Ein ganz besonderes Kleinod hinter den dicken Klostermauern des Klosters Fürstenfeld

2. Februar 2011
Klosterkirche Fürstenfeld, 82256 Fürstenfeldbruck
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verbirgt sich jedes Jahr zwischen Weihnachten und Maria Lichtmess am 2. Februar.

Wer durch die Kirchenpforte tritt und sich nach links, zum Josefaltar, wendet sieht hinter einem Gusseisengitter die wundervolle Darstellung der Anbetung des kleinen Jesuskindes im Stall von Hirten und den hl. Drei Königen.

Dies haben sich im letzten Jahrhundert, vor mehr als 60 Jahren, auch die Ettaler Benediktiner gedacht, die damals für das Kloster zuständig waren. 1940 erwarben sie von einem Münchner Privatmann die heute noch vorhandene Krippe. Der Vorbesitzer hat die wichtigen Informationen zu seiner Krippe handschriftlich zusammen gestellt. Die Aufzeichnungen befinden sich im Pfarrarchiv von St. Magdalena, Fürstenfeldbruck. Sie zahlten damals 1.000 Reichsmark für die Weihnachtskrippe. Der Betrag dürfte schon damals aus Spenden zusammen gekommen sein. Wenn man an die damals schwierige und notleidende Zeit zurück denkt, bekommt der Erwerb der Krippe noch ein größeres Gewicht und der Erhalt und die Sicherung ist ein kostbares Erbe.

Der Schöpfer der Krippe war Sebastian Osterrieder, ein angesehener Krippenbauer und Bildhauer seiner Zeit. Osterrieder war 1864 in Abensberg geboren und starb 1932 in München. Sebastian Osterrieder wurde nach abgebrochener Lehre als Bäcker ein Schüler des Bildhauers Adolf von Hildebrand.

Der Auftrag eines Standbildes von Papst Leo XIII. führte ihn nach Rom, wo er die neapolitanische Krippenkunst kennenlernte. Er begann um 1900 als erster Krippenkünstler das Krippenbrauchtum in den Kirchen in größerem Stil wieder aufleben zu lassen. Nicht zu Unrecht wird Osterrieder auch als „Wiederentdecker“ der künstlerischen Weihnachtskrippen“ bezeichnet. Sebastian Osterrieder fertigte seine Krippen halbseriell. Zunächst modellierte er die Figuren aus Wachs oder schnitzte sie aus Holz. Von diesen Originalen stellte er zweiteilige Formen her und goss die Figuren in seinem selbst entwickelten „Französischen Hartguss“ aus Hasenleim, Champagnerkreide und Gips. Zur Verstärkung der Glieder und Finger wurden Drähte eingebracht. Der Rumpf der menschlichen Figuren ist nur in groben Formen angedeutet, während Arme, Beine und Kopf sorgfältig und sehr fein ausgearbeitet sind. Um die Figuren auf einem Untergrund befestigen zu können, wurde ein langer Nagel jeweils in einen Fuß mit eingegossen. Eingesetzte Glasaugen erzielen eine starke Ausdruckskraft. Alle sichtbaren Gussteile wurden mit einer ölhaltigen Fassung bemalt, die bei den menschlichen Figuren wohl zusätzlich poliert ist, um einen porzellanartigen Glanz zu erzielen. Anschließend erfolgte das Kaschieren. Unterschiedliche Stoffe werden dafür in Leim getaucht und über die Figuren drapiert. Vermutlich hat Osterrieder die unterschiedlichen Stoffe nicht bewusst ausgewählt, sondern aus wirtschaftlichen Gründen mit Stoffresten kaschiert. Die teilweise sehr aufwendige Bemalung der Gewänder erfolgte in einem zügigen Arbeitsgang, wobei der malerisch-plastische Aspekt besonders betont wurde. Spezielle Effekte konnten durch das Setzen von Lichtern und Schatten, aber auch durch den Auftrag unterschiedlicher Überzüge erzielt werden. Osterrieder beherrschte diese Technik meisterhaft. Nach dem Trocknen wurden die Kleinplastiken unterschiedlich gefasst. Dadurch erhielt jede Figur einen individuellen Charakter, obwohl sie der gleichen Gussform entstammen. Das Gebäude schuf er aus Holz, welches wie die Neapolitanischen Bauten mit Kork bezogen und gefasst wurden. Zusammen mit einem gemalten Hintergrund (von ihm beautragt), Krippenflora und Nebenszenen hat Osterrieder seinen Krippenkompositionen den unverwechselbaren „Osterriederstil“ geschenkt. Zu Studien der Landschaft und Leute war er auch im hl. Land unterwegs gewesen. Seine orientalischen Kirchenkrippen wurden besonders wegen des verblüffenden Naturalismus ihrer Staffage außerordentlich geschätzt. In München betrieb er ein Atelier mit mehreren Mitarbeitern.

Die Prunkkrippen waren schnell begehrt. Nachdem namhafte Kunden wie Papst Pius X. für die Peterskirche , Prinzregent Luitpold, Kaiser Wilhelm II. und auch Konrad Adenauer eine Osterrieder-Krippe bestellt hatten, verbreiteten sie sich bis nach Schweden, USA und Mexico. Viele seiner Krippen sind heute verschollen. Herrn Hirschvogl liegt eine Liste mit rund 130 Osterrieder Werken und ihren Standorten vor. Viele im Süddeutschen Raum, Österreich und Schweiz.

