Aktion Kulturreporter: die 18. Kulturnacht in Gümmer

Peter Wehrmann und Lutz Schwarz sind die Art of Mouth
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Am 13.4.2013 fand die 18. Kulturnacht in Gümmer statt. Als Kulturreporter konnte ich die Veranstaltung besuchen obwohl sie schon seit langem ausverkauft war. Ein buntes Programm sollte mich erwarten.
Als erstes traten Art of Mouth, das sind die Mundakrobaten Peter Wehrmann und Lutz Schwarz auf die Bühne. Sie treten seit fast 25 Jahren gemeinsam auf, man merkt, dass sie ein eingespieltes Team sind. Es ist unglaublich, wie sie mit ihren Mündern ohne weitere Hilfsmittel ein Feuerwerk an Klängen, Rhythmen und Geräuschen fabrizieren. Wenn man die Augen schließt und einfach nur zuhört, hat man den Eindruck, dass eine ganze Band auf der Bühne ist. Nach dem ersten Stück zeigten die beiden wie man 4 Instrumente gleichzeitig mit nur einem Mund fabriziert. Es folgte ein Potpourri der modernen Musikgeschichte, von Michael Jackson aus den 80gern über Funk Musik bis zum Hipp Hopp. Ein Highlight war die Vorführung des Scratchens – hier wird eine Schallplatte auf dem Plattenteiler bei aufgelegter Nadel hin- und herbewegt. Peter hat dies schon seit frühester Jugend als es noch gar nicht modern war, am Plattenspieler seiner Eltern ausprobiert, vorzugsweise am Lied „Tanze mit mir in den Morgen“ von Gerhard Wendland. Aber vorwärts kann jeder, rückwärts wurde uns vorgeführt. Das Publikum johlte, als er diesen Song rückwärts scratchend vortrug. Lutz hatte zwischendurch seine „tschechischen 5 Minuten“ in der er so manchem aus dem Publikum mit Karel Gotts Song „Babicka“ zu nahe kam. Sein herrlicher Kommentar dabei war „Kennen sie das auch? Sie machen was und wissen nicht warum!“ Aber er beruhigte sich bald wieder und so konnte es mit Musik aus den USA, dem Jazz weiter gehen. Einzigartig war das Trompetensolo von Lutz, dem das Klarinettensolo von Peter folgte. Die Bandbreite der beiden war einfach unglaublich. Die Zeit verging wie im Flug und erstaunt stellten wir fest, dass tatsächlich eine Stunde vergangen war.

Da kam eine Pause für alle sehr gelegen und die Getränkestände wurden gestürmt.
Die ersten Besucher saßen schon wieder auf ihren Plätzen als Thorsten Hitschfel die Bühne betrat. Er machte nicht groß auf sich aufmerksam, hatte Verständnis dafür, dass noch nicht alle auf ihren Plätzen saßen, „bei einer Toilette für 300 Personen geht das eben nicht schneller“. Doch dann sprudelte es nur so aus ihm heraus. Mit seinem sächsischen Dialekt beschrieb er die Probleme, die durch falsches Margedding entstehen. „Würden Sie bei Bad Nenndorf die Autobahn verlassen, wenn dort auf der Infotafel Schwefel, Moor und Sole angepriesen wird?“ Eindeutig falsches Margedding! Die Sachsen sind auch für viele Wörter in unserer Sprache verantwortlich. Bei der Völkerwanderung haben sie sich auf den Weg gemacht und haben dann mal angehalten – in Sachsen Anhalt. Später haben sie sich niedergelassen – in Niedersachsen. Selbst der Name Gümmer ist im Ursprung sächsisch. Er kommt von kümmern, also gümmern wir uns doch umeinander, damit der Name passt.
Dann wurde die Gitarre umgehängt und es gab eine Hymne zur Winterolympiade, die ja eigentlich in Sachsen stattfinden sollte. „Angie...!“ Damit brach er endgültig den Bann und das Publikum applaudierte begeistert. Die Zeiten ändern sich und das alte Wanderlied „Des Wandern ist des Müllers Lust“ ist heute „Dieser Weg wird kein leichter sein“. Dies war der Übergang zu einer Kasten-Show, heutzutage will ja jeder ein Superstar werden und so ist der Showleiter unverkennbar Helge Schneider, bei dem Peter Maffey darum bettelt sein Lied „Manchmal finde ich meine Lesebrille nicht“ vortragen zu dürfen. Auch Udo Lindenberg ist mit von der Partie und Literaturkritiker Reich Ranicki gibt seinen Senf dazu. Die Imitationen waren einfach klasse.
Ohne eine Zugabe durfte Hitschfel aber nicht die Bühne verlassen. Und so erlebten wir einen einkaufwagenschiebenden Einkäufer auf der Jagd nach Mammut. Jetzt wissen wir, warum wir beim Einkaufen keine Miene verziehen, alles hat seinen Grund im Urinstinkt des Menschen, dem Jagen.

Nun wurde es wieder Zeit für eine Pause bevor die Art of Mouth nochmals auf die Bühne kamen. Sie hatten sich umgezogen, Peter erschein im weißen Anzug und russischer Mütze. Nach einem russischen Song gab es eine wunderbare Parodie von Monica Seles, die stöhnend ihre Bälle schlug. In Zeitlupe wurde die Atemtechnik der Sportlerin vorgestellt, einfach super! Anschließend wurden die Autotypen Trabi, Käfer und Mercedes vorgeführt, man hatte die Autos wirklich vor Augen als die Schwierigkeiten beim Anlassen dargestellt wurden. Auch die beiden haben Imitationen im Programm und so kamen auch hier Reich Ranicki, Udo Lindenberg und Heinz Rühmann zu Wort. Ein wenig unglücklich fand ich, dass die gleichen Personen wie bei Hitschfel imitiert wurden, da hätte ich mir ein wenig Spontanität gewünscht.
Zum Abschluss des Programms durfte sich das Publikum Filmmelodien wünschen, die von Peter und Lutz dargestellt wurden. Da merkte man, dass die beiden das oft machen, es gab kein Stocken bei den 9 Melodien, wie Bohnanza, Kimba oder Derrick.
Auch die beiden durften nicht ohne Zugabe gehen und so bekamen wir noch den Kulturnacht Rave zu sehen und zu hören. Dabei ging ein Sennhäuser Mikro kaputt, das hat wohl den absoluten Belastungstest im Mund von Peter nicht bestanden. Gut, dass die Kollegen von der Technik aushelfen konnten.

Bevor der 3. Programmpunkt, die Band Rockhouse Brothers auftreten konnte, mussten die vordersten Stuhlreihen entfernt werden. Wie sagte der Veranstalter Herr Schreiner so schön, „die vorderen haben jetzt die A-Karte“. So erlebten wir die Band im hinteren Bereich stehend während vorne ein paar Frauen das Tanzbein schwangen. Die Männer trauten sich anscheinend noch nicht so recht.

So hatte ich aber die Gelegenheit, ein paar Worte mit Lutz zu wechseln. Ich fragte ihn, wie viele Pfund er während einer Vorstellung abnimmt, denn der Schweiß floss in Strömen. Er meinte, es wäre wohl so ein Kilo – also ein sehr anstrengendes Fitnessprogramm.

Mein Resümee dieser Veranstaltung ist, dass es eine rundherum gelungene Kulturnacht war, das Publikum ging begeistert mit. Vielen Dank, dass ich auch mit dabei sein konnte!

Bürgerreporter:in:

Dorle Burgdorf aus Seelze

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