour beenden, die im kommenden Jahr (wenn möglich) dort fortgesetzt werden soll. Unser Ziel soll das das etwa 180 Flusskilometer entfernt liegende Pajala sein.  

Jetzt bin ich eine Erfahrung reicher. Ich habe schon viele Wildnistouren hinter mir, oft auch in Alaska oder Kanada. Wäre mir dort so etwa passiert, wäre so schnell keine Hilfe möglich gewesen. Trotzdem werde ich weiterhin Paddeltouren in abgelegenen Regionen unternehmen, allerdings mit anderen Sicherheitsplanungen.

Euer Klaus

Bürgerreporter:in:

Klaus Schiegel aus Garbsen

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