Infolge der verwendeten Materialien und Herstellungstechniken reagieren die charakteristischen Krippenfiguren aus dem Atelier Osterrieders sehr empfindlich im Bezug auf Erschütterungen, Stöße und Klimaschwankungen. Die spröden Gussteile sind an Fingern und Zehen teilweise extrem fein und dünn. Die Kaschierung steht in den meisten Bereichen hohl und ist dadurch sehr druckempfindlich. Gefährdet sind besonders die Faltenverläufe, die auf dem Boden aufstehen. Bei der Handhabung der Figuren sind allerdings auch weiter oben befindlichen Bereiche betroffen. Es kommt zu Leinwanddeformationen, die Schäden an der zum Tränken des Gewebes verwendeten Grundierungsmasse und an der aufliegenden Malschicht zur Folge haben. Die Krippenfiguren in Fürstenfeld weisen leider an vielen Stellen deutliche Beschädigungen auf und tragen nicht mehr die originalen Kleidungsstücke, die Gussmasse ist an vielen Stellen gebrochen, angebrochene Arme und Beine sind bestenfalls notdürftig verklebt. Das imposante, auf Leinwand gemalte Hintergrundpanorama weist viele Knicke und Risse auf, dazu kommen großflächige Wasserschäden. Dies macht eine Restaurierung oder Ergänzung unabwendbar ist. Die dringende Notwendigkeit einer Restaurierung wurde auch durch Gutachten vom Kunstreferat der Diözese München und Freising sowie vom Landesamt für Denkmalpflege bestätigt.

Von ihrer künstlerischen Bedeutung ist es die Fürstenfelder Krippe jedenfalls wert, Geld und Zeit zu investieren, um sie zu erhalten und herzurichten.

Um den früheren Zustand der Krippe besser dokumentieren zu können, werden Fotos aus der Zeit von ca. 1940 bis 1970 benötigt. Wer entsprechende Bilder zur Verfügung stellen möchte, sollte sich bitte an Herrn Hirschvogl / Fürstenfeldbruck wenden.

Dank Herrn Anton Hirschvogl und seiner Frau Anneliese, der die Krippe seit einigen Jahren betreut und den alljährlichen Aufbau mit klammen Fingern in ungezählten Stunden betreut, kann man in neuer Pracht die bereits restaurierten Teile der Fürstenfelder Krippe - die Heilige Familie, die kleine Schar der Engel und die Hirten in der Szene in der Klosterkirche Fürstenfeld bewundern. Sie alle durften die Hand der Restauratorin Susanne Helfrich erfahren. Dringend notwendig wäre dies aber noch für die Stallruine und den Hintergrund. Anton Hirschvogl hat mit Fachleuten ein Restaurierungskonzept erarbeitet, welches nicht nur den Bestand sichern soll, sondern auch mögliche Ergänzungen oder Neuanschaffungen ein stimmiges Bild erreichen soll. Dies gilt auch für die durch einen glücklichen Zufall neu hinzu gewonnene Original – Kamelgruppe aus der Werkstatt Prof. Osterrieders. Sie ist schon restauriert.

Ochs und Esel, sowie Schafe und Ziegen und die zwei Pagen sind nach Osterrieder Art nachgefertigt worden. Die Reiter und der Elefant werden der Münchner Schule zugeordnet.

Viele Kleinobjekte, wie z.B. Löwe und Graureiher wurden schon in früherer Zeit dazu genommen und gehören wahrscheinlich zur Krippe St. Magdalena.

Dies gilt auch für den Teufel, der jedes Jahr auch in der Szenerie als Zeichen für Gut und Böse erscheint. Dieses Jahr ist er nicht so leicht zu finden, aber wer genau schaut findet ihn sicher.

Wer genaueres noch über die Krippe wissen will, findet im Vorraum des Klosters ein gelbes Informationsblättchen ausliegen.

Da die Summe für die Restauration und Ergänzung und Neuanschaffung (insgesamt ca. € 40.000) sehr hoch ist, würde man sich über jede noch so kleine Spende natürlich freuen. Viele kleine Beträge führen auch zum Ziel und man macht ja sich und anderen eine sichtbare Freude.

Spenden können bei der

Kirchenstiftung St. Magdalena
Sparkasse FFB
Kontonr. 8041410
BLZ: 700 530 70
Kennwort: Fürstenfelder Krippe

eingezahlt werden.

Bis € 100 gilt der Einzahlungsbeleg als Spendenquittung. Darüber stellt die Pfarrei St. Magdalena gerne eine Spendenquittung aus (bitte Adresse nicht vergessen).

Für mich war es ein ergreifendes Erlebnis, besonders da ich selber Krippen liebe, dieses Kleinod mal aus der Nähe betrachten zu dürfen.

Für weitere Informationen steht Herr Hirschvogl bestimmt gerne zur Verfügung.

Ich kann nur jedem raten noch bis zum 2. Februar das Kloster zu besuchen und sich die besondere Krippe mal anzusehen.

Text: Anja Gleixner
Fotos: Anja Gleixner

Mein Dank gilt Anton Hirschvogl und seiner Frau Anneliese für die zahlreichen Informationen rund um Osterrieder und die Krippe.

Bürgerreporter:in:

Anja Völkl aus Fürstenfeldbruck

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