Junger Igel in Not

Eine handvoll Stacheln
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Vor Kurzem freute ich mich als aktives NABU-Mitglied, dass es mir gelungen war, zwei meiner fünf hilfsbedürftigen Pflegeigel in den kontrollierten Winterschlaf zu geben. Ein schöner Erfolg nach intensiver Pflege. Kontrolliert bedeutet dabei, dass die Tiere nicht in der freien Natur ihren Winterschlaf halten, sondern in speziell dafür zusammengebauten Kartons mit einem schönen kuscheligen warmen Nest. Dieser Schlafkarton steht in einem trockenen aber ungeheizten Raum. Bei uns ist es ein Geräteschuppen. Dort werden Kurt und Elfi hoffentlich noch einige Wochen tief und fest schlafen. Ein weiterer Pflegling schläft in einem nicht ganz so tiefen Schlaf, dem sogenannten Dämmerschlaf seit 19. Dezember bei mir im beheizten Keller.

Nachdem ich Elfi in den Winterschlaf legen konnte, meinte ich nur noch 2 aktive und päppelbedürftige Igel versorgen zu müssen. Eine deutliche Zeitersparnis. Doch kaum hatte ich dieses gedacht, klingelte auch schon das Telefon. Durch das milde Wetter der letzten Tage war ein kleiner Igel noch einmal aus seinem Winterschlaf aufgewacht und lief tagaktive und taumelig in Horst herum. Der Finderin erschien das Tier sehr klein und sie reagierte richtig. Sie nahm den Igel mit Handschuhen auf und setzte ihn auf ihre Küchenwaage. Diese zeigte gerade mal 321 g an. Mit diesem Ergebnis rief sie mich an und bat um Hilfe. Nach einem längeren Telefongespräch war mir klar, der Igel war hilfsbedürftig und die Finderin hatte nicht die Möglichkeiten, dass Tier selber zu versorgen. Es kam, wie es kommen musste. Denn ich hatte ja gerade die Box von Elfi gereinigt, da die Igelin in das Winterquartier umgezogen war. Folglich stand diese eine Versorgungsbox nun leer - oder wieder zur Verfügung?

Kurzum Horsti Horst zog in die kleine NABU Igelstation in meinem Keller ein. Auch meine Erstuntersuchung ergab 321 g, wenig Parasiten aber unterkühlt. Folglich bekam Horsti eine Wärmflasche zum Aufwärmen, deren Inhalt ich alle paar Stunden mit lauwarmem Wasser erneuerte und mit sauberen Küchentüchern umwickelte. Neben der leichten Unterkühlung fiel auf, dass Horsti sehr durstig war. Daraus schloss ich, er hatte bereits die kalte Witterungsperiode verschlafen und war vor erst Kurzem bei dem milden Wetter erwacht. Instinktiv ging er auf Futtersuche. Allerdings wird dass, was er als Nahrung gefunden haben könnte, gerade ausgereicht haben, um seinen Ist-Zustand also die 321 g zu halten, da die kalten Nächte an seinen Energiereserven nagten. Wenn das Tier noch einmal eingeschlafen wäre, wäre es fraglich, ob die Energiereserven dann noch ausgereicht hätten, um noch einmal aufzuwachen. Igel verlieren während des Winterschlafes ca. 30 Prozent ihres Körpergewichtes. Das Wiederaufwachen kostet natürlich zusätzliche Energiereserven, weil der stark reduzierte Stoffwechsel langsam wieder hochgefahren werden muss.

Horsti Horst hat dieses Problem nicht. Er kuschelte sich nach igelart - platt auf dem Bauch liegend und alle viere von sich gestreckt - an die Wärmflasche und genoss die Wärme. Am nächsten Morgen bot ich ihm vorsichtig das erste gut zerdrückte Katzenfutter an. Er stürzte sich regelrecht ins Futter und leckte das Schälchen blitz- blank sauber. Frei nach der Devise "Ich habe noch gar nichts bekommen". Nach einer kleinen Pause bekam er einen Nachschlag und dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis die Spuren des Verdauungsapparates zu entdecken waren.

Inzwischen ist Horsti entwurmt und samt seiner Box aus dem Quarantäneraum in meine "Mini Igelstation" umgezogen. Er futtert nun, was das Zeug hält und nimmt täglich ordentlich an Gewicht zu. Wenn er so weiter macht, überrundet er noch Bob Schlori und darf noch vor ihm im Geärteschuppen eine Runde den kontrollierten Winterschlaf genießen.

Warten wir es ab, wer von beiden zuerst die 750 g hat.

Sechs Igel, soviele hatte ich noch nie. Die Ursache sehe ich in dem langen harten Winter 2009/2010, den dadurch noch später geborenen Jungigeln und dem sehr frühen Winterauftakt zum Jahresende 2010.

Eine handvoll Stacheln
Auf erstem Erkundungsgang
Bürgerreporter:in:

Dagmar Strube aus Garbsen

